Virtuelle Ausgabe Nr. 32 vom 22. Dezember 2007
Meeraner Kaleidoskop |
Unseren Lesern
besinnliche Weihnachten
und gute Wünsche für 2008
CHOR DES MEERANER BÜRGERVEREINS beim vorweihnachtlichen Konzert in der wunderschön restaurierten kleinen Kirche in Weidensdorf. Das Foto zeigt den Chor unter Leitung von Helko Kühne am 16. Dezember 2007 beim Lied „Hör den Trommelklang“, unterstützt – besonders stimmungsvoll – vom kleinen Sohn des Dirigenten an der Trommel.
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Auf der Stadtratssitzung vom 27.11.2007 notiert
Keine Entscheidung über Umbenennung der Straße des Friedens
Die zu Beginn der Sitzung gezeigte historische Aufnahme stellte zugleich Rückblick und Ausblick dar. Es ging um den Brunnen auf dem Markt, ein Schöpfbrunnen ohne Wasserspiel, der wieder erstehen soll. Die Fördergemeinschaft „Mehr Meerane“ sammelt bereits Geld für das Projekt.
Den Wirtschaftsplan 2008 des Eigenbetriebes SENIORA erläuterte dessen Geschäftsführerin, Angelika Ursel. Das Bürgerheim arbeitet mit einer 95prozentigen Auslastung und relativ konstanten Personalkosten und Sachaufwendungen. 2 900 € Jahresgewinn stehen zu Buche, eine Kreditaufnahme ist für 2008 nicht geplant. Zu den Vorhaben für das kommende Jahr zählt die Sanierung der Holztreppe im Haus, die Erneuerung des Zaunes, die Anschaffung eines Balkenmähers, eines Kopierers. In den Jahren 1998 bis 2007 investierte man 1 378 000 €, davon 1 165 000 für Um- und Einbauten. Der Wirtschaftsplan 2008 wurde einstimmig angenommen.
Der Bürgermeister dankte den Mitarbeitern für deren gute Arbeit im schuldenfreien Eigenbetrieb, in dem 2007 ein völlig neuer Eingangsbereich entstand. Der Betriebsausschuß beschäftigte sich mit Erweiterungsplänen angesichts der vorhandenen Warteliste, weil im Bürgerheim die Zuzahlung weniger gravierend sei wie anderswo. Plätze braucht die Stadt aufgrund der Zunahme von Demenzerkrankungen und sich häufenden Fällen, in denen ein Ehepartner zum Pflegefall wird. Dafür wolle man Partnerzimmer schaffen, damit die Paare zusammen bleiben können. Bald soll es eine Grundsatzeinscheidung geben, bereits sicher ist aber, daß man eine Erweiterung auf dem bestehenden Gelände beabsichtigt.
Angela Götze vom Fachbereich Stadttechnik informierte zum Wirtschaftsplan 2008 des neuen Eigenbetriebes Meeraner Stadttechnik, in dem die Pläne von Werkhof und Stadtgärtnerei zusammengeführt wurden. Ein Vorhaben ist der Kauf einer neune Kehrmaschine für 150 000 €, da die jetzige bereits sehr viele Jahre Dienst tut. Eine leistungsfähige Kehrmaschine bringt dem Eigenbetrieb zusätzliche Einnahmen, wenn er zum Beispiel Kehrleistungen für Baufirmen übernimmt. Auch dieser Plan bekam alle Stimmen des Stadtrates.
Kehrmaschine, die Oberbürgermeister Rainer Offergeld als Geschenk von der Stadt Lörrach am 1. Mai 1991 auf dem Marktplatz an Meerane übergeben hat.
Nachdem sie über 16 Jahre auf unseren Straßen gute Dienste leistete, muss sie nun aus Altersgründen durch eine Neuanschaffung ersetzt werden. Damals hätte unsere Stadt eine solche Anschaffung selbst nicht bezahlen können.
