Alle Lichter auf der Erde sollen leuchten
Quelle: bauer-karten.de
eine besinnliche, friedliche Weihnachtszeit
BLITZLICHTER VON DER ADVENTSZEIT IN MEERANE
Als Erinnerung für diejenigen, die dabei waren
29.11.- 01.12.24 Der Weihnachtsmarkt
Die Nutzung der ganzen Breite des Teichplatzes war eine gute Entscheidung. So schaffte man mehr Raum für Buden und Besucher von der italienischen Treppe bis zur Bühne. Die Fläche über den Neumarkt und Marienstraße mit Badergasse bis zum Markt zu erweitern, war mutig.
7.12.24, 19 Uhr Jahreskonzert des Blasmusikvereins 1968 e. V. in der Stadthalle
Man kann diesen besonderen Abend nicht beschreiben. Man muss ihn erlebt haben. So einen Klangkörber in Meerane zu haben, ist ein großes Glück. Hohe Anerkennung für das Zusammenspiel mit vielen solistischen Höhepunkten instrumental und gesanglich. Wir erlebten gemeinsam einen Abend voller Musik, Freude und unvergesslicher Momente. Es war das vorerst letzte Konzert in der Stadthalle vor dem Umbau, der 2025 beginnt. Bis zum Abschluss von Umbau und Sanierung werden alternative Spielstädte gefunden.
Noch ein letzter Blick in den Werner-Bochmann-Saal mit seinem schrägen Boden, der im Rahmen der Sanierung der Stadthalle für eine multifunktionale Nutzung umgebaut wird.
14.12.24, 16 Uhr Adventskonzert in der Neuen Friedhofshalle
Guten Abend, schön Abend
Es ist alles wunderbar gewesen. Die freundliche Begrüßung, die schönen Lieder, der wohltuende Gesang, die feine Begleitung, der eindrucksvolle Raum und gleichzeitig das Verbundensein beim Hören und Erleben und dann die vielen fröhlichen Gesichter. Die Neue Friedhofshalle, sonst Ort des Abschieds, wurde zum Ort des Wartens auf die Ankunft von Jesus. Foto: Heidi Ohl
Antje-Gesine Marsch (Gesang), Leiterin der Galerie ART IN und Ronny Kerl (Gitarre), gestalteten diesen schönen Abend zusammen mit zwei befreundeten Nachbarn. Der Eintritt zu dieser Benefizveranstaltung war frei. Die Spenden am Ausgang werden für Projekte des Förderkreises Friedhof Meerane e. V. verwendet.
15.12.24, 17 Uhr Weihnachtsliedersingen in der St. Martinskirche
Der Förderkreis Friedhof Meerane e. V. informiert
Der Friedhof ist ein Ort der Stadtgeschichte
Im Zusammenhang mit der 850-Jahrfeier von Meerane rückte auch die vielseitige Industriegeschichte unserer Stadt ins Blickfeld. Doch von den Firmen, die vor rund hundert Jahren den Wohlstand von Meerane ausmachten, gibt es keine mehr. Nur ihre Namen sind manchen noch im Ohr. Einige dieser Namen findet man heute, teils verborgen, an alten Familiengräbern auf unserem Friedhof. Die „Wiederentdeckung“ solcher alter Grabanlagen und die Erforschung ihrer Familiengeschichten ist inzwischen zum Hauptarbeitsfeld unseres Förderkreises geworden.
Am Moeschlergrab an der rechten Friedhofsmauer begann, inzwischen gut vorbereitet vom Förderkreis, die Firma Fleischer Landschaftsbau GmbH aus Hartenstein OT Thierfeld mit schwerer Technik. Herzlichen Dank Herrn Fleischer für diese kostenfreie Leistung! Die weiter erforderlichen Eigenmittel kommen vom Förderkreis Friedhof Meerane e. V.. So sind die Bürgerinnen und Bürger durch ihre Spenden auch an diesem vom Denkmalamt bestätigten Projekt direkt beteiligt. Über den Fortgang wir weiter informiert.Peter Ohl
Fortsetzung der Spenderliste 2024 von Spende 105 – 128
Erika Liebezeit, Bernd und Gisela Zenker, Familie Steffen u. Dr. Heike Viehweger,
Christian und Gertraude Nötzold, Jürgen und Cornelia Drechsel (GC), Manfred Siegel, Hans-Peter und Gudrun Thost, Roland Heft, Marieluise Schlott, Frank Sommerschuh, Jürgen und Annelie Hofmann, Horst Willig, Hans-Joachim und Maria Werner, Mario Haßmann, Klaus und Maria Gräser, Christa Schendel, Wolfgang und Birgit Werner, Dietrich Lehmann, N. J. Piekarz (Bischofsgrün), Annelie Walter, Ronny Kerl und Antje-Gesine Marsch, Wolfgang Bauer, Gabriela Bauer, Henning und Brunhilde Günther
Ihre Spenden gehen, wie auch die Spenden aus dem Café, weiterhin in die Projekte des Förderkreises auf dem Friedhof. HERZLICHEN DANK!
