Virtuelle Ausgabe Nr. 6 vom 8. April 2004
Meeraner Kaleidoskop |
Aufschwung Ost – Absturz West? oder Wie repariert man Deutschland?
Auch „Der Spiegel“ Nr. 15 vom 05.04.04 kann selbst auf 14 Seiten nicht alle Meinungen widerspiegeln, die bei der Suche nach den Ursachen und Therapien der Talfahrt einer der stärksten Industrienationen – Deutschland – kolportiert werden. Das nächste mb-virtuell wird sich damit beschäftigen.
Auf der Stadtratssitzung am 30. März notiert
Erstmals Doppelhaushalt für Meerane beschlossen
DOPPELHAUSHALT 2004 /2005 – es galt, ein Novum nach mehreren Vorberatungen seit November zu beschließen. In den Stellungnahmen der Fraktionen würdigte Stadtrat Stöckl für die Freien Wähler das Ergebnis als guten Kompromiß. Obwohl die Steuereinnahmen seit 1998 steigen, gehen die investiven Schlüsselzuweisungen aufgrund der sinkenden Einwohnerzahl zurück. Die Überlegung, bei einem nicht ausgeglichenen Haushalt Zuweisungen aus dem Ausgleichsstock erwarten zu können, führe angesichts der allgemeinen mißlichen Lage ebenfalls nicht weiter.
Einige Worte richtete er an Stadtrat Hessel zu dessen Meinungsäußerung in der Freien Presse (18.03.), in dem von Nibelungentreue gegenüber Dr. Ohl die Rede war. Er habe, so Stadtrat Stöckl, die damalige Politik mitgetragen, weil es eine gute und weitsichtige gewesen sei, selbst wenn aus heutiger Sicht manche Beschlüsse als nicht ganz so günstig erscheinen. Stadtrat Prof. Zscherpel bewertete für das Meeraner Bündnis positiv, daß der neue Stadtrat sich nicht erst mühsam in die Materie einarbeiten müsse. Die Stadt sei auf gutem Wege, merkte Stadtrat Hessel für die CDU-Fraktion an und schlug die Erarbeitung von Konzepten zur Verbesserung beim Werkhof und im Fachbereich Marketing und Veranstaltungsservice vor. Als Streichkonzert unter dem Namen Konsolidierung kritisierte Stadtrat Liebezeit (SPD) den Doppelhaushalt, dessen Vorteil er nicht erkennen könne. Für die PDS-Fraktion lehnte Stadtrat Schilling den Doppelhaushalt ab, der für Land und Kommune freiwillig sei . Mit Bitternis müsse er festzustellen, daß Opfer in vielen Bereichen gebracht werden müßten.
Zudem wolle man dem neuen Stadtrat den Haushalt nicht vorschreiben. Drei Ziele habe man erreichen wollen und erreicht, sagte Bürgermeister Prof. Ungerer, die Stadt erfülle ihre Aufgaben im Rahmen ihrer Leistungsfähigkeit, die Fortsetzung der Haushaltskonsolidierung sei vollzogen und der Ausgleich des Haushaltes sei geschafft trotz Mindereinnahmen von 1 Million Euro bei den Schlüsselzuweisungen, trotz Mehrausgaben von 123 000 Euro durch Tariferhöhungen, trotz höherer Umlage an den Landkreis (über 2 Millionen) und ohne Einnahmen aus der Kulturraumförderung, trotz der (vom Stadtrat erzwungenen) über 70 000Euro für Nichterhöhung bei der Kinderbetreuung, um einiges zu nennen. Das Regierungspräsidium habe den Finanzausgleichsgesetz-Antrag abgelehnt, weil die Stadt ihre finanziellen Probleme aus eigener Kraft lösen könne. Dazu werde man nicht in Widerspruch gehen. Das Haushaltsvolumen beträgt 2004 26 Millionen Euro, 2005 21 Millionen Euro, 16 Prozent werden 2004 und 19 Prozent 2005 für Zins und Tilgung ausgegeben.