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Etwa auf gleichem Niveau wie in diesem Jahr erhalten 2008 Vereine beantragte Zuschüsse. Die einstimmig beschlossene Vereinsförderung war zuvor schon im Ausschuß Kultus und Soziales vorberaten worden. Der Umfang beträgt 151 000 €. Keiner Diskussion bedurfte es bei der Sportförderung für Jugendliche unter 18. Zuschüsse und Leistungen der Stadttechnik gibt es für Veranstaltungen wie Osterbaumaktion, Maibaumsetzen, Hundesportmeisterschaft, Straßenfasching, Radrennen (Sachsentour), Weihnachtsmarkt…
2008 soll die IFA-Industriebrache Am Rotenberg, Rosental, Waldenburger Straße verschwinden. Ist dann noch das Renaturierungsprojekt eines offen und ohne Schmutzwasser fließenden Dittrichbaches realisiert, besteht Baufreiheit für einen Kreisverkehr an dem unübersichtlichen Verkehrsknotenpunkt, informierte Birgit Jantsch, Fachbereichsleiterin Bauen. Auf der Stadtratssitzung ging es um den (einstimmig gefaßten) grundsätzlichen Beschluß, damit eine Studie in der Verwaltung als Voraussetzung zum Beantragen von Fördermitteln entstehen kann. Der Kreisverkehr würde größer werden als die bereits in der Stadt vorhandenen. Mit den Baumaßnahmen wolle man u. a. einen Teil des Rotenbergs beruhigen und Parkfelder schaffen.
Ohne Einwände erfolgte am 12.06.2007 die Beratung im Technischen Ausschuß zur Umbenennung der Straße des Friedens, informierte der Bürgermeister. Den Antrag stellte die Familie des ehemaligen Lederfabrikanten Fritz Brumm. Die früher in der Poststraße ansässige Firma Gebrüder Brumm schenkte 1918 der Stadt Meerane ein großes Grundstück, das von der Chemnitzer Straße bis zum Promenadenweg reichte. Die Stadt erhielt dadurch die Möglichkeit, den kompletten Bereich zu bebauen, u.a. mit dem Bürgerheim. Außerdem erhielt die Stadt eine Spende von 20 000 Reichsmark. Es entstand der Fritz-Brumm-Block mit 70 modernen Wohnungen 1928/29 und weiteren 68 im Jahre 1930. Die Stadt veräußerte zudem Flächen an Häuslebauer. Die Verwaltung, so der Bürgermeister, sieht den Wunsch nach Rückbenennung der Straße des Friedens in Fritz-Brumm-Straße als berechtigt an und wolle damit einen ehemaligen Bürger und Gönner Meeranes ehren.
Widerspruch kam von Lothar Schilling. Nach den schlimmen Erfahrungen von zwei Kriegen sehe er keinen einzigen Grund, die Straße des Friedens umzubenennen. Seine Fraktion, Die Linke, werde dagegen stimmen. Roland Bachmann vom Meeraner Bündnis argumentierte, er sei in der Fritz-Brumm-Straße geboren, damals noch als Hausgeburt. 1960, nach der Umbenennung hätten die Meeraner immer vom Fritz-Brumm-Block gesprochen. Sogar die Tafel am Haus Nummer 1 sei noch da. FDP-Fraktionschefin Sabine Martens wollte wissen, ob die Anwohner befragt wurden, während Stephan Richter, SPD, die Rede von Lothar Schilling als polemisch bezeichnete, schließlich sei jeder für den Frieden, und die Familie Brumm habe viel für Meerane getan. Sven Schilling, Die Linke, berichtete von einer Befragung der Anwohner, die er am gleichen Tag vorgenommen habe. Von den 10 Befragten sei es einer Frau egal gewesen, alle anderen sprachen sich dagegen aus. Heftig reagierte der Bürgermeister auf die Äußerungen von Lothar Schilling, nannte sie Schwachsinn, nicht fair und unter der Gürtellinie. Natürlich sei man für Frieden, aber schließlich könnten die Bürger Anträge stellen, die bearbeitet werden müßten und zu denen sich jeder sachlich äußern könne. Sabine Martens erhielt auf Nachfrage die Antwort, daß es keine Befragung der Anwohner gab. Einige von ihnen saßen an diesem Abend im Publikum. Eine Einwohnerfragestunde gab es nicht, aber der Stadtrat erlaubte einer Frau zu sprechen. Diese meinte empört, es wohnen dort nur alte Leute, alle sind nicht einverstanden, schließlich müsse man ja nicht nur den Ausweis ändern lassen, sondern alles ummelden. Stephan Richters Vorschlag, die Entscheidung zu verschieben, um die Akzeptanz der Bürger zu erfragen, und der Vorschlag des Bürgermeisters, Kompromißmöglichkeiten zu suchen, fanden Zustimmung.