Förderkreis Friedhof Meerane e. V.
Moeschlerweg 1a, 08393 Meerane, Tel. 03764 / 3959, Fax 03764 / 796764, E-Mail: foerderkreis-friedhof-meerane@enviatel.net
Vorsitzender: Dr. med. Peter Ohl, Bürgermeister a. D., Stellv. Vorsitzende: Dipl.-Ing. Elisabeth Scholz, Kirchenvorstand; Schatzmeister: Holger Köhler, Sparkasse; Schriftführer: Uwe Horn, Friedhofsverwalter; Erkundung der Historie alter Familiengräber: Fachärztin Kathleen Dittrich-Ueberfeld; Sparkasse Chemnitz, IBAN: DE02 87050000 0710 0110 91; Der Verein ist anerkannt gemeinnützig. St. Nr. 227/141/07376, FA Zwickau, Freistellungsbescheid vom 28.04.2021, Finanzamt Zwickau
Es weht der Wind ein Blatt vom Baum,
von vielen Blättern eines,
dies eine Blatt, man merkt es kaum,
denn eines ist ja keines.
Doch dieses Blatt allein,
war Teil von unserem Leben
drum wird dies Blatt allein
uns immer wieder fehlen.
(Rainer Maria Rilke)
In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von unserem Vati, Opa, Bruder und Freund
Hartmut Brühl
09.06.1954 – 05.12.2024
In stiller Trauer
Dominique und Alexander
Thomas und Antje
Elisa, Anastasia und Rodrigo
sowie die Geschwister und alle Familienangehörigen und Freunde.
Die Beisetzung findet am 25.01.25 um 14Uhr auf dem Waldfriedhof Callenberg, Schettlermühle 2, statt. Von Blumengaben bitte wir abzusehen.
Erinnerung an Hartmut Brühl
Hartmut Brühl begann im Juni 1990 seine Tätigkeit in der Stadtverwaltung Meerane im Bereich der Wirtschaftsförderung. Es war eine Zeit größter Umbrüche. Tausende verloren ihre Arbeitsplätze in der volkseigenen Industrie. Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen waren keine Dauerlösungen. Mit hoher Geschwindigkeit wurde in konzertierter Aktion zwischen Bauamt, der Wirtschaftsförderung, der Meeraner Stadtentwicklungsgesellschaft und dem Bürgermeister die Voraussetzung für Ansiedlungen neuer Industrien geschaffen. Investoren für Meerane zu begeistern, an die Hand zu nehmen und durch die Verfahren zu begleiten, war die Domäne der Zentralstelle für Wirtschaftsförderung. Hier hat Hartmut Brühl als Leiter der Abteilung viel geleistet. Oktober 1991 konnte ich mit ihm den ersten Spatenstich im Gewerbegebiet Südwest vornehmen.
Bereits im Oktober 1991 konnte ich mit ihm den ersten Spatenstich im Gewerbegebiet Südwest vornehmen. Bis zum Ende meiner Amtszeit im Jahr 2001 sind hier viele neue Arbeitsplätze entstanden, an deren Schaffung Hartmut Brühl einen großen Anteil hatte. Für die gute und erfolgreiche Zusammenarbeit danke ich ihm sehr. Seine Erfahrungen setzte er später in der Gemeinde Nobitz ein.
Die Nachricht von seinem plötzlichen Tod macht sehr betroffen.
Seiner Familie spreche ich meine herzliche Anteilnahme aus.
Dr. Peter Ohl, Bürgermeister a, D.
