Meeraner Blatt
Kommunikationsplattform für interessierte Bürger in und um Meerane
Ausgabe Nr.63 – 17. Dezember 2011 Gegründet im November 1989 – Online-Ausgabe seit 2004

Virtuelle Ausgabe Nr. 63 vom 17. Dezember 2011

 

 

Meeraner Kaleidoskop

Alles schon Geschichte von Peter Ohl

Elefanten, Zebras und Co. in Meerane

Zirkus Weisheit auf Winterquartiersuche

Die leeren Hallen der ehemaligen Meeraner Textilfirma DREWS schienen durchaus als Winterquartier für die Elefanten, Zebras und Kamele des Zirkus Weisheit geeignet. So kam mit dem Eigentümer der Hallen und Außenflächen ein Pachtvertrag zustande und der Zirkus zog Anfang Dezember komplett ein.

Das rief die Stadtverwaltung auf den Plan. Zur Nutzungsänderung der Hallen fehlte der Bauantrag einschließlich Fluchtweg- und Brandschutzplan. Die Verwaltung mahnte zudem fehlende Bedingungen für Strom, Wasser und Abwasserentsorgung an (verwunderlich, denn in dem Textilbetrieb mit einer eigenen Kläranlage ist ein Strom- und Wassernetz wie kaum anderswo vorhanden). Die Nutzung wurde untersagt. Der Bürgermeister wollte den Zirkus nicht und unterstrich eine mangelnde Eignung mit der Abschaltung des Stroms durch die Stadtwerke und mit einer Weisung an den Wasserverband, das Wasser abzudrehen, die dieser nicht befolgte. Der Zirkus klagte, verlor und musste am 15. Dezember weiterziehen.

Es gab einerseits viel Solidarität mit den Tieren unter den Bürgern und andererseits Polemik über Versäumnisse des Zirkus. Die Stadt Meerane ist formal im Recht. Das wird durch das OLG – Urteil bestätigt. Ob ihr Handeln auch angemessen war? Diese Frage steht im Raum.

Wir erinnern uns: Meerane war schon mehrfach Gastgeber der „Ibug“, einer großartigen Veranstaltung bei der namhafte Graffiti – Sprayer aus aller Welt sich in zum Abriss vorgesehenen Industriebrachen treffen, um ihre eindrucksvollen Werke vergänglicher Kunst zu schaffen. Damit hat sich Meerane in der Szene einen Namen gemacht. Viele hundert Schaulustige stolpern zum Abschluss durch die Etagen der zu letztem Leben erwachten großen Ruinen. Hier hat die Verwaltung immer wieder Wege gesucht und gefunden, die sicherheitstechnisch mehr als bedenkliche Nutzung der Betriebsruinen zu genehmigen. Es ging, weil man es wollte. 
(Bilder zur Ibug im Meeraner Blatt Nr.60) – o –

 


 

 

Offener Brief zum Thema Zirkus Afrika in Meerane

von Stadtrat Sven Schilling am 12.12.2011 an Bürgermeister Prof. Dr.Lothar Ungerer

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Ungerer!

Da es vielleicht Meerane`s aktuell brisantestes Thema ist, bitte ich hiermit in einem Eilantrag,
die Streitigkeiten mit dem Zirkus Afrika auf die Tagesordnung in unserem Ausschuss für Kultur u. SOZIALES am 13.12. 2011 zu setzen.
Auch der Stadtrat am 20.12.2011 wird mit Sicherheit noch bemüht werden müssen.

Vorweg bitte ich darauf hinweisen zu dürfen, dass bei der Chronologie des bisher Geschehenen und der Komplexität des gesamten Falles, der zugegebenerweise mittlerweile eine vertrackte Sache geworden ist, nicht ausschließlich, einseitig aus bürokratischer, verwaltungstechnischer Perspektive behandelt werden darf.
In diesem Fall, ist emotionale Intelligenz gefordert, da es um Menschen und Tiere geht, die real in erheblicher Not geraten sind und dabei ist die Schuldfrage erst einmal zweitrangig.
Um tatsächlich Gerechtigkeit walten zu lassen, ist jetzt Improvisationskunst und Fingerspitzengefühl gefragt.

Ich erinnere im Hinblick auf düstere vergangene Zeiten, dass es absolut tabu sein sollte, Menschen aus der Stadt zu vertreiben!!

Man könnte für die Stadt Meerane mit einer alternativen Vorgehensweise, begleitet mit einer positiven Publicity zu einem respektablen Ansehen verhelfen, indem man etwas Nachsicht und Großzügigkeit walten lässt.
Gerade in der Vorweihnachtszeit, haben die Menschen ein besonderes Gespür für Menschlichkeit.
Elefanten und andere Großtiere in der Stadt, sind doch erst einmal durch die pure Anwesenheit eine Bereicherung. Mit einem solchen oder ähnlichem Ansatz gäbe es mit Sicherheit einige Möglichkeiten, Meerane vorteilhaft zu präsentieren.
Es muss unbedingt, gerade im Sinne einer sensibilisierten Öffentlichkeit, akribischer diskutiert werden.
Natürlich erkenne ich die Gefahr, mancher Widersprüchlichkeiten, was den Tierschutz anbetrifft.
Diesen Punkt jedoch regelt erst einmal, das allg. Tierschutzrecht auf dem Landratsamt.
Die Tierrechte sollten bei allen Entscheidungen, die die Stadt Meerane in den nächsten Tagen zu treffen hat, parallel zu den Grundrechten der beteiligten Menschen tatsächlich an allererster Stelle stehen.
Schlimm nämlich für die Tiere, wird es gerade dann, wenn man ihre Betreuer durch Restriktionen, in existenzielle Nöte bringt, indem man Druck erzeugt, wie z.B. das Abstellen von benötigtem Strom.

Zugegebenerweise ist das Behandeln der Tiere in Zirkussen, allgemein tierschutzrechtlich etwas bedenklich. Aber gerade deshalb, ist Vorsicht angemahnt, mit dem Umgang der betreuenden Tierpfleger.
Positive Veränderungen, hervorgerufen durch die Tierschutzrechtsorganisation PETA,
benötigen wie alle guten Dinge ihre Zeit.

Bei allen bisherigen Fakten, die durch Einzelgespräche mit den Parteien, teilweise aus Zeitungsmeldungen der Regionalpresse, aber auch über „Buschfunk“ zum momentanen Wahrheitsstand zusammengelaufen sind, wäre es optimal, wenn allgemeine Entscheidungen erst einmal einen größeren Zeitrahmen zugebilligt bekämen.

Aus baurechtlicher Sicht wird die Stadtverwaltung Meerane mit Sicherheit eine Nutzungsänderung zur Disposition stellen müssen. Insofern hätte ja auch Harry Weisheit mit seiner Crew noch etwas Zeit, all den Zahlungsverpflichtungen, die noch ausstehen, nachzukommen.
Mögen sowohl alle Entscheidungsträger, die direkten, als auch die indirekt beteiligten Menschen, die Gelegenheit wahrnehmen, das Richtige im Sinne von Recht und Gerechtigkeit zu tun.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
ich hoffe, dass Sie meinen Eilantrag stattgeben und das Thema im Ausschuss für Kultur und Soziales auf die Tagesordnung setzen.
Den Brief erhalten alle Meeraner Fraktionsvorsitzenden und die FREIE PRESSE.

Hochachtungsvoll
Sven Schilling, Stadtrat der Linken

 

ted-Umfrage der Tageszeitung „Freie Presse“ vom 14. Dezember 2011

Was sagen Sie? Soll der Zirkus in Meerane bleiben? Ja oder nein

Ergebnis: 362 Anrufer antworteten mit Ja, 44 Anrufer entschieden sich für Nein

Das Ergebnis ist nicht repräsentativ, aber eindeutig

 

Wahlplakat Ungerer 2001

Mit Sachverstand und Herz

 

Wahlwerbung 2001

 


 

 

Der Bürgermeister hat gewonnen – Meerane hat verloren

„Die Stadt Meerane hat dem Zirkus Afrika zu Recht die Nutzung der ehemaligen Drews-Fabrikhalle untersagt. Das hat das Sächsische Oberverwaltungsgericht (OVG) laut Sprecher Peter Kober am Mittwoch entschieden. Es fehlten Baugenehmigung, dauerhafte Trinkwasser-, Abwasser- und Stromanschlüsse. Der Streit ist damit vorbei, der Beschluss ist unanfechtbar.“
(Zitat aus Freier Presse vom 15.12.2011)

***

Erinnerungen eines alten Meeraners

Gegen Ende des Krieges und auch noch zu der Zeit, als die Amerikaner in Meerane waren
hatte ein Zirkus sein Domizil in Meerane aufgeschlagen. Die Tiere (Elefanten, Pferde, Löwen und andere waren zum Teil auf der Wiese oberhalb des Annaparks, aber auch in Werkhallen untergebracht. Dabei wurden die Elefanten auch dazu benutzt, Transportarbeiten im Betrieb zu verrichten.

Bei Wikipedia ist unter Staatszirkus der DDR nachzulesen:

Zirkus Busch

Der Zirkus Busch hatte seinen ursprünglichen Sitz in Nürnberg, wo er 1919 von Jacob Busch (1879–1948) gegründet wurde. (Er ist nicht zu verwechseln mit dem von Paul Busch betriebenen Berliner Circus Busch.) Zum Ende des zweiten Weltkrieges befand sich der Zirkus in Meerane in Sachsen. Jacob Busch übergab das Unternehmen seinem Ziehsohn Fritz van der Heydt (1885–1951). Bereits im Herbst 1945 nahm der Zirkus in der SBZ (sowjetischen Besatzungszone) seinen Spielbetrieb wieder auf.

 


 

Unseren Lesern ein besinnliches Weihnachtsfest und alles Gute für 2012

Für den Zirkus Weisheit hoffen wir auf ein „Bethlehem“

Kirche St.Martin Meerane

Adventszeit in der Kirche St. Martin Meerane

 

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