Der Tagesordnungspunkt 7 hatte die Gebührenkalkulation 2008 bis 2012 im AZV Götzenthal zum Thema. Der AZV als Solidarverbund, erläuterte der Bürgermeister, muß sich bei der Gebührenkalkulation an das Sächsische Kommunalabgabegesetz halten und kostendeckend arbeiten. Der AZV sei der günstigste in der gesamten Region, habe eine Auslastung von rund 90 Prozent und sei nicht zu groß dimensioniert. Im Zusammenhang mit dem Verlust des Großkunden Drews habe erfreulicherweise das Regierungspräsidium den AZV von der Rückzahlung der Fördermittel entbunden (450 000 €). Die neue Kalkulation macht sich erforderlich, weil die Abwassergebühren nach dem Trinkwasserverbrauch berechnet werden. Die Auswirkungen einer geringeren Trinkwasserabnahme durch den Regionalen Zweckverband Wasserversorgung (RZV) sind auszugleichen, außerdem Erhöhung der Mehrwertsteuer, die allgemeine Kostensteigerung, Mehrausgaben für Energie, Benzin, Chemikalien, erläuterte Sabine Wellnhofer, AZV-Geschäftsführerin. Sie stellte zwei Berechnungsvarianten vor für jeweils Voll- und Teilanschluß. Der Vollanschluß der Variante 2 beispielsweise würde 87 Prozent aller Einwohner im Verbandsgebiet betreffen. Dabei würde die Grundgebühr um 3 € auf 10 € pro Monat steigen, die Entsorgungsgebühr von 2,53 € auf 2,35 € je Kubikmeter Trinkwasserverbrauch sinken. Beim Teilanschluß steigt die Grundgebühr von 3 auf 6 € im Monat und die Entsorgungsgebühr pro Kubikmeter Trinkwasser von 94 auf 97 Cent. 9 Stadträte stimmten für Variante1, 7 für Variante 2 bei 1 Enthaltung. (Auf der AZV-Verbandsversammlung wurde übrigens Variante 2 der Kalkulation beschlossen und gilt ab 01. Januar 08).
In Bekanntgaben und Anfragen ging es u. a. darum, daß im Jahre 2004 insgesamt sechsmal Bußgeld von Hundebesitzern erhoben wurde, 2005 fünfmal, 2006 dreimal und 2007 zweimal. Mündliche Verwarnungen gab es häufiger. Wegen der Zunahme von Verunreinigungen wolle man stärker durchgreifen. Zum Zustand der Wege im Wilhelm-Wunderlich-Park informierte Erdmute Stäuber, daß nach den starken Ausspülungen am 09. und 10. August die Verwaltung die günstigste Variante für die Instandsetzung prüft (Schotter / ausbaggern und Wegaufbau / bituminöse Deckschicht auf dem Weg). Der FFW-Wehrleitung gratulierte der Bürgermeister zur Wiederwahl. Die Anwesenden erfuhren, daß der Abriß des einstigen Möbelstoffwerkes in der Talstraße für 190 000 € zu 75 Prozent gefördert wird. Insgesamt 10 Millionen € verarbeitete die Stadt für die Beseitigung der Hochwasserschäden vom August 2002, „ein Investitionsprogramm, das wir uns nie hätten leisten können“, wie der Bürgermeister kommentierte. jw.