DIE KLEINE MEERANER MARKTFRAU
Erhältlich im Geschäft „Elektrodiscount“ neben dem Alten Rathaus, Meerane Markt
Handarbeit, Größe 95 mm, Farbe auf Wunsch. Preis 30 €, Erlös für einen guten Zweck
Erinnerungen eines Meeraners
Kinderfreuden
von TASSO Jens Müller, Meerane
Letzte Woche, ein Tag Anfang September, fuhr ich mit dem Auto, statt mit laufender Klimaanlage, die Scheiben vorn beide bis runter geöffnet und das Schiebedach auf, von einem Besuch bei Freunden in Langenchursdorf zurück nach Hause. Es war einer dieser ständig zu heißen Sommertage in diesem Jahr, der wieder mal der heißeste seit der Wetteraufzeichnung sein sollte.
Der Fahrtwind wehte durchs Autoinnere und meine spärlich gewordene Haarpracht flatterte so angenehm, dass es mir den Anschein gab, da wäre noch mehr auf dem Kopf vorhanden, und ich wäre der Typ aus einer Werbung für irgendwas, der mit voller Mähne am Strand entlang lief oder ohne Helm auf einer Harley über eine Landstraße fegte.
So vieles hatte sich seit den Tagen meiner Kindheit verändert und trotzdem roch der Spätsommer noch genau wie damals, als die langen acht Ferienwochen zu Ende waren und man sich freute, endlich wieder in die Schule zu gehen, die Klassenkameraden wiederzusehen und die Erlebnisse der letzten zwei Monate auszutauschen.
Noch mehr wurde dieses Gefühl unterstrichen, da im Radio hintereinander Songs von Smokie, T-Rex und Suzi Quatro gespielt wurden und an den Wiesenrändern der abgemähten Felder die Grillen zirpten. Motiviert durch die Musik begann ich eine gedankliche Zeitreise und befand mich ungefähr zur gleichen Zeit wieder, irgendwann Mitte der siebziger Jahre.
Damals wohnte ich mit meinen Eltern in der Meeraner Johannisstrasse 28, direkt neben dem Eingang der IFA, meine Großeltern uns direkt gegenüber in der Karolinenstraße 20 und mein Freund Thomas mit seiner Mutter, die eine Gasflaschenabfüllung betrieb, in Rufweite in einem großen Einfamilienhaus nebenan.
Unsere Freundschaft begann, trotz unmittelbarer Nachbarschaft, erst vor ein paar Jahren.
In unserem Viertel, ein Carré von Häusern, deren Höfe und Gärten alle nach hinten, mittig zusammenführten, gab es zwei Kinderbanden, die in Feindschaft waren. Ich gehörte zu denen aus der Karolinenstraße/Merzenberg, wo die Kinder schon seit der Generation, als meine Mutter und ihre Schwestern Kinder waren, zusammenhielten. Damals lebten in diesem, nach dem Krieg neu gebauten Haus, in erster Linie junge Arbeiterfamilien mit Kindern. Da es so was wie Kinderzimmer bei dieser Architektur noch nicht gab, hatten die alle etwas Vergleichbares auf einem Dachboden in kleinen Kämmerlein, meist zu zweit oder dritt. Schon das allein verband diese Kinder und da es damals keine privaten Trampoline und Rutschen gab, geschweige denn Swimmingpools, war es eine schöne Notwendigkeit, das man zusammenhielt, teilte und vor allem draußen miteinander spielte: „Fischer wie hoch ist das Wasser, Gummihopp, Ländermausen, Eckelhasch, Verstecker, Himmel und Hölle, Meister kann ich Arbeit haben, Schleuderfiguren“… das Repertoire an Möglichkeiten, auch ohne Spielsachen, stundenlang miteinander Spaß zu haben, war schier unerschöpflich.
Dies förderte die Gemeinschaft und den Zusammenhalt und wenn es Abend wurde, waren alle stets nur schwer dazu zu bewegen, durch rufende und pfeifende Eltern, endlich hoch zu kommen, wo das schlichte Abendbrot schon aufgetischt war und die Eltern danach, je nach Linientreue die Aktuelle Kamera oder die Tagesschau gucken wollten. Da kam es nicht selten vor, das Tränen flossen, oder manch erzürnter Elternteil seinen Balg nach mehrmaliger Aufforderung persönlich bei den Ohren packte und ins Haus zog. Unsere Alten und auch wir haben das alles überlebt.
Zu meiner Kinderzeit waren wir nun schon weniger geworden und große Brüder und Schwestern hatten uns deren Spiele in schöner Tradition weitergegeben.
