Meeraner Blatt
Kommunikationsplattform für interessierte Bürger in und um Meerane
Ausgabe Nr.74 – 13. März 2013 Gegründet im November 1989 – Online-Ausgabe seit 2004

Virtuelle Ausgabe Nr. 74 vom 13. März 2013

 

meranol

MERANOL, angesiedelt in Argentinien seit 1942, ist der direkte Nachfolger der CHEMISCHEN FABRIK MEERANE mbH, der Deutschen chemischen Companie, gegründet von Josef Wertheim. Seit 1888 betrieben in Meerane und Lugau (Saxony, Germany)

 

 

 

MEIN BESUCH IN DEUTSCHLAND

Bericht von Rodolfo Perez Wertheim für das mb Buenos Aires, 04.03.2013

 

Rodolfo Perez WertheimIch schreibe Ihnen die Eindrücke, die mir von meinem Besuch geblieben sind, den ich in das Land meiner Wurzeln und als Nachkomme einer deutschen Familie, die durch die traurigen Folgen eines sinnlosen Krieges 1938 praktisch rausgeschmissen wurde, gemacht habe.
Meine Grossmutter, meine Mutter und mein Onkel erlebten, wie mein Grossvater in der Kristallnacht abgeholt wurde. Mein Urgrossvater und drei Geschwister meines Grossvaters starben im Konzentrationslager. Mein Grossvater wurde durch meine arische Grossmutter gerettet, die der evangelisch lutheranischen Kirche angehörte. Sie war eine mutige Frau, die alles auf sich nahm, um ihren Mann vor dem Tod zu retten.
Von seinem Besitz in Deutschland vollkommen enteignet, brachte mein Grossvater am Anfang die ganze Familie nach Norditalien. Der ganze Stolz der Familie waren drei chemische Fabriken mit Arbeitsplätzen für die Bewohner der Ortschaften MEERANE, LUGAU und WOLFENGRÜN.
Nach zwei Jahren, nachdem sich das Naziregime auch in Italien verschärfte, entschied sich mein Grossvater mit der Familie nach Amerika auszuwandern. So kam sie nach Argentinien.
Argentinien empfing sie mit offenen Armen. Die Menschen halfen ihr vorwärts zu kommen und wieder von Neuem anzufangen. Dafür war meine Familie immer dankbar. Mit Stolz sagte man mir mehrmals, dass das ihr entgegengebrachte Verständnis und die solidarische Hilfe, um in einem fremden Land wieder Fuss fassen zu können, von meiner Familie immer sehr geschätzt wurde.
Ich betone Verständnis, da sie, um offiziell im Land arbeiten zu können, einen Personalausweis für meine Grosseltern so auch für meine Mutter und meinen Onkel ausgestellt bekamen.
Für keinen aus meiner Familie war das Leben einfach und so glaube ich, dass aus diesem Grunde bei unserer Generation – durch die erlebten geschichtlichen Erfahrungen -, besonders auf die Prinzipien des deutschen Bildungssystems Wert gelegt wurde.
Das Naziregime hatte Familienangehörige getötet und später wurde sie durch das kommunistische Regime enteignet. Eine Familie mit einem exzellenten Lebensniveau wurde von einem Tag zum anderen in den Ruin getrieben. Das Einzige was man meinem Grossvater nicht rauben konnte, war seine Liebe zur Familie und zum Leben, sein Wissen als Chemieingenieur, seinen Mut, seine Tapferkeit und seine Beharrlichkeit, mit der er jegliche Situation meisterte.
Wenn man bedenkt, dass mein Grossvater im ersten Weltkrieg für Deutschland kämpfte und es mit dem Risiko verteidigte, dafür sein Leben zu lassen um später nicht als Deutscher mit den selben Rechten und Pflichten wie jeder andere Deutsche anerkannt zu werden, sondern ihn zwang, seine Heimat zu verlassen, wodurch er alles verlor.
Durch die Härte des Lebens wurde mein Großvater unglaublich widerstandsfähig.