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130 Jahre Drogerie Max Winkler und Söhne – Drogerie & Destillation
Geschäft mit Tradition und kundenfreundlichem Service
Daß heutzutage Geschäfte eröffnen, schließen, kurze Zeit später eine Neueröffnung angekündigt wird, daran hat man sich hierzulande inzwischen gewöhnt. Auch die Poststraße in Meerane bietet dafür einige Beispiele. Aber in dieser Straße finden wir auch ein Geschäft mit langer Tradition, von denen es nur wenige in Meerane gibt. 130 Jahre, so kündet ein großer roter Aufkleber am Schaufenster der Drogerie Max Winkler und Söhne – Drogerie & Destillation von der langen Familientradition. Im nächsten Jahr werden es 10 Jahre sein, daß Sven Winkler die Drogerie leitet, in fünfter Generation.
Drogerie zur Bahn heißt das Geschäft in der Poststraße 14, aber die Meeraner gehen eigentlich meist „zu Winklers“. Über 50 Jahre lang führte der Weg dabei in die Gartenstraße, also in die Nähe der Eisenbahnlinie, denn dort wurde am 17. Oktober 1877 ein Kolonial- und Materialwarengeschäft eröffnet. Julius Winkler, seines Zeichens Böttcher, und Ehefrau Marie boten sogenannte Kolonialwaren an, Branntwein, Flaschenbier; Petroleum, Margarine. Geld verdiente man außerdem mit Schlachten von Klein- und Großvieh.
Max Winkler übernahm im Jahre 1913 die Verkaufsstätte von seinen Eltern und betrieb sie gemeinsam mit Gattin Lina. Aus dieser Zeit stammt der noch heute gültige Name und ein etwas verändertes Profil in Richtung Drogerie und Handel mit Farben, Chemikalien, Drogen. Max Winkler ließ sich überdies die Produktion von Likören und Trinkbranntwein behördlich genehmigen. Der Erfolg gab ihm recht. Der in eigener Destillation und nach eigenem Rezept hergestellte Kräuterlikör wurde zum Renner und ermöglichte nicht zuletzt die Vergrößerung des Angebotes an Weinen und Spirituosen.
Arthur Winkler, Herbert Winkler und Paul Winkler traten nach dem Tod von Max Winkler im Jahre 1933 in dessen Fußstapfen, gingen aber nach einiger Zeit aufgrund von Unstimmigkeiten getrennte Wege. Arthur und Herbert verlegten den Laden in die Poststraße, behielten allerdings den Namen Drogerie zur Bahn bei. Züge fahren auch an diesem Standort nicht allzuweit entfernt vorbei. Eine Kaffeerösterei erweiterte Sortiment und Angebot .
Ein Patent wurde erworben auf die Herstellung des Likörs, der den heute noch bekannten Namen „Draufgänger“ trägt und das Bildnis von Gerhard Leberecht von Blücher, Fürst von Wahlstatt, geboren 1742 in Rostock, gestorben 1819 in Krieblonitz. Laut Wikipedia hat er sich als preußischer Generalfeldmarschall in bedeutenden Schlachten hervorgetan. Seiner offensiven Truppenführung verdankte er den populären Übernamen „Marschall Vorwärts“. Und die gern verwendete Redensart „Er geht ran wie Blücher“ meint ein sehr stürmisches und entschlossenes Vorgehen.
Draufgänger Blücher verkaufte sich gut. Wer die Homepage www.meeraner-draufgaenger.de der Drogerie Winkler aufschlägt, findet Blücher nebst den Hinweisen zum Likör: Familientradition seit 1877 – aus besten Kräutern – wohlbekömmlich – Prost“. Anno DDRzumal durfte übrigens Blücher den Draufgänger nicht zieren. Wohl gab es den Likör bei Winklers nach dem bis heute geheimen Rezept, er war ebenso wohlbekömmlich, aber ohne Bildnis des Generalfeldmarschalls. Der durfte sich erst wieder nach der Wende zeigen. Die Spezialität wird übrigens von der Stadtverwaltung bei entsprechenden Anlässen Auswärtigen gern präsentiert bzw. mit auf den Weg gegeben.