Thomas galt, wegen des großen Hofs, der Firma und den vielen Westsachen eher als Außenseiter und verband sich mit den Steu‘s-Jungs Heiko und Mario, welche hinter einem hohen Bretterzaun, durch den man nicht durchschauen konnte, auf dem Grundstück vom Tischler Simon und seinem Jagdhund Asi wohnten. Nicht selten kam es zu Bandenkriegen, bei denen Grasbatzen, welche man auf den jeweiligen Wäscheplätzen, zum Ärger der dort tratschenden Kittelschürzentanten aus dem Boden riss, hin und her flogen. Zu körperlichen Auseinandersetzungen hingegen kam es, bis auf eine Ausnahme nie. Die eine Ausnahme bekam dann auch noch ich ab, aber das ist eine andere Geschichte.
Während der Ferien kam es dann vor, dass kaum Kinder zum Spielen anwesend waren. Zwar flog von uns noch keiner mit seinen Eltern ins Ausland, aber Urlaube im FDGB-Heim, im Ferienlager oder auch oft bei Verwandten in anderen Städten, waren auch für die meisten von uns eine schöne Abwechslung zum Kleinstadtleben gewesen.
Aber eines der schönsten Höhepunkte des Jahres war es, wenn der Rummel in die Stadt kam, das Stadtparkfest im August, wo’s stets Melonen gab oder wie jedes Jahr zur ungefähr gleichen Zeit der Rummel. Dieser wurde dann, nur zwei Straßenzüge von uns entfernt, auf dem Schützenplatz, vor dem Jugendklubhaus, das ehemalige Schützenhaus, aufgebaut. Nur zu gern ging ich dann direkt nach der Schule, natürlich ohne die Hausaufgaben gemacht zu haben dahin, um den verwegenen Typen, die wie Zigeuner wirkten und schmutzig nach Freiheit aussahen und wahrscheinlich auch rochen, bei den Aufbauarbeiten der Buden und Fahrgeschäfte zuzusehen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass oft auch Halbstarke aus der Stadt, aber auch so mancher Rowdy aus dem Kinderheim bei den Rummelleuten mithalf und hoffte, danach mit denen auf Reise zu gehen und sein Glück zu finden.
Dann kam der Tag, wo der Rummel zum ersten Mal öffnete. Da fehlt es mir leider an Erinnerungen, wie das von statten ging? Aber da es bei uns kein Bierzelt oder Ähnliches gab, war das wahrscheinlich so unspektakulär, dass es in meinem Kopf dafür keine Notiz gibt? Zumindest kann ich den Geruch in meiner Fantasie zurückholen, der bis zu unserem Haus wehte, und vor allem uns Kinder, schon am frühen Nachmittag, ab zwei zu dem Platz lockte, der Spaß und Abenteuer für die nächsten zwei Wochen versprach.
Taschengeld bekam ich erst, als ich pubertierte und auch all meine Freunde kannten so was nur aus dem Westfernsehen. Üblich war es deshalb, dass man die Erwachsenen um Geld bat, um endlich in diese wunderbare, bunte Welt abzutauchen. Ich hatte das große Glück, das Oma und Opa über die Straße wohnten und ich auch da noch um einen Obolus bitten konnte. Bei Preisen von dreißig Pfennige für eine Karussellfahrt, ließ sich eigentlich mit den Moneten in der Hosentasche einiges erwarten.
Für den Besuch auf dem Rummel waren Kumpels nicht unbedingt nötig, denn die traf man dann sowieso dort, genauso wie Klassenkameraden oder andere Kinder aus der Stadt, die man kannte. Der Rummel war einfach ein Muss beziehungsweise ein sozialer Treffpunkt Gleichaltriger zu je verschiedenen Tageszeiten. Uns Kindern gehörte also in erster Linie mal der Nachmittag.
Vorbei am Bier-Köhler und am Haus der Krech‘s, einer Familie mit 12 Kindern, wovor ich immer ein bisschen Schiss hatte, weil die so laut und anders waren, sah ich dann auch schon die Alte mit ihrem Stand, wo sie aus einem Trabbi-Combi, ein paar Ramschtische aufgebaut hatte und uns Kindern, die letzten Pfennige auf dem Heimweg, mit Billigkram wie die schwarz-weißen Magnethunde, Vogelstimmen, Gummispinnen, einem Tiefseetaucher, der mittels reinblasen in einen Schlauch unterging oder aufstieg, oder Wundertüten aus den Taschen zu locken. Es war immer ein schwieriges Unterfangen, sie zu passieren, ohne jetzt schon unnötig Geld auszugeben, da ja die laute Musik und das Rattern der Fahrgeschäfte lockte.