Mit seiner Arbeitsdisziplin und seinem Unternehmergeist schaffte er es, in Argentinien ein respektables Chemieunternehmen aufzubauen, dem er zu Ehren von seinem Geburtsort Meerane, den Namen MERANOL gab. Nicht nur, dass er mein Grossvater war, er war auch mein Patenonkel. Abgesehen von unserer Blutsverwandtschaft und seiner geistigen Haltung war er für mich ein Lebensvorbild.

Meine Mutter war eine fleißige Arbeiterin, ein weiteres grosses Beispiel für Verantwortung, Herzlichkeit und Mut. Sie holte eine Tante, die alles in Deutschland verloren hatte, zu sich. In der Zeit unseres Heranwachsens, meines Bruders und mir, half sie meiner Mutter. So lernten wir unser Deutsch mit sächsischem Akzent.
Die Folgen eines verheerenden Krieges werden von jedem Menschen verschieden, je nach seinen Erlebnissen, verarbeitet. Einige sind besser vorbereitet und andere versuchen stark zu sein, aber im Falle meiner Mutter nagte an ihr die Geschichte.
Als ich 11 Jahre alt war, hatte meine Mutter einen Tiefpunkt. Jeden Abend wenn sie von der Arbeit nach Hause kam, überfiel sie Angst. Sie sagte zu uns wir sollen uns vorsehen, sie hat das Gefühl, dass uns die Nazis verfolgen würden. Sie hatte Angst um ihre Familie und jede Nacht ging sie mit diesem Gedanken schlafen. Sie kam erschöpft von ihrer Arbeit aus dem Krankenhaus nach Hause und schlief schlecht. Fast 35 Jahren nach der Emigration erkrankte sie an einem Verfolgungswahn und wurde interniert. Ich erinnere mich an den Tag als wäre es heute, als man sie mit Protest und Geschrei in das Auto meines Grossvater brachte, sie wollte sich von uns nicht trennen. Seinerzeit musste sie erleben wie man in der Kristallnacht ihren Vater abholte und in ihrem geistig gestörtem Zustand dachte sie, dass derselbe Krieg sie eingeholt hat. Mein Bruder und ich konnten nie begreifen was passiert war,. wir weinten nur noch. Wir besuchten sie einmal in der Woche in einer Reha-Klinik in Lanus, einem Vorort von Buenos Aires. Nach 2 Monaten, nachdem es ihr besser ging, kam sie wieder nach Hause doch niemals konnte sie sich von diesem persönlichen Erlebnis lösen. Das sind die traurigen Narben eines Krieges.
Mein Grossvater stirbt am 2.Mai 1985. Meine Mutter, die immer eine grosse Arbeiterin, war, wurde am 1. Mai geboren, dem symbolischen Tag des Arbeiters. Mein Grossvater wurde mit dem Jahrhundert, im Jahre 1900 geboren und starb einen Tag nach dem Geburtstag meiner Mutter. An diesem Geburtstag war die ganze Familie versammelt.
Mit Stolz blickte mein Grossvater auf seine Familie der gleichzeitig wie ein Abschied galt. Er wollte nur schlafen. 2 Tage vorher ging er noch wie gewohnt arbeiten, fuhr mit seinem Ford Taunus bis an die Stadtgrenze, parkte in der Nähe einer U-Bahn-Station um von dort aus mit der U-Bahn in das stark befahrene Stadtzentrum in sein Büro zu gelangen. Manchmal begleitete ich ihn und durfte mit seinem Auto fahren. Wie ein grosses Vorbild arbeitete er bis zum letzten Arbeitstag seines Lebens.
Meine Mutter reiste zweimal nach Deutschland. Erst nach dem Mauerfall konnte sie wieder in ihre alte Heimat nach Meerane fahren.
1995 starb meine Grossmutter mit 94 Jahren. Sie war eine mutige, elegante, starke und zugleich gefühlvolle Deutsche, so wie die ganze Familie, gezeichnet durch das Leben. Wir mussten meinen Onkel über den schlechten gesundheitlichen Zustand seiner Mutter benachrichtigen als er gerade verreist war. Für uns war es unglaublich, mit welcher Kraft meine Grossmutter, trotz ihrer fortgeschrittenen unheilbaren Krankheit, auf die Rückkehr ihres Sohnes aus Europa gewartet hatte, um sich von ihm zu verabschieden. Sie schenkte ihm ihr letztes Lächeln und starb mit dem Gewissen, ihre Mission erfüllt zu haben.