Und eine der Meeraner Gugge-Musik-Gruppen nennt sich stolz „Draufgänger“-Guggis. Bei den auf ihrer Internetseite www.draufgaenger-guggis.de aufgeführten Gönnern steht an erster Stelle, wen wundert’s, die Drogerie Winkler mit Draufgänger und Blücher.
Die lange Firmengeschichte kennzeichnen Höhen und Tiefen. So fiel Herbert Winkler im Zweiten Weltkrieg, schwer erkrankt kehrte Arthur Winkler nach der Gefangenschaft nach Hause zurück. Als private Drogerie mit Spirituosenherstellung wurde das Familienunternehmen in den Zeiten nach dem Krieg und sozialistischer Mangelwirtschaft auf so manch harte Probe gestellt, konnte sich aber dank des Engagements als privates Familienunternehmen behaupten. In vierter Generation folgte Manfred Winkler seinem Vater Arthur nach. Dem Drogisten zur Seite stand Ehefrau Helga Winkler, ebenfalls Drogistin, außerdem Dekorateurin, heute Seniorchefin. In den 60er Jahren erweiterten die beiden die Firma um ein Fotolabor und offerierten der Kundschaft entsprechende Leistungen.
Helga Winkler kennt sich im Geschäft mit seiner äußerst breit gefächerten Palette natürlich bestens aus, steht sie schließlich mittlerweile seit 47 Jahren hinterm Ladentisch. Mit freundlicher Geduld und Kompetenz berät sie ihre Kunden, ganz gleich, ob es beispielsweise um eine Serie schöner Lavendel-Produkte geht, ein wirksames Schädlingsbekämpfungsmittel oder eine gute Möbelpolitur, die man nur bei Winklers findet. Wenn Parfüm, Duschbad, Haarwäsche, Waschmittel, Sämereien, Kerzen gefragt sind, ein kleines Geschenk benötigt wird, man Weihnachtskarten oder einen Herrnhuter Stern erwerben will – alles vorhanden. Sogar den Martinsboten der evangelischen Kirchgemeinde bieten Winklers mit an. Und natürlich steht die Spezialität Draufgänger in verschiedenen Abfüllungen und Flaschen nicht allein in den Regalen, ein reichhaltiges Sortiment an guten Tropfen macht die Wahl schwer. Aber treue Stammkunden wissen die fachliche und gute Beratung genauso zu schätzen wie Kunden, die ab und zu im Geschäft vorbeischauen. Ist die Seniorchefin nicht am Platz, so sind sie auch bei Anke Billing, der Angestellten, sehr gut aufgehoben.
Im Stadtbild von Meerane fällt der gelbe Renault-Kleintransporter mit dem Bildnis des Generalfeldmarschalls auf, wenn er etwa irgendwo in der Nähe der Drogerie parkt oder wenn Sven Winkler in Sachen Extraservice unterwegs ist. Auf Wunsch liefert er die Waren den Kunden nach Hause, Getränke beispielsweise. Ältere Leute nehmen dies gern in Anspruch, oder Einrichtungen des betreuten Wohnens. Die freundlichen Worte beim Liefern, das kleine Gespräch gehören selbstverständlich dazu. Mit dem Fahrzeug voller Draufgänger fährt der Drogerie-Chef quasi über Land, beliefert Fachgeschäfte in Leipzig, Zwickau, Chemnitz, Gaststätten in Thüringen und Sachsen, alle Meeraner Hotels, deren Gäste sich dann schon gern einmal im Laden umschauen. Den Meeraner Draufgänger bietet auch der Internetshop www.kaufhalle-des-ostens.de an.
Sven Winkler absolvierte eine Drogistenausbildung, übrigens als erster männlicher Lehrling der Glauchauer Adler-Drogerie. Außerdem ließ er sich in der Weinbrennerei Meerane zum Destillateur ausbilden. Seit 1986 arbeitet er in der Drogerie zur Bahn seiner Eltern, die er nach dem Tod des Vaters seit 1998 leitet. Ihm obliegt es nun, die Familientradition weiterzuführen, die Drogerie und die Herstellung der begehrten Meeraner Likörspezialität Draufgänger. Auf Kundenwunsch wird auch schon einmal etwas Neues kreiert. Im Regal stehen anno 2007 Quittenlikör und in der Stadt mit dem immer größer werdenden Kürbisfest auch Likör der runden und gesunden Frucht. jw .