Vielleicht werden manche jetzt etwas anderes behaupten, aber an den Duft von gebrannten Mandeln kann ich mich diesbezüglich gar nicht erinnern und auch Zuckerwatte wüsste ich nicht jedes Jahr auf dem Rummelplatz erlebt zu haben. Gab es eine Rosterbude? Ich weiß es nicht mehr. Ich war schließlich nicht zum Essen dort gewesen. Und Bier holten sich die Älteren wohl eher im Schützenhaus? Aber eins hab ich bis heute noch vor Augen, dass die Jugendlichen von damals, Langhaarige in Jeans – schlaucheng oder mit Schlag, Trampern und „Nikkies“ aus dem Westen, wo Marlboro, Disco Fever oder irgendeine Band aufgedruckt waren oder die karierte Hemden trugen, welche nicht ordnungsgemäß in die Hose gesteckt, sondern lang und teils offen runter schlamperten, wie die Erwachsenen sagten. Mit Holzketten und Umhängetaschen, die aus Oma’s Wandbehängen mit Hirschmotiven gemacht wurden, schon früh am Tag versuchten diese Jugendlichen, an Schießbuden oder beim Ringewerfen, Weinflaschen, wie den Rosenthaler Kadarka oder Feuertanz zu ergattern und diese dann, bevorzugt rund um das Geländer der Berg-und-Tal-Fahrt mit ihren Kumpels zu leeren. Für mich war das zu dieser Zeit ein Rätsel, denn gleich in der Nähe war der Tante-Emma-Laden von Baumgarts und später auch der Eckkonsum am Fuße der Geschwister-Scholl-Straße, wo ich zum ersten Mal für den, mir neuen Einkaufsrundgang einen Metallkorb nehmen musste, mit dem ich anschließend gleich, aus Unwissenheit, mit meinen Einkäufen zur Oma nach Hause spazierte. Dort hätten sie ja ihren Alkohol kaufen können und stattdessen doch viel lieber, für mich als Kind begehrenswertere Artikel erschießen oder erwerfen sollen, die es sonst nicht immer im normalen Handel gegeben hat. Vor diesen Jugendlichen wurde ich zuhause auch gewarnt, und so gestaltete sich das Passieren solcher, meist angetrunkener Hippies und Tramper stets mit größter Ehrfurcht, immer in der Hoffnung, von denen nicht blöd angepöbelt zu werden. Deshalb empfand ich es jedes Mal wieder als Risiko, eine der Gondeln für eine Rundfahrt zu ergattern, ohne von denen mit einem „Verpiss dich Junge!“, wieder verwiesen zu werden und in der nächsten Runde auf eine neue Chance zu hoffen. Diese Typen waren mitunter so verwegen, dass sie, trotz ausdrücklichem Verbot, stehend ihre Runden drehten oder, wenn sie irgendeiner zotteligen „Römerlatschen-Iesche“ imponieren wollten, sogar während der Fahrt aus dem Schiff absprangen, um direkt vor ihr landeten. Mehr oder weniger gekonnt, je nach Betrunkenheitsgrad.
Und dazu, um mal einen Bogen zurück zum Anfang der Geschichte zu machen, liefen ununterbrochen die neusten Scheiben mit den Hits aus der Disco und der Hitparade. Ich glaube, Ostmusik war auf Rummelplätzen, im Gegensatz zur Zwangsauflage bei Tanzveranstaltungen, verpönt und wurde auch nicht gespielt?
Mir imponierten schon damals die farbenfrohen Bemalungen der einzelnen Buden, und speziell die Monster und Skelette an der Geisterbahn hatten mir es extrem angetan und mich sicher auch geprägt. Eine solche war neben den üblichen Karussells eher selten in unserem Städtchen und somit etwas ganz Besonderes in jenem Sommer. Ich hatte Schiss, mit lauter Sirene, da reinzufahren, da ich mich vor dem billigen Mummenschanz jedes Mal wieder total erschreckte. Besonders, wenn irgendein Angestellter sich heimlich hinten auf den Wagen stellte und einem plötzlich auf den Kopf tatschte und ins Ohr brüllte. Horror pur für einen damals.
