Meeraner Blatt
Kommunikationsplattform für interessierte Bürger in und um Meerane
Ausgabe Nr.01 – 15. Februar 2004 Gegründet im November 1989 – Online-Ausgabe seit 2004

Virtuelle Ausgabe Nr. 1 vom 15. Februar 2004

 

Meeraner Kaleidoskop

Nach Wilhelm Liebknechts „Volks=Fremdwörterbuch“ von 1894 ist ein Kaleidoskop ein optisches Instrument, bei welchem durch Spiegelung leicht verschiebbarer Glassplitter in mehreren aneinanderstoßenden Spiegeln zahllose sternförmige Figuren gebildet werden.
Bemüht man das Herkunftswörterbuch des DUDEN, so findet man dort: „lebendig-bunte Bilderfolge“ oder „Schönbildschauer“.
Wie dem auch sei, sie alle werden  diesen Guckkasten  kennen, dessen Bilder sich erst durch Spiegelung auf verschiedene Seiten zu einem Ganzen fügen. Genau so werden die verschiedenen Sichtweisen über Vorgänge im täglichen Leben sich zu einem Gesamtbild aneinanderfügen, was als um so gelungener geraten wird, je mehr Meinungsspiegelungen sich darin wiederfinden.
Mit der „Reinkarnation“ vom MEERANER BLATT in der modernen Form des www.meeranerblatt.de hat das sich noch in der Formierung befindliche Redaktionskollegium der Aufgabe angenommen, verschiedenen Sichtweisen und Meinungen eine Plattform und Kommunikationsmöglichkeit zu bieten und versteht das als  Ergänzung zu anderen schon bestehenden.
Haben die Gründer des MB sich 1989 das Recht zur freien Meinungsäußerung genommen, so ist diese freie Meinungsäußerung mit der Wiedervereinigung zum Grundrecht geworden, das zu nutzen hiermit aufgerufen wird.

Aus aktuellem Anlass  Immanuel Kant – 200.Todestag

Nach Immanuel Kant soll das oberste moralische Begründungsprinzip kein instrumentelles Prinzip, das die Wahl der besten Mittel zur Erreichung vorgegebener Zwecke lehrt, sondern das Prinzip der besten Zwecksetzung sein.
Nachlesen bei Kant und vielleicht auch gelegentliches Nachdenken über seine Erkenntnisse ist gegenwärtig insbesondere in Politik und Wirtschaft verantwortlich tätigen Personen sehr zu empfehlen. Es gäbe sicherlich sehr viel weniger Probleme, wenn Kants Kategorischer Imperativ – („Handle so, dass die Maxime deines Handelns jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte.“) stärker deren Handeln bestimmen würde.

 

Verbrieftes

 

Herr Manfred Eger aus Coburg schreibt zum Thema Meeraner Bahnhof:

Herzlichen Dank für Ihre Nachricht. Es wäre sehr schön, wenn die Meeraner Bürger sich in dieser und auch bei anderen Sachen wehren würden und nicht alles als von „OBEN“ verordnet hinnehmen würden. Gerade in der Sache Bahnhof und Mitte Deutschlandbahn  wäre es hilfreich, mit dem Verkehrsexperten Albert Schmidt, der für die Grünen im Bundestag sitzt, Kontakt aufzunehmen und die Meeraner Bahnsituation zu schildern. Aufbau Ost kann doch nicht in Abriß Ost umgemodelt werden. Da kann man ja gleich das ganze Land entvölkern und Wölfe und Bären aussetzen ! Herr Schmidt ist auch kein Freund der teuersten U-Bahn Deutschlands durch den Thüringer Wald, wie ich aus der hiesigen Presse entnehmen konnte. Es wäre auch gut, wenn in der neuen MEERANER ZEITUNG einmal Leserbriefe und auch kritische Stellungnahmen gedruckt werden würden. Es fehlt eben weiterhin das MB! Herzliche Grüße Manfred Eger

hi, allen mitarbeitern des mb meinen glückwünsch und alle guten wünsche zum neuen start des mb.
mfg.
g.ullmann

 

Zurückgeblättert

 