 

PLANTA MERANOL DOCK SUD

Planta Meranol Dock Sud

 

Die Familie in Argentinien wurde grösser. Das von meinem Grossvater gegründete Unternehmen wuchs in beachtlicher Form. In verschiedenen chemischen Produkten sind wir heute führend, wir produzieren für unser Land und für die Region. Das alles haben wir mit Arbeit und demselben industriellen Stolz erreicht, den uns die Familie übermittelt hat.
Mit der Schaffung von direkten und indirekten Arbeitsplätzen für mehr als 400 Familien konnten wir Gott sei Dank unseren sozialen Verpflichtungen nachkommen. Ich wiederhole, wir sind sehr stolz auf unsere Mission. Wir erfüllen sie mit dem gleichen Empfinden und der gleichen Leidenschaft mit Ehrfurcht und Respekt wie die 4 vorhergehenden Generationen, die seit 1888 in Deutschland und ab 1942 in Argentinien die industrielle Familientradition bewahrt haben. Ja, 70 Jahre in Argentinien, insgesamt 124 Jahre industrielle Familientradition. Mit keinem Geld der Welt kann dieser Stolz bezahlt werden noch dazu durch die bitteren Lebenserfahrungen die diese Generation begleitete.
Meine Mutter stirbt im Mai 2010 im Alter von 80 Jahren. Als Bezugsperson zu unserer Familiengeschichte bleibt uns mein Onkel Jorge mit seinen 84 Jahren, der weiterhin mit seinen Ideen und seiner Arbeit einen grossen Beitrag für die Firma MERANOL leistet. Er weiss nicht und wird auch nie wissen was es bedeutet, aufzugeben.
Anfang November 2012 kam ich von einer Reise nach Berlin zurück. In Berlin nahm ich an einer Weltkonferenz über Schwefel und Schwefelsäure teil. Schwefel ist eines unserer Rohstoffe und Schwefelsäure ist ein Endprodukt, das wir in Argentinien auch herstellen.
Es war mein erster Besuch, der mich sehr bewegte und beeindruckte. Berlin ist eine Stadt, die durch unsere Familiengeschichte in mir unglaublich viele Gefühle erweckte, die ich versuchen will zu beschreiben:
In Berlin atmet man Kraft ein. Die Kraft eines deutschen Vokes welches in der Lage war mit Disziplin und Arbeit aus der Asche aufzuerstehen. Man sieht Menschen, die Tag und Nacht an dem Wiederaufbau der Stadt arbeiten.
In Berlin atmet man Bescheidenheit ein. Ganz abgesehen davon, dass Berlin eine Weltstadt mit einer imponenten Architektur ist, wollen sie durch die gegebene Situation ihre geschichtlichen Fehler mit bescheidenem persönlichem Einsatz wieder gutmachen.
In Berlin atmet man Frieden ein. Genau dort kennt man die Auswirkungen eines Krieges auf die Menschheit. Eine solche Angst will niemand wieder erleben.
In Berlin atmet man eine weltbürgerliche Atmosphäre mit starken kulturellen Wurzeln ein und jeder der bereit ist sich mit persönlichem Aufwand zu beteiligen, ist willkommen.
In Berlin atmet man heute die Luft von einem Deutschland ein, das bereit ist, die kulturellen Unterschiede durch die vergangenen verschiedenen Regierungsformen, endgültig zu überwinden. Mit einem tiefen Solidaritätsgefühl wird eine grosse Nation wieder aufgebaut.
Nach meinem Aufenthalt in Berlin war ich aus beruflichen Gründen einen Tag in Hamburg. Hamburg ist eine andere sehr beeindruckende Stadt in die man immer wieder gerne zurückkehren möchte. Logischerweise genoss ich in jeder Stadt das typische Essen, das durch meine deutsche Kultur glücklicherweise zu meinem täglichen Alltag gehörte und noch immer gehört da meine Grossmutter genauso wie meine Mutter eine grossartige Köchin war sowie heute auch meine Frau Sandra, Tochter einer slowenisch-italienischen Familie, die die deutsche Kultur als Teil ihrer Kultur aufnahm. Genauso wie meine Kinder Barbara und Maximilian, die nicht nur einen typisch deutschen Namen haben, wissen, dass ihnen durch die Blutsverwandtschaft die deutsche Kultur und ihre Lebensform in die Wiege gelegt wurden. Das ist derselbe Fall wie mit meinem älteren Bruder Franz, mit dem ich eng verbunden zusammenarbeite. Das eng verbundene Zusammengehörigkeitsgefühl ist sicherlich auf die geschichtlichen Ereignisse des Krieges zurückzuführen, wodurch die Familie Wertheim über die ganze Welt zerstreut wurde. Unsere Verwandten emigrierten nach Nordamerika, Chile, Brasilien, Äquador und Argentinien, wo sie sich ein neues Leben aufbauten.
Ich fuhr wieder zurück nach Berlin, wo ich mich zum Mittagessen mit Herrn Heiner Hartmann, unserem engen Vertrauten und Berater. der sich tatkräftig für die Wiedergutmachung unseres in der DDR beschlagnahmten Besitzes einsetzte, traf. Der deutsche Staat übernahm, soweit er konnte, seine moralischen Verpflichtungen der Familie gegenüber, aber logischerweise ist kein Tod und ist keine Entwurzelung mit Geld zu bezahlen. Aber das Konzept, dass sie eine Verantwortung übernommen haben und versucht haben daraus das Beste zu machen, müssen wir akzeptieren.
Herrn Hartmann teilte ich mit, dass ich den Wunsch hätte, Meerane und Lugau, den Geburtsort meines Grossvaters und meiner Mutter, kennen zu lernen. Er nahm mit Herrn Dr. Peter Ohl aus Meerane Kontakt auf, der mich an einem Sonnabend bei einem Stadtrundgang durch Meerane mit all seinen Erinnerungen begleitete.
Nur alleine schon bei der Ankunft in der herrlichen Landschaft die durch ein Strassenschild die Stadt Meerane ankündigte, verschlug es mir die Sprache.
Dr. Ohl berichtete mir, dass er die ganze Geschichte kannte. Ich war sehr beeindruckt, dass mein Urgrossvater Joseph und mein Grossvater Fritz sowie die ganze Familie Wertheim mit ihren Kompromissen gegenüber der Gemeinschaft, ihnen Arbeit gegeben zu haben, sehr beliebt und geschätzt waren. Nach fast 75 Jahren, nachdem das Naziregime meine Familie gezwungen hatte ihren Heimatort zu verlassen, erfüllte mich mit Stolz, dass man sich ihrer noch immer mit Wohlwollen erinnerte.
Danach gingen wir auf den Friedhof zum Familiengrab der Familie Wertheim. Auf einem grossen Schild konnte ich die ganzen Namen meiner Vorfahren lesen. Für mich war das ein ganz besonderer Moment, da ich ihre ganze Geschichte kannte.
Anschliessend besuchten wir die Chemische Fabrik Meerane die heute andere Besitzer hat. Sie wurde seinerzeit vom Staat verkauft, wer weiss unter welchen rechtlichen Verhältnissen. All das ist vergangene Geschichte und heute will ich auch nichts mehr darüber wissen. Für die aufgebrachte Mühe, Leidenschaft und den Unternehmergeist, angefangen mit Joseph Wertheim im Jahre 1888 bis zum heutigen Tag, kann man mir das Gefühl des Stolzes nicht nehmen. Dort sah ich das Haus meines Grossvaters worin mein Onkel bis zu seinem 10. Lebensjahr und meine Mutter bis zu ihrem 8. Lebensjahr ihre Kindheit verbrachten. Die Villa Wertheim, ein schöner typischer altdeutscher Landhausstil mit seinem schrägen Dachgiebel, der im Winter den vielen Schnee herunter gleiten lässt.
Später lud mich Dr.Ohl zu sich nach Hause zu Kaffee und Kuchen ein. Es gab den typischen Marmorkuchen, selbst gebacken von Heidi, seiner Frau. Wir unterhielten uns eine ganze Weile, was für mich sehr bewegend war. Diesen schönen Moment werde ich nie vergessen.
Danach brach ich nach Lugau auf, dem Geburtsort meiner Mutter. Die Chemische Fabrik Lugau, die ebenfalls unserer Familie gehörte, existiert nicht mehr. Es war nur noch ein leeres Terrain, nebenan befand sich eine Autohandlung. Ich betrat das Terrain, fand aber keine Spuren mehr von der Familie. Es war nur noch ein Stückchen Land.
Da ich in der Nähe von Dresden war wollte ich es nicht versäumen dort vorbeizufahren. Wieder eine wunderschöne Stadt, die Ende des Krieges sinnlos völlig zerstört wurde und heute vom deutschen Volk wieder vollkommen aufgebaut wurde. Die Stadt der Könige, bezaubernd wohin man sieht. Die Elbe, umgeben von unglaublich schönen Schlössern deren Baustil das goldene Zeitalter prägt.
Am nächsten Tag flog ich in mein geliebtes Argentinien zurück. Das Land, das meine Familie aufgenommen hatte und ihr die Möglichkeit gab, nachdem sie aus Deutschland vertrieben wurde, ihr Leben wieder neu aufzubauen.