Wenn man das überlebte ging’s raus zur nächsten Attraktion. Autoscooter war das Ding, wo sich Kinder endlich mal hinter ein Lenkrad setzen konnten und ständig von einem der Helfer, von hinten rein gelenkt bekamen, um brave Runden zu drehen, anstatt andere Wagen von hübschen Mädchen anzubumsen. Aber meist waren genau diese Kerle selbst eher daran interessiert, hübschen Frauen zu imponieren und spendierten denen eine Freifahrt nach der anderen und unsereins stand blöde am Rand und schaute diesem Treiben neidvoll zu und wünschte sich in diesem Moment, lieber ein Mädchen zu sein. Am liebsten machten wir Massenkarambolage, wobei das damals sicher nicht so genannt wurde. Wenn dann ganz viele Scooter so miteinander verkeilt waren, dass es kein Vor und Zurück mehr gab, hatten wir eine Riesenfreude, weil die Helfer das Chaos dann erstmal wieder beseitigen mussten. Andererseits lief die Uhr weiter und mit einem Tröööt mussten alle wieder ihre Fahrzeuge verlassen und die 50 Pfennige waren natürlich pfutsch.
Ich glaube, nur ein einziges Mal war das Taifunrad bei uns in der Stadt? Keiner wusste so richtig, was einem da drin erwartete und um so heißer war man darauf und froh, dass man die Altersbegrenzung schon überschritten hatte, um da reinzudürfen. Drinnen eine Art Rodeo mit einem gepolsterten Rand und in der Mitte eine glatt polierte Holzscheibe, welche sich drehte.
Die unter 14-jährigen konnten sich draufsetzen, sobald der Ansager das Kommando dazu gab. Dabei galt es, möglichst einen Platz mittig zu ergattern, da man schon beobachtet hatte, dass diejenigen, die außen saßen, schon recht früh bei den Klängen zu Amanda Lear, Rubettes oder den Bay City Rollers von der Platte gefegt und gegen die weiche Polsterung geschleudert wurden. Das Geile daran war, dass man für den Eintritt von einer Mark eigentlich so lange da drin bleiben konnte, wie man wollte. Einmal schaffte ich es, als einer von Dreien, die immer schneller werdenden Drehungen auszuhalten, bis mir der Arsch in der Mitte einen Tritt gegen den Arm gab und ich mit Karacho aus dem Rennen flog. Aber selbst das war megageil oder urst fetzig, wie wir damals wohl eher gesagt hätten.
Wer bis zum Schluss aushielt, bekam dann irgendeinen Preis. Bei den Älteren war das auch wieder eine Pulle Wein. Aber die mussten das Ganze auch stehend überstehen. Was für ein Riesen Fetz! Und wenn man da wieder rauskam, dämmerte es schon und man wusste, dass man so langsam heim gehen sollte.
Inzwischen war alles mit bunten Glühbirnen schön illuminiert und würde eigentlich noch mehr Spaß machen, wenn nicht inzwischen überall betrunkene Jugendliche in Fleischerhemden und NATO-Parkas das Areal in Beschlag genommen hätten.
Abgesehen davon ging der Geldvorrat extrem zur Neige und so drehte man noch eine Runde, vorbei an der Luftschaukel, Walzerfahrt, dem nun leeren Kinderkarussell und Losbuden, wo es als Top-Preise, neben verkorksten Plüsch-Schlümpfen, natürlich Wein und Ananas -Büchsen, auch andere Artikel aus dem Deli, wie Trink-Fix und Ketchup zu gewinnen gab.
Und mit den letzten Pfennigen ging‘s nochmal zu der Alten mit ihrem Trabbi, die nun zusammenpackte und man hielt die Hand mit den paar Kröten auf und fragte: was bekomm ich’n dafür? Und obwohl Babajaga, wie wir sie nannten, schon 12 Stunden da gestanden und ihr Geschäft gemacht hatte, präsentierte sie einen noch Spitzer in der Form eines Fußballs, komische Plaste-Steckfiguren, Haarreifen und Seifenblasenpulver. Am Ende reichte es noch für zwei Vogelstimmen und zwitschernd gingen wir im Abendrot, entweder Dresche erwartend oder ein freudiges „Na wie war’s?“, nach fünf Stunden Kinderglück für fünf Mark oder etwas mehr, voll von neuen Eindrücken nach Hause.
(TASSO 8.9.2024)
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