Beim Tagesordnungspunkt Haushalt wurde die Einwendung eines Bürgers zum Haushalt und der Antrag der CDU-Fraktion zur Kürzung der Zuschüsse für den Kunstverein um 6000 Euro behandelt. Dessen Vorsitzender berichtigte, daß es bei dem Zuschuß um die Galerie Art In gehe. Sie sei aufgrund der guten Arbeit über viele Jahre hinweg eine der drei im Kulturraum geförderten Galerien. Würde die Stadt nicht die 12 000 Euro für die Galerie aufbringen, bekäme sie die 18 000 Euro Kulturraumförderung nicht. Die CDU zog ihren Antrag zurück. Der Doppelhaushalt 2004 / 2005 wurde nach namentlicher Abstimmung mit 14 Ja-, drei Nein-Stimmen bei 2 Enthaltungen angenommen.
DIE ALKOHOLVERBOTSVERORDNUNG führte, wie nicht anders zu erwarten, zu einer regen Diskussion. Es gebe in Deutschland das Grundrecht auf öffentlichen Alkoholgenuß, und Meerane sei die 7. Stadt, die eine solche Polizeiverordnung in Angriff nimmt. Nach ihrem Inkrafttreten darf auf allen Kinderspielplätzen, auf Teichplatz, Kirchplatz, Neumarkt, Markt, Marienstraße, Lörracher Platz, Wettiner Platz, Weberbrunnen, Wilhelm-Wunderlich-Park, Rosarium öffentlich kein Alkohol getrunken werden, es sei denn innerhalb der Freiausschankflächen von Gaststätten. Gedacht sei auch an Bannmeilen um Schulen. Man wolle die Sache allerdings moderat handhaben. Zunächst gebe es ein Verbot, dann den Entzug des Alkohols, den Platzverweis oder auch ein Verfahren, bis zu 1000 Euro kann die Ordnungswidrigkeit kosten. Die Satzung bezieht sich nicht nur auf Hochprozentiges, sondern ebenso auf sittenwidriges Verhalten: Belästigung, Betteln, Nächtigen, Verrichten der Notdurft. Durchsetzen sollen Polizei, Gemeindevollzugsbedienstete und Sicherheitsdienst die Verordnung.
Aus dem Stadtrat kamen zahlreiche Bedenken und die Anregung, die Verordnung auf Ausweichplätzen anwenden zu können. Probleme sah der Bürgermeister vor allem bei der Treppe am Teichplatz, den Werkhofmitarbeiter nahezu täglich früh aufräumen müssen. Wahrscheinlich brauche man anfangs einen Treppenwächter, so der Bürgermeister. Die einzige Gegenstimme zur Alkoholverbotsverordnung kam von Stadtrat Baur, einem gebürtigen Bayern.
DIE AUFHEBUNG des Bebauungsplanes für das Gebiet Crotenlaider Straße zwischen Meerchen und Bahnlinie verband der Bürgermeister mit einem Dank an Stadtrat Küchler für Anregung und Erinnerungen. Äußerst detailliert wurde dargelegt, daß der Stadtrat bereits 1991den Aufstellungsbeschluß für das Gewerbegebiet V faßte, 98 000 Quadratmeter Land ankaufte, das Regierungspräsidium den Bebauungsplan jedoch ablehnte. In der Zwischenzeit entstand das Gewerbegebiet Südwest, in der Crotenlaide geschah bis 1998 nichts mehr. Die dann ins Auge gefaßte Wohnbebauung kam ebenfalls nicht zustande, und wiederum geschah nichts. Mittlerweile besteht weder Bedarf für Gewerbeflächen noch für Wohnbebauung. Der Bebauungsbeschluß wurde aufgehoben, zuvor jedoch machte der Bürgermeister eine Rechnung auf, wonach für den Grunderwerb rund 1,5 Millionen DM, für Planungsleistungen rund 150 000 DM ausgegeben wurden, gemeinsam von Stadt und Mesteg, die die Summe vom Konto des Gewerbegebietes Südwest und vom Investitionsvorrangskonto genommen habe. Dies würde man Veruntreuung nennen, so der Bürgermeister, die leider verjährt sei. Rund 1,1 Millionen DM vom Konto des Gewerbegebietes Südwest seien kreditfinanziert, weshalb noch bis 2021rund 600 000 DM an Zinsen anfallen würden.