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Nach Rechnungsprüfung wartet Öffentlichkeit immer noch auf das Ergebnis
Der sächsische Rechnungshof hat im Herbst 2004 die Stadt Meerane und die Mesteg geprüft. Geprüft wurde die Haushaltkasse und Rechnungsführung in den Jahren 1995 bis 2002. Diese Prüfung wurde von Bürgermeister Prof. Ungerer in der Freien Presse vom 9. September 2004 breit angekündigt. Damit sollte schon im Vorfeld der Prüfung ein breites öffentliches Interesse an vermuteten Verfehlungen seines Amtsvorgängers geweckt werden. Bis heute war aber weder in der Freien Presse noch im Amtsblatt des Bürgermeisters, der Meeraner Zeitung, etwas über das längst vorliegende Prüfergebnis zu lesen. Es gab vom Bürgermeister bisher dazu keine öffentliche Information. Warum?
Im Juli 2006 wurde aus dem Prüfbericht lediglich ein Auszug, in welchem zudem wesentliche Passagen fehlten, an die Stadträte ausgereicht. Eine öffentliche Aussprache erfolgte nicht. Im Gegensatz zu Stadtrat Bernd Zenker (Freie Wähler), der als einziger die Möglichkeit nutzte, den kompletten Bericht im Rathaus einzusehen, interessierte sich nicht einmal der noch im Stadtrat sitzende „Ankläger“ Lothar Schilling (PDS, jetzt Linke) für den Bericht. Warum?
Ich hatte Gelegenheit, 2006 den vollständigen Prüfbericht bei der Rechtsaufsichtsbehörde im Landratsamt Glauchau einzusehen, weil der Prüfzeitraum auch meine Amtszeit bis 2001 betraf. In dem Prüfbericht war nichts von dem zu erkennen, was die damaligen Stadträte, Jens Hessel (CDU), Arno Frenz (SPD) und Lothar Schilling (PDS) zur Begründung ihrer Strafanzeige gegen mich vorgebracht haben.
Das Ermittlungsverfahren wurde 2003 durch den Staatsanwalt eingestellt.
In diesem Zusammenhang ist auch die Rolle des Landrats Dr. Scheurer (CDU) nicht vergessen, der im Vorfeld der Bürgermeisterwahlen 2001 versuchte, die Öffentlichkeit und Teile des Stadtrates gegen mich zu instrumentalisieren.
Nicht anders verhielt sich Bürgermeister Prof. Ungerer nach seiner Wahl zum Bürgermeister 2001, der in der Bevölkerung ein Feindbild namens „Ohl“ aufbaute. Warum?
Nun ist mit der Prüfung des sächsischen Rechnungsprüfungshofes aus dem Jahr 2004 dieses Kartenhaus der Vermutungen und üblen Nachreden gegen mich endgültig zusammengefallen. Es ist mir wichtig, dass Landrat und Bürgermeister auf der Grundlage des Prüfberichts ihre früheren ehrenrührigen Äußerungen gegen mich öffentlich zurücknehmen. Für mich wäre damit die Angelegenheit endlich erledigt. Doch hat der Bürgermeister auf meine schriftliche Bitten zur Veröffentlichung des Prüfergebnisses bisher nur ausweichend reagiert. Warum?
Dr. Peter Ohl
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Erste Begegnungen in der DDR
In meinem Bericht zum 3. Oktober 2007 habe ich versprochen, von den Hintergründen für meine Tätigkeiten ab 1990 in der DDR zu erzählen:
Ab Mitte der 60-er Jahre habe ich nebenberuflich als Dozent Staats- und Verwaltungsrecht unterrichtet. Den jungen Verwaltungsbeamten habe ich, insbesondