Meeraner Blatt
Kommunikationsplattform für interessierte Bürger in und um Meerane
Ausgabe Nr.57 – 1. April 2011 Gegründet im November 1989 – Online-Ausgabe seit 2004

Virtuelle Ausgabe Nr. 57 vom 1. April 2011

 

Meeraner Kaleidoskop

 

 Die Überraschung des Bürgermeisters: Das neue Teichplatzensemble

Teichplatz

Bilderklärung: Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns die sensationelle Meldung aus dem Bürgermeisteramt, dass Ungerer dem Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung vorgeschlagen hat, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und den Porticus an den Teichplatz zu versetzen.
Die munteren Stadträte spendeten spontan frenetischen Beifall. Ein Signal neuen Politikstils.

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Bahnhofsporticus – inzwischen geht es längst um mehr

Freie Wähler bringen Bürgeranliegen im Stadtrat zur Sprache

Auf ihre Unterschriftenaktion zum Erhalt des Porticus haben über 300 Bürger einen Brief vom Bürgermeister erhalten. Auf drei Seiten breitet er dort seine Sicht dazu aus.

Adressiert waren die Unterschriftenlisten an den Stadtrat und den Bürgermeister.
Das hat die Fraktion der Freien Wähler (Stöckl, Ulbricht, Lorenz) am 29. März in der Stadtratssitzung aufgegriffen, sich zu Wort gemeldet und eine nochmalige Debatte zum Bahnprojekt angestoßen, obwohl das nicht auf der Tagesordnung stand.
Interessierte Bürger, die nicht als Gast an der Stadtratssitzung teilgenommen haben, können aus dem Sitzungsbericht von Uta Pasler in der Freien Presse vom 31. März erfahren, was am Ende der öffentliche Sitzung zu diesem Thema zur Sprache kam. Daraus ist ersichtlich, dass es längst nicht mehr um den Erhalt des Porticus als solchen geht.

In der Sitzung war zu spüren, der Porticus könnte zu einem Start für einen neuen Kommunikationsstil in Meerane werden, der nicht nur Erfolgs- und Vollzugsmeldungen zum Inhalt hat, sondern der das Denkpotential einer ganzen Stadt anzuregen vermag. Dafür genügt nicht nur das Abhalten von Sprechstunden des Bürgermeisters, sondern ein gemeinsames Bewusstsein ist aufzubauen, welches die Voraussetzung für eine organisch (das ist wörtlich zu nehmen) wachsende Stadt ist.

So war diese Stadtratssitzung für Bürgermeister und Stadträte eine Lehrvorstellung darüber, dass eine kommunale Selbstverwaltung nur in Verbindung mit guter Öffentlichkeitsarbeit funktioniert, welche es in Meerane zu verbessern gilt.

Mit der Porticus-Aktion wurde dieses seit langem schwelende Defizit ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Dafür haben die interessierten Bürgern mit ihren Unterschriften und die Freien Wählern gesorgt. Das ist eine neue Qualität.

Der Vorbau des Bahnhofs, der Porticus (siehe mb Nr. 54, 55 und 56) oder wie man ihn sonst noch nennen möchte, wird bald nicht mehr sein. Man wird ihm nachtrauern.
Die Begründungen für den Abriss, der Anbau sei aus der NS-Zeit, ist nicht sinnvoll, weil sie Unsicherheit im Umgang mit Fehlern vermuten lässt. Der Bahnhofsumbau stammt aus der Zeit größter menschlicher Verirrungen, aus der man gelernt hat und noch lernt. Schon zu DDR-Zeiten hat man alles aus der NS-Zeit tabuisiert und damit die Aufarbeitung dieser schweren Fehlentwicklung behindert. Erinnerungen an Fehler auszuradieren statt wach zu halten, wäre aber der eigentliche Fehler. Das haben wir inzwischen gelernt.
Peter Ohl

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Peter Schönhoff, Niederschindmaas 25.März 2011

Die alte Mellmern und ihre Stadt

„Die ist meine“, sagt die alte Mellmern und meint ihre Stadt. Die Stadt ist aller Bürger ihr’s, nur, die meisten wissen das nicht. Das ihre ist das Auto vor dem Haus oder im Autogehäuse und die Wohnlandschaft in der Stube und die Mutti oder der Vati und Klein Joanna Beatrice, aber die Stadt?
Die alte Mellmern ist jahrzehntelang mit dem Zug nach Schmölln gefahren. Und abends wieder heim. Sie war damals ja noch jung und hatte gute Arbeit in Schmölln in der Knopffabrik. Ihr Mann hatte auch gute Arbeit bei der Post in der Poststraße. Naja, lange her. Die Stadt ist jetzt anders geworden, und das hat die alte Mellmern gar nicht so richtig gemerkt, sie ist ja schon lange allein, die Kinder sind irgendwo bei Hamburg und Otto liegt auf dem Friedhof. Da hat sie sich nicht aufgeregt als der neue Simmel kam, läßt sich ja prima einkaufen, und das neue Kunsthaus, was früher mal der „Andrehladen “ war, weil einem da immer etwas angedreht wurde, wird von ihr gar nicht „estemiert“. Weil, na warum wohl, genau, das ist der alten Mellmern alles viel zu hoch. Sie ist da nicht allein, fast allen Bürgern der Stadt ist das viel zu hoch, so vermutet die alte Mellmern. Sie spricht ja nur mit den alten Mellmern und die haben noch nie was von Kunst gesagt und wenn sie sich beim Simmel treffen, reden sie auch nicht über den Simmel. „Haste die Stromrechnung schon?“, fragen sie und dass der Sohn ’ne schöne Arbeit hat oder auch nicht, dass der dicke rotgesichtige Schaffner nich mehr iss und da sagt einer: „Hass’s gheert“ und das heißt, hast du das gehört. „Was denn?“, fragt die alte Mellmern. „Die wolln den Bahnhof wegruppen“. Die alte Mellmern weiß natürlich, wer „DIE“ ist. „DIE“ sind immer „DIE“, immer dieselben „DIE“. „Was genaues iss noch nich raus, aber angefangen haben „DIE“ schon.“, sagt ihr Nachbar. „Aber nischt genaues iss noch nich raus.“
„Da muß mer doch“, erbost sich die alte Mellmern und erinnert sich, dass sie ein halbes Leben lang vom Bahnhof erst nach Schmölln und abends wieder zurückgefahren ist, dass auf dem Bahnsteig mal so e Kleener gestanden hat, der dann immer auf dem Bahnsteig stand und später dann in ihrem Bette lag, dass immer Leben auf dem Bahnsteig war und dass sie manchmal im Bahnrestaurant essen waren und dass, wenn der Wind von oben kam, sie immer Braunkohle in den Augen hatte. Dass gegenüber der alte Klavierstimmer Jordan wohnte und ein Stück weiter der alte Kantor Petzold, der manchmal bei offenem Fenster Klavier spielte und dass es kaum Autos gab, aber viel Gehen und anstehen.
„Alles?“, fragt die alte Mellmern.
„Alles“, sagt der Nachbar. „DIE“ wolln aber was Neues hinsetzen“, sagt der Nachbar, „wird wieder so was gelecktes sein wie überall.“
„Da könnte mer glei nausbläken, iss doch schon soviel weggeruppt, dass mer nischt mehr erkennt. „DIE“ könnten doch irgendwas stehnlassen vom alten Bahnhof.“ Und da beschloss die alte Mellmern, an „DIE“ einen Brief zu schreiben, weil ihr die Stadt gehört und jeder was anderes denkt, wenn ihm seine Stadt durch den Kopf geht, aber fast alle an den Bahnhof denken und dass es vielleicht nicht genügt, wenn dann dort ein Edelstahlschild auf einem Edelstahlrohr steht mit dem Hinweis, dass an dieser Stelle mal der alte Meeraner Bahnhof gestanden hat.

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Anmerkungen zur kommunalen Öffentlichkeitsarbeit in Meerane

Im gewissen Sinne geht es um den verständlichen Drang nach Perfektion und deshalb um die Ausgrenzung von die „perfekten Pläne“ evt. infrage stellenden Alternativen.
Die vom Bürgermeister Ungerer gern gebrauchte Formulierung: „Sie dürfen gespannt sein“ oder „Lassen Sie sich überraschen“, bergen die Gefahr in sich, dass Fertiges (dem Stadtrat und den Bürgern) vorgesetzt wird. Das war zu DDR-Zeiten gang und gäbe und steckt noch in uns drin, hat ja auch was Bequemes, nimmt aber die gemeinsame Freude und Pflicht am und zum Mitgestalten. Hier liegen Kräfte brach, die mobilisiert dem Bürgermeister künftig zur unverzichtbaren Hilfe bei der Entwicklung des Stadt würden.

Nun zu einigen Beispielen von Defiziten in der Informationspolitik der Stadt, die behoben und künftig vermieden werden könnten:

Zum Projekt „Schnittstelle Bus/Bahn“ gibt es keine der Öffentlichkeit zugängigen Pläne.
Weder in den bisherigen 120 Ausgaben der Meeraner Zeitung mit Amtsblatt seit 2002 noch auf den Internetseiten der Stadt Meerane sind wir fündig geworden.

Vorschlag:

In der nächsten Ausgabe vom Amtsblatt in der Meeraner Zeitung werden den Bürgern Pläne und Ansichten der geplanten Schnittstelle einschließlich der vorgesehenen 1400 Meter langen Lärmschutzwände vorgestellt.

 

Vom Neubauvorhaben der Stadt in der Mühlgasse wurden bisher ebenfalls keine Pläne und Ansichten im Amtsblatt eingestellt. Die ans Schaufenster von Eis-Noske geklebten Grundrisse sind dafür kein Ersatz. Auch hier fehlt bisher eine Darstellung der Pläne im Amtsblatt.

Vorschlag:

Künftig keine Angst vor frühzeitiger, umfassender Information der Bürger, keine Angst vor Alternativvorschlägen aus Rat und Bürgerschaft.

 

Bisher verzichtet die Meeraner Zeitung auf die Rubrik „Leserbriefe“ und blendet damit den Meinungsaustausch zwischen dem Herausgeber und der Redaktion auf der einen und den Lesern auf der anderen Seite aus. Diese Kommunikation findet nicht statt.

Vorschlag:

Künftig gehört eine Rubrik „Leserbriefe“ in der Meeraner Zeitung zum festen Bestandteil dieses Publikationsorgans, um durch Meinungsvielfalt das Interesse an der eigenen Stadt zu wecken und zu zeigen, dass kommunale Selbstverwaltung umso besser funktioniert, je mehr Bürger sich daran beteiligen.

 

Ein gutes Beispiel für Bürgerbeteiligung kann der Fragebogen zum INSEK-Programm sein. Das wurde in der Meeraner Zeitung im Januar abgedruckt und ist bis heute im Internet unter www.meerane.de abzurufen. Nun müssen die Ergebnisse nur noch öffentlich ausgewertet und diskutiert werden.

 

 

Leserbriefe / Veranstaltungshinweise

Tag der offenen Tür
im Ausbildungszentrum Glauchau

Am Samstag, dem 9. April 2011, öffnet das Überbetriebliche Ausbildungszentrum der Bauwirtschaft in der Lungwitzer Straße 52 in Glauchau von 8:00 bis 13.00 Uhr seine Türen.

Alle Besucher sind an diesem Tag herzlich willkommen. In erster Linie werden für interessierte Jugendliche, die noch eine Lehrstelle in der Bauwirtschaft suchen, wesentliche Ausbildungsinhalte aller Bauberufe dargestellt. Aber auch der Bauunternehmer kann sich vor Ort über das Ausbildungsgeschehen und über Angebote in der Weiterbildung rund um den Bau informieren.
Für Speisen und Getränke ist ebenfalls gesorgt.
Ansprechpartner: Herr Lenk, Tel.: 03763/50050

 

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Verantwortlich: Dr. med. Peter Ohl
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