EINSTIMMIGKEIT herrschte beim Beschluß der Richtlinien zur Ehrung von Personen und Institutionen in Meerane, die u. a. einem Vorschlag von Stadtrat Schilling folgte, Mehrlingsgeburten mit aufzunehmen.
FÜR DEN LÄRMMINDERUNGSPLAN war eine außerplanmäßige Mittelfreigabe notwendig, denn der auf der Sitzung beschlossene Doppelhaushalt muß erst von der Aufsichtsbehörde genehmigt werden. Mit einer Gegenstimme und einer Enthaltung bestätigte der Stadtrat die Freigabe von rund 20 000 € und die Vergabe des Auftrages. Die Kommune sei nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz zur Erarbeitung eines Lärmschutzplanes verpflichtet. Meerane habe Lärmprobleme beispielsweise vor allem bei der Bundesautobahn 4.
EINEN OFFENEN BRIEF, so wurde beim Tagesordnungspunkt Bekanntmachungen mitgeteilt, wolle der Schulzweckverband gemeinsam mit den Ältestenräten Meerane und Glauchau dem Regionalschulamt und dem Kultusministerium schicken mit dem Antrag, 2 mal 2 Klassen 5Glauchau und Meerane am Gymnasium einzuschulen, eine Forderung, die von Betrieben unterstützt wird.
VERBRENNEN DER GARTENABFÄLLE, zu diesem in der Tagespresse aufgegriffenen Thema wurde mitgeteilt, daß Meerane sich gesetzesgemäß verhält, daß Verbrennen die ultima ratio sei, es nicht angehe, daß bei den öffentlichen Traditionsfeuern der Sperrmüll mit entsorgt werden würde.
DER BÜRGERMEISTER HABE NICHT DAS RECHT, 1,1 Millionen fallenzulassen, konstatierte Stadtrat Weichold von der PDS. Er habe sich die Mühe gemacht, die Protokolle von Herrn Schmid und von der Wiberea zu lesen, wonach der Stadt bei entsprechendem Haushaltssicherungskonzept Geld aus dem Ausgleichstock in Aussicht gestellt wurde. „Es kann nicht sein,“ so der Stadtrat, „daß wir uns überschlagen und dann zu hören bekommen, ihr schafft das. Wir wollen 1,1 Millionen € haben.“ Ein erneuter Antrag werde Mitte des Jahres im 3. Quartal gestellt, sagte dazu der Bürgermei
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Verbrieftes |
Als regelmäßige MDR Zuschauerin habe ich auch Super Illu TV am 16.03.04 gesehen und bin empört über die falschen, unbewiesenen Behauptungen in dem Bericht über die Erzieher des Meeraner Kinderheims. Laut Super Illu bilden Aussagen schwererziehbarer Lernbehinderter die Grundlage für diesen Beitrag.
Die Seelen dieser Kinder sind schon längst von ihren verantwortungslosen Eltern zerstört worden, doch diese werden nicht mal kritisiert!
Büßen sollen dafür einsatzbereite Pädagogen , die sich in vielen Jahren um jene Kinder bemüht haben.
Mit seriösem Journalismus hat das alles nichts zu tun.
Ich würde mir gründliche Recherchen wünschen , denn die Konsequenzen für die verleumdeten Familien sind nicht auszudenken. – Elke Burkhardt –
FDP Meerane wählte Kandidaten zur Stadtratswahl
Für die Stadtratswahl 2004 wählte die Meeraner FDP am 22.03.04 in der Gaststätte Meisteck zwölf Kandidaten:
Spitzenkandidat ist der 36-jährige Vorsitzende des Ortsverbandes, der Selbständige Frank H. Roitzheim. Auf den weiteren Plätzen folgen: Katrin Petters, Sabine Martens, Nils Görner, Dirk Noack, Romy Berger, Denise Dittrich, Christian Haustein, Rainer Raabs, Ingolf Wachs, Ekkehard Weiß und Volker Petters.
Die FDP ist bisher nicht im Stadtrat vertreten und benötigt daher Stützungsunterschriften von mindestens 100 Mitbürgern. Daher bitten die Meeraner Liberalen die Bürger darum, die Kandidatur zu ermöglichen. Die Unterschrift – die nicht mit einem Wahlbekenntnis gleichgesetzt wird (!) ,muß in der Stadtverwaltung zu den Öffnungszeiten unter Vorlage des Personalausweises geleistet werden.
Das Programm der Meeraner Freidemokraten kann unter FDPMeerane@aol.com angefordert werden. – Frank Roitzhei
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Zurückgeblättert |
Meeraner Stadtentwicklung aus meiner Sicht (Folge 4) von Dr. Peter Ohl
Januar 91
Erste Neujahrswanderung des Meeraner Bürgervereins von Schwanefeld über Ponitz, Gosel, Waldsachsen, Meerane mit 70 Teilnehmern zum gemeinsamen Start in das Jahr 1991.
Schwerpunkte im neuen Jahr sind: Klärung der finanzielle Basis für die Stadtfinanzen, weitere Strukturanpassung der Verwaltung, Erarbeitung eines Planungsvorlaufs als Voraussetzung für die Beantragung von Fördermitteln für Schulen, Straßenbau und Gewerbeflächen. Umstellung der Braunkohleheizungen in öffentlichen Einrichtungen. Fortführung der Rekonstruktion am Karl-Liebknecht-Haus (noch in Trägerschaft der Palla). Förderung der Heizungsumstellung privater Haushalte. Erweiterung der Wohngeldstelle.
Der Entwurf des Flächennutzungsplans hängt für die Bürger aus.
Im Stadtrat stellen sich fünf Planungsfirmen für die Planungen der Gewerbegebiete vor.
Es wird der Beschluss zur Einrichtung des Gymnasiums in der Pestalozzischule gefasst.
Auf der Grundlage des Entwurfs der sächsischen Gemeindeordnung stellt die Stadt Meerane mit 21420 Einwohnern beim Innenministerium den Antrag auf den Status „Große Kreisstadt“.
Februar 1991
Zur Kommunalkonferenz in Dresden ist die zunehmend schwierige Situation der Kommunen Hauptthema. Die Produktion der Betriebe läuft gegen Null. Der enorm gestiegene Warenfluss von West nach Ost führt zu einem Aufschwung West und einer „Kolonialisierung der neuen Länder“ (Dr. Lehmann-Grube, OB von Leipzig). Horst Waffenschmidt, Staatssekretär im Bundesinnenministerium fordert Investitionen statt Subventionen im Osten. Als eins der größten Investitionshindernisse erweist sich die langwierige Überführung von Volkseigentum in Kommunaleigentum, die Voraussetzung für die nachfolgende Privatisierung ist. Noch gehen monatlich ca. 10.000 Sachsen in die neuen Bundesländer.
Bestandsaufnahme der Meeraner Sportstätten: Sportplatz am „Karlihaus“ für Hockey kaum noch nutzbar, Volkshaus desolat, Stadion in schlechtem Zustand, Tennisanlage in Guteborn.
Einstimmiger Stadtratsbeschluss zu einer Kreditaufnahme von 12,8 Mio DM für den Aufkauf und die Erschließung des Gewerbegebietes an der B 93 (13. 02.) Genehmigung der Kreditaufnahme durch die Rechtsaufsicht (LRA) am 14. März.
Beratung des Bürgermeisters mit den Handwerkern, Händlern und mittelständischen Unternehmen zur problematischen Auftragslage infolge des Zerfalls der Großbetriebe.
März 1991
Gemeinsam mit Herrn Kuhn und der Zentralstelle für Wirtschaftsförderung besuche ich alle Meeraner Großbetriebe. Die Bilanz ist erschreckend. Von insgesamt 5600 Arbeitsplätzen werden nur etwa 1600 übrig bleiben. Die größten Verluste hat die Textilindustrie mit 1700, das Karosseriewerk mit 600, Dampfkesselbau mit 470, Elektroschaltgeräte mit 180 und die Baumwollspinnerei, Schuhfabrik und Weinbrennerei mit jeweils 120 Arbeitsplätzen.
Die inzwischen stabilisierten oder neugeschaffenen etwa 1000 Arbeitsplätze in Klein- und Mittelbetrieben können das nicht kompensieren.
Jedem Rettungsgedanken auch aus der Belegschaft wird nachgegangen, mit wenig Erfolg.
Die schnelle Entwicklung des Gewerbegebietes mit der Hoffnung auf neue Ansiedlung von Arbeitsplätzen wird zur Aufgabe Nr. 1! Als Zwischenlösungen bieten sich leerstehende Fabrikanlagen an. Im Laufe der Jahre werden so 80% der Gewerbebrachen wiederbelebt.
Der Stadtrat beschließt eine Kreditaufnahme von 25 Mio DM für die Wohnbau GmbH zur dringlichen Rekonstruktion und Sanierung von Wohnraum, womit gleichzeitig ein Auftragsschub für das heimische Baugewerbe verbunden wird. Die Stadtwerke GmbH erhält einen Kredit über 6 Mio DM zur notwendigen Umstellung des Heizhauses am Remser Weg von umweltverschmutzender Rohbraunkohle auf Öl und zur Erweiterung des Fernwärmenetzes.
Das Konzept von Dr. Ritter zur Planung des Gewerbegebietes an der B 93 wird vom Stadtrat mit 17 zu 15 Stimmen beschlossen. Damit ist die Errichtung vom „Kaufland“ verbunden.
In der Marienstraße 5 (Porzellangeschäft Opitz) können die Baumaßnahmen wegen fehlender Grundbucheintragungen nicht beginnen. Mit der Übernahme der Verantwortung für den Baubeginn wehre ich mich, gestützt vom Stadtrat, gegen die rasch aufkeimende Bürokratie.
Zum 31. März werden die Polikliniken aufgelöst. Ende einer bewährten, kostengünstigen und die Teamarbeit fördernden gesundheitlichen ambulanten Betreuung.
April 1991
Am Osterdienstag (02. 04.) Termin mit der Leitung des IFA-Karosseriewerks bei der Treuhand in Berlin ohne das Ende abwenden zu können. Am 26. April geht in Meerane die letzte Kombi- Karosse vom Band. (Diese wird für das Meeraner Museum erworben.) Aus für alle Mitarbeiter.
Im Berliner Büro des Deutschen Städtetags machen Herr Dombrowski und ich dem dortigen Leiter Dr. O. Scheytt deutlich, dass trotz dringendem Bedarf keine Grundstücksverkäufe durch die Kommunen wegen fehlender Grundbucheinträge möglich sind. Die Grundbuchämter sind durch die Privatisierung von Volkseigentum und die Rückführungsansprüche von Altbesitzern hoffnungslos überlastet. Dieses Gespräch gibt den Anstoß für das Investitionsvorranggesetz.
Eröffnung der Galerie Art-In mit einer gemeinsamen Ausstellung Meeraner und Lörracher Grafik und Malerei (17. 04.). Meeraner Kulturtage (16.-28. April)
Nach der Vorführung von drei Drehleitermodellen entscheiden sich Feuerwehr und Stadtrat für das Angebot der Firma Iveco-Magirius. Die Lieferung ist Ende 91 vorgesehen. Damit wird es erstmalig möglich sein, Verletzte auch aus dem 6. Geschoss am Remser Weg zu bergen.
Mai 1991
1. – 4. Mai besucht der Lörracher Gemeinderat mit OB Offergeld und BM Grotefendt Meerane.
Unter dem Eindruck der rasch zunehmenden Arbeitslosigkeit werden am 23. Mai vom Stadtrat die Bebauungspläne für das Gewerbegebiet I bis IV an der B 93 und V in der Crotenlaide auf den Weg gebracht. Von letzterem erhofft man sich wegen der geringeren Fläche eine schnellere Genehmigung und Umsetzung als an der B 93. Zum Ankauf der Flächen in Seiferitz von 1.490.000 Quadratmetern zu je etwa 30 DM und knapp 100.000 Quadratmetern in der Crotenlaide zu rund je 15 DM sowie die bevorstehenden Erschließungsleistungen beschließt der Stadtrat einen weiteren Kredit in Höhe von 25,1 Mio DM (einstimmig).
Zustimmung des Landratsamtes zu dieser weiteren Kreditaufnahme von 25.1 Mio DM und Bestätigung der nunmehrigen Gesamtkreditsumme von 37,9 Mio DM am 07.06. 1991.
Fast täglich sprechen neue Interessenten für Gewerbeflächen in der Stadtverwaltung vor.
Zur Koordinierung der Aktivitäten für die Gewerbegebiete wird eine „Abstimmungsrunde“ (Bürgermeister, Beigeordneter, Bauamtsleitung, Wirtschaftsförderer und Mesteg) eingeführt .
Anmerkung:
In der jüngsten Stadtratssitzung vom 30 März 2004 wurden die Planungen zum Gewerbegebiet V in der Crotenlaide „beerdigt“ (siehe oben). Der Erwerb der Fläche erfolgte auf der Grundlage des § 48 der damals geltenden Kommunalverfassung vom 16. Mai 1990: „Die Gemeinde soll Vermögen nur erwerben, soweit dies zur Erfüllung ihrer Aufgaben erforderlich ist.“ Dieses Erfordernis wurde 1991 gesehen. Dass die Planungen nicht zur Ausführung kamen, lag an der weiteren Entwicklung. Das Regierungspräsidium sah den Schwerpunkt in dem künftigen Gewerbegebiet an der B 93/A 4. Die Genehmigung der später vorgesehenen Wohnbebauung scheiterte im Wesentlichen an der Nähe der Eisenbahn, obwohl z. B. in Niederlungwitz ein großes Wohngebiet unter vergleichbaren Bedingungen genehmigt wurde. Mit dem Kenntnisstand von heute hätte man diese Fläche sicher nicht erworben. Grundvermögen in den Händen der Stadt ist aber nie falsch, vor allem, wenn es sich um große zusammenhängende Flächen handelt, selbst um ggf. in der Zukunft als Tauschflächen zur Verfügung zu stehen. – o –
Das jüngste Gerücht
Ein Prosit, ein Prosit…
Wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf das Meeraner OBI-Management die Nachricht, daß just an dem Tag, an dem der erste Spatenstich in Meerane-Südwest für den Neubau getan wurde, im Stadtrat die sogenannte „Alkoholverbotsverordnung“ auf der Tagesordnung stand und beschlossen wurde, mit der künftig der Alkoholgenuß in der Öffentlichkeit gedrosselt werden soll. Im Vertrauen darauf, daß sich in Meerane als der Stadt der Weinbrennerei mit entsprechend hochprozentigen Produkten und der des „Draufgängers“ aus der Drogerie zur Post eine bis dato unbekannte spezielle Abteilung quasi als Pilotprojekt einrichten lasse, hatte man den Neubau überhaupt erst ins Auge gefaßt.