 

Wertheim

Rodolfo Perez Wertheim, Onkel George Wertheim, Bruder Franz Wertheim

 

Vor einigen Jahren hatte ich den Wunsch die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen. Nach Erkundigungen bei der deutschen Botschaft in Buenos Aires wurde mir gesagt, dass das nicht möglich ist, weil mein Grossvater, mein Onkel und meine Mutter die argentinische Staatsbürgerschaft angenommen haben. Da ich den Gesetzen gegenüber respektvoll bin habe ich nicht weiter insistiert obwohl ich glaube, dass es nicht gerecht ist.
Mein Grossvater kämpfte im Ersten Weltkrieg für den deutschen Staat und die Familie Wertheim war eine angesehene Unternehmerfamilie, die zur Entwicklung der Industrie im Land sehr viel beigetragen hatte. Später als der Staat von einem fanatischen Herrscher regiert wurde, der ganze Familien getötet oder aus dem Land vertrieben hatte, die dann glücklicherweise in Argentinien und in anderen Ländern mit offenen Armen aufgenommen wurden, lässt mich überlegen wo da die Logik bleibt, auf der die Situation basiert.

Angesichts des Erlebten und meiner tiefen Empfindungen möchte ich immer noch um die Wiedereinbürgerung in den deutschen Staat bitten, zu dem ich mich durch die Vergangenheit meiner Familie zugehörig fühle. In Deutschland fühlte ich mich wie zu Hause. Es sind nur emotionale Interessen und ich fühle, dass ich das Recht habe diesen Wunsch zu äussern der über alle Grenzen und Rassen hinausgeht.

Argentinien ist meine Heimat, das Land das ich liebe und das mir alles gegeben hat, meine Freunde, Menschen die ich liebe und die mich gerne haben, wo ich arbeite und mir die Möglichkeiten gegeben wurden, mich in meinem Beruf weiter entwickeln zu können und dass es eine kostenlose ausgezeichnete staatliche Universität., wie die in Buenos Aires, gibt. Argentinien nahm die Familie meines Vaters aus Katalonien auf, ebenso die Familie meiner Frau aus Italien und Slowenien und die meiner Freunde. Es gab nur wenige Länder auf der Welt die mit einer solchen Offenheit und Bereitschaft wie Argentinien, alle Rassen und Nationalitäten aufgenommen hat. Aber abgesehen davon leugne ich nicht meine Wurzeln, sondern bin darauf stolz das Land meiner Vorfahren kennen gelernt zu haben trotz aller tragischen geschichtlichen Ereignisse. Ich weiss, dass das wirkliche Deutschland, das deutsche Volk, dem ich heute begegnete, keine Schuld an dem Wahnsinn eines Staatsmannes hatte. Angela Merkel, die heutige Bundeskanzlerin, ist das beste Vorbild dafür. Ich glaube, dass die Wiedererlangung der deutschen Staatsangehörigkeit früher oder später ein Weg zur Gerechtigkeit ist. Diese Gerechtigkeit rekonstruiert die Würde der Menschen, die durch einen rassistischen Umstand gezwungen wurden, ihre Heimat zu verlassen. Dieses tief greifende Konzept sollte über allen Dingen stehen, so auch über dem Rassenwahn.
Aus diesem Grunde möchte ich das wieder bekommen was mir gehört, das Recht auf die deutsche Staatsbürgerschaft, das meine deutsche Familie mit schwerem Blutvergiessen verloren hat.
Ich glaube hiermit einen kleinen Beitrag zur Verständigung geleistet zu haben, dass eine Welt ohne Grenzen, ohne Rassenunterschiede und ohne Religionsunterschiede angestrebt werden sollte.
Für die mir erbrachte Aufmerksamkeit meiner Familiengeschichte, die eine von vielen Familiengeschichten unseres geliebten Deutschlands ist, danke ich.

Rodolfo Jorge Perez Wertheim
Lima 369 – 7.Stock
(1073) Buenos Aires
Argentinien

 

Leserbriefe

Leserbriefe zum Bericht MEIN BESUCH IN DEUTSCHLAND

. . .Wieder eine Ausgabe mit spannenden Geschichten. Der Beitrag von Herrn Wertheim hat mich sehr berührt. Unverständlich, weshalb ihm die Botschaft nicht den Weg ebnet, um die deutsche Staatsbürgerschaft wieder zu erlangen. Hier, so nehme ich an, dürfte das letzte Wort nicht gesprochen sein! Wahrscheinlich werden Sie ihm in seinem Bemühen beistehen. Erstaunlich, wie er nach den Greueltaten, die die Nazis seiner Familie zufügte, heute zu Deutschland steht und sich zu seinen Wurzeln bekennt, ja sogar Meerane im Firmennamen in Argentinien verewigt ist. . . . Horst Donner, Lörrach

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Sehr geehrte Redaktion. Herzlich möchte ich für die Weiterleitung der 74. Ausgabe danken. Der Bericht von Herrn Wertheim hat mich ganz tief getroffen! Was könnte man wohl tun, dass sein Wunsch nach Erlangen der deutschen Staatsbürgerschaft nicht weiter versagt wird. Seine, von Ferne so tief gegründete Liebe zum Land seiner Väter und Mütter ist in unserer wenig werteorientierten Gesellschaft sehr anrührend.
Es grüßt Georg Krause aus Berlin.

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Aus Sicht des Verwaltungsbeamten schrieb Kreisverwaltungsdirektor a. D. Ralph Schmid aus Ludwigsburg:
. . . . Ganz selbstverständlich hat die Einbürgerung von Herrn Wertheim eine Chance. Ich habe viele solcher Fälle um Einbürgerungen, auch von Abkömmlingen beim Rechtsamt des Senats in Hamburg bearbeitet, auch aus Argentinien.
Herr Wertheim hat als Abkömmling einen verfassungsrechtlich garantierten Rechtsanspruch auf Einbürgerung nach Art. 116 Abs.2 Satz 1 Grundgesetz.
„Frühere deutsche Staatsangehörige, denen zwischen dem 30. Januar 1933 und dem 8. Mai 1945 die Staatsangehörigkeit aus politischen, rassischen oder religiösen Gründen entzogen worden ist und ihre Abkömmlinge sind auf Antrag wieder einzubürgern.“

 

 


 

Aufruf an die Schüler der Mittelschulen und des Gymnasiums
der Stadt Meerane

Entdecke die Geschichte Deiner Stadt

 

grabstein

Man kann ins Heimatmuseum gehen, alte Chroniken der Stadt lesen oder seine Eltern und Großeltern fragen. Überall trifft man auf Geschichte und Geschichten.
Doch nirgends ist Stadtgeschichte so greifbar nah wie auf dem Friedhof.

Unter jedem Grabstein eine Geschichte

Manches ist einem bekannt, wenn Angehörige oder Bekannte dort begraben wurden. Aber wir lesen auch Namen und Jahreszahlen, die uns neugierig machen. Wer war das? Die Form der Grabanlagen und Grabsteine zeigen sich in großer Vielfalt. Jede Zeit hat ihre Besonderheiten. Familiengrabanlagen aus alter, aber auch jüngerer Zeit,
zum Teil ganz versteckt, wecken unser Interesse. Aber auch die bedrückenden Kriegsgräber-Gedenkstätten vom Ersten und Zweiten Weltkrieg gehören dazu. Viele Motive kann man finden, natürlich auch die alte oder neue Friedhofshalle oder die Baum umstandenen, verschlungenen Wege dieser Parkanlage.

An keinem anderen Ort der Stadt sind Kunst, Kultur, Natur und Stadtgeschichte so in sich verwoben wie auf einem /unserem Friedhof. Zudem gehört der Friedhof zu den wichtigsten Einrichtungen einer Stadt, ohne die ein Gemeinwesen nicht denkbar ist.

Ist der Friedhof zu jeder Jahreszeit schön, erwacht er doch gerade im Frühjahr zu neuem Leben. Darum möchten wir, der Friedhofförderkreis Meerane, die Schüler der Mittelschulen und des Gymnasiums mit ihren Lehrern für Kunsterziehung einladen,
im größten grünen Klassenzimmer unserer Stadt ihre Eindrücke im Bild festzuhalten.

Zum Tag des offenen Denkmals am 8. September 2013
werden die Arbeiten in der neuen Friedhofshalle ausgestellt.

Wir freuen uns auf interessante Begegnungen

Friedhofförderkreis Meerane

 

Der Arbeitsplan vom Förderkreis Friedhof Meerane für 2013

Bis zum 100-jährigen Jubiläum der Friedhofshalle im Juni 2014 ist es nicht mehr lang. Bis dahin soll die Halle in einen guten Zustand versetzt werden. Jetzt stehen die teuren Arbeiten am großen ovalen Dach und den Mauern der Halle an.
Wie viel von den beantragten Förderermitteln genehmigt wird, steht noch nicht fest. Umso wertvoller ist auch künftig jeder weitere Euro, der auf das Spendenkonto fließt.

In der Planung ist auch die dringende Erweiterung und Befestigung des Parkplatzes am Friedhof zwischen Franzenweg und Grüner Höhe, woran sich der Förderkreis im Rahmen seiner Möglichkeiten beteiligen wird.

Parkplatz Friedhof Meerane

Bisher haben viele Meeraner und Freunde in nah und Fern mit ihren Spenden 37.000 € zusammen getragen. Herzlichen Dank! Es scheint realistisch, eine Summe von 50.000 € zu erreichen.

Fortsetzung der Spenderliste (175 bis 185): Klempnermeister Jürgen Lenke, Malermeister Jens Lenk, Jürgen und Cornelia Drechsel (Glauchau), Horst Herold, Ehrhard Rüster, Hildegard Bothe, Regina Weidlich, Jutta Linke, Renate Barth, Marianne Graefe, Angelika Kahnt (Gößnitz)

Spendenkonto Förderkreis Friedhof Meerane e. V. Sparkasse Chemnitz
Konto-Nr. 0710011091 BLZ 87050000 Kennwort: Spende Friedhofshalle

Steuerabzugsfähige Spendenbescheinigungen werden umgehend an die auf dem Überweisungsträger angegebene Adresse des Spenders zugesandt.

Kultur

Landestheater Altenburg: DIE IM DUNKELN, Stück von Mona Becker

Eine Gruppe Altenburger Gymnasiasten und Junglehrer wird Anfang 1950 verhaftet, vier zum Tode verurteilt und andere erhalten langjährigen Zuchthausstrafen. Sie hatten sich mit Flugblättern und über einen selbstgebauten Sender gegen den Stalinismus im Osten Deutschlands aufgelehnt. Hatten ihre Eltern im Dritten Reich geschwiegen, fühlten sie sich mit Hans und Sophie Scholl verbunden und bezahlten dafür wie diese mit Freiheit und Leben. – Eine erst jetzt aufgearbeitete Geschichte des Widerstands in der DDR.

„Alle Menschen haben die Pflicht und alle jungen Menschen die Berechtigung, gegen Missstände ihrer Zeit, echte oder vermeintliche, zu protestieren und auch zu handeln.“
Jörn-Ulrich Brödel, geb. 1931, Zeitzeuge, 1950 bis 1954 Arbeitslager, dann Flucht nach dem Westen

Aufführungstermine 2013: 09.04. 18.00 Uhr; 08.05. 19.30 Uhr; 22.05. 10.00 Uhr; 26.05. 14.30 Uhr

 

Aktuell berichtet

 

Meerane am 13. März 2013

Glückwunsch zum 111-jährigen Jubiläum Firma Schwarz-Druck, die sich in über hundert Jahren nun schon in fünfter Generation von der Druckerei Max R. Otto zum Schwarz Mediencenter entwickelt hat.
Erinnert sei an dieser Stelle nochmals an den Mut der Firma, im Herbst 1989
das Meeraner Blatt ohne erforderliche Genehmigung zu drucken. Schwarz Druck hat ab da in über 600 Ausgaben mit an der Meeraner Geschichte geschrieben.
Es ist das erste periodische Druckerzeugnis dieser Art in der ehemaligen DDR und das einzig, was so lange durchgehalten hat.
Das heutige Meeraner Blatt im Internet steht voll in dieser Tradition.

 

Kontakt und Impressum

 

Zuschriften an das Meeraner Blatt senden Sie bitte an: Redaktion Meeraner Blatt, Moeschlerweg 1 a, 08393 Meerane oder per e-Mail: post@meeranerblatt.de, Fax 03764/796764. Weiterverbreitung durch e-Mail oder Ausdruck erwünscht.
Verantwortlich und Herausgeber: Dr. med. Peter Ohl. Erscheinungsweise kostenlos unter www.meeranerblatt.de in loser Folge.
Information über eine neue Ausgabe jeweils durch Rundmail an die dem mb bekannten Adressen.


Kontakt und Impressum

MEERANER BLATT
Herausgeber: Dr. med. Peter Ohl, Bürgermeister a. D. Moeschlerweg 1 a, 08393 Meerane
T.: 03764/3959, Mail: post@meeranerblatt.de, Redaktion: Peter Ohl (-o-), Juliane Weiss (-jw-), Layout: Max Werler.
Fotos, soweit nicht extra kenntlich gemacht, stammen aus Zuschriften oder dem eigenen Fundus der Redaktion. Weiterverbreitung durch E-Mail oder Ausdruck erwünscht. Ihre Leserbriefe senden Sie bitte an obige Adresse. Die Ausgaben erscheinen in loser Folge unter www.meeranerblatt.de. Sie sind kostenlos.