Das Alte Rathaus in Meerane darf sich nun sogar mit Segen des Stadtrates nach Beschluss Nummer 3/04/0755 offiziell so nennen. Und dank Abriss der Gebäude der Firma Zesch, bei dem auch eine Lücke in der Poststraße entstand, ergibt sich ein bis dato unbekannter Blick auf den Turm des Rathauses, das dem Heimatmuseum als Domizil dient.
Am 15. Februar 1992 wurde es übrigens ganz feierlich wiedereröffnet und es hieß, „das Kleinod ist klein, aber fein“. Wovon sich viele Besucher überzeugten , denn Nachholbedarf gab es genug. 14 Jahre, seit 1978, lebten die Meeraner quasi museumsabstinent. Allerdings nicht zum ersten Mal, denn die Historie der heimatkundlichen Sammlungen kündet von vielen Hochs und Tiefs.
Ab 4. November 1888 zweimal monatlich und an einigen Feiertagen geöffnet, konnten Interessierte die Schätze des Gewerbemuseums damals im Dietrich-Stift am Altmarkt in Augenschein nehmen (zusätzlich mitunter nachmittags nur Damen). Initiator des Ganzen war der Meeraner Gewerbeverein. Später übernahm die Stadt Meerane die Exponate, die nach Jahren der Schließung 1947 erneut gezeigt wurden – bis 1954. Dann schafften engagierte Freunde des Museums die Sachen ins Rathaus, denn im Dietrich-Stift war es nass und der Putzt bröckelte.
Wieder vergingen einige Jahre bis zur Eröffnung einer Dauerausstellung 1957. Wer sich an die Museumsbesuche in diesen Zeiten erinnert, denkt an Oberstudienrat Willibald Krause, den Museumspfleger von 1945 bis 1961 und auch danach noch aktiv.
1978 gingen die Lichter wieder einmal aus, und die Zukunft der Sammlungen stand zeitweise in Frage.
Dass es doch anders kam, ist nicht zuletzt dem Meeraner Steffen Winkler vom Glauchauer Museum zu danken, wie bei der Wiedereröffnungsfeier anno  1992 informiert wurde. Allerdings konnte die ständige Ausstellung zur Stadtgeschichte nach umfangreichen Baumaßnahmen erst nach der Wende  in nunmehr sehenswerten Räumen der Öffentlichkeit präsentiert werden. Gefreut hat sich darüber Hildegard Besser, jahrelang im Museumsbeirat und hilfreich, weil ihr „das Heimatmuseum jederzeit eine Herzensangelegenheit gewesen ist“, wie die betagte Zeitzeugin in ihrer Ansprache am 15. Februar 1992 betonte. Frau Besser regte übrigens die individuell geschmückten Christbäume im Rahmen der Weihnachtsausstellungen an, Tradition wieder seit 1992.
Neben der Schau zur Stadtgeschichte gab es zahlreiche Sonderausstellungen zu den unterschiedlichsten Themen, so dass im Lauf der Jahre für jeden Geschmack etwas dabei war. Ab und zu wurde das Alte Rathaus dichtgemacht, um weiter zu sanieren und zu bauen. Der Innenhof sieht nun gut aus, die Schuhmacherwerkstatt sei genannt, die einstige Arrestzelle…Bei Stadtfesten, man denke an die 825-Jahr-Feier, spielte das Museum eine wichtige Rolle. Nicht vergessen seien die Bildbände mit den zahlreichen Fotos aus dem Fundus. Selbst Meeraner Schotten wurden gewebt.
In letzter Zeit gab es Veränderungen im Alten Rathaus. Trauungen finden dort nach wie vor statt, das Standesamt selbst jedoch zog ins Neue Rathaus um. Im historischen Bau am Markt befindet sich jetzt der Fachbereich Marketing und Veranstaltungsservice / Wirtschaftsförderung mit fünf Mitarbeitern, davon zwei zuständig für Museum und Kostümfundus.
So weit, so gut. Allerdings bleibt nach wie vor die Frage, wieso eigentlich Marina Palm-Sachet, ihres Zeichens Museologin mit Hochschulabschluss, seit 1986 mit den Geschicken und dem Neuaufbau des Heimatmuseums betraut und mit Eröffnung 1992 Leiterin desselben, ihren Schreibtisch räumen musste, zumal die Kündigung vor dem Arbeitsgericht nicht standhielt. Dass dem Museum ohne Fachkraft nun beispielsweise keine Fördermittel vom Kulturkonvent Zwickauer Raum zur Verfügung stehen, wie die Freie Presse berichtete, ist ein Wermutstropfen. Außerdem fehlen die üblicherweise durch Museologen in Jahren aufgebauten Verbindungen und nicht notierte Fakten und Histörchen rücken in die Ferne. Und da auch der zweite langjährige Mitarbeiter Ulli Weidauer den Hut nehmen musste, lässt sich dabei wohl nicht von guten Zeiten in der langen Geschichte des Meeraner Heimatmuseums sprechen.

 

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