Das Foto zeigt die im jetzigen OBI schon vorab präsentierten ersten Muster der für Meerane geplanten Kollektion. – Eher positiv dürfte dagegen die Mitteilung auf der Stadtratssitzung aufgenommen worden sein, daß zur Durchsetzung der Verordnung auf der neuen Freitreppe möglicherweise am Anfang ein Treppenwächter zum Einsatz kommen würde. Mit den Bewerbungen können sich Interessenten allerdings noch Zeit lassen, da eine genaue Beschreibung des Berufsbildes noch aussteht. Nachtwächter oder auch Türmer, die gibt es in verschiedenen Städten, aber Treppenwächter?! Die entsprechenden Abteilungen der Stadtverwaltung recherchieren bereits intensiv gemeinsam mit dem Arbeitsamt. Spätestens nach Inkrafttreten der Alkoholverbotsverordnung erklingt dann erstmals der Ruf: „Hört, Ihr Meeraner, laßt Euch sagen, die Stunde des Alkoholverbots hat jetzt geschlagen, verlaßt die Treppe und den Platz, um zu vermeiden jede Hatz. Suchet nun auf das traute Heim, um dort zu trinken Schnaps, Bier und Wein.“ jw.
Am Rande |
Steuer
Bereits die Altvorderen scheinen es in Meerane auf fröhliche Zecher abgesehen zu haben, wenn sie auch nicht gleich eine Alkoholverbotsverordnung ins Leben riefen. Im Heimatbuch der Stadt Meerane vermerkt die Chronologie für den 1. April 1864 Folgendes:
„Am 1. April führte der Rat eine Biersteuer in Meerane ein: 1 Ngr. 2 1/2 Pf. auf den Eimer Einfaches und 2 Ngr. auf den Eimer Doppel- und sonstiges Bier.“ Da Willibald Krause und Oskar Philipp dies als überlieferungswürdig befunden haben, dürfte es wohl kein Aprilscherz gewesen sein. jw
Farbtupfer
„Führt die Kirche um 1200 die ‚Benedictio ovorum‘ (Segnung der Eier) ein, so bestätigt sie damit längst vorhanden Brauch zu Ostern.“, wie Georg von Gynz-Rekowski in seinem Buch „Festkreis des Jahres“ schreibt. Bemalte Eier werden schon im alten Ägypten erwähnt, und die Annalen des Mittelalters berichten, so der Autor, beispielsweise von Kurrendeknaben in Rom, die für ihren Gesang Eier bekommen oder von Ostereiern als „als Naturalgaben“ für Pfarrer und Küster.
Am Ende des Kapitels über Ostern wird in dem in den 80er Jahren erschienenen Buch erwähnt, „neuerdings hat sich rasch die Sitte verbreitet, im Garten einen Baum mit bunten Eiern zu behängen, ihn als Osterbaum zu schmücken, eine österliche Parallele ebenso zum Weihnachtsbaum wie zu dem der Maienzeit.“ Dies läßt sich knapp ein Vierteljahrhundert später nur bestätigen. Schmückten früher vor allem Familien mit Kindern ein Bäumchen im Freien, so finden sich dieser Tage neben den gelben Forsythien in immer mehr Vorgärten mit bunten Eiern behängte Bäume und Sträucher. Die Farbtupfer fürs Freie müssen auch nicht mehr selbst bemalt werden, es gibt die verschiedensten Exemplare im Handel zu kaufen, meist aus Plaste und dementsprechend unverwüstlich. Für den individuelleren Geschmack gibt es natürlich auch Angebote, sofern man sie findet. So bot auf dem Markt in Chemnitz kürzlich eine extra aus Polen angereiste ältere Frau Ostereier an – in kräftig-bunten Farben und kunstvollen Mustern, aus Holz und ebenfalls wetterfest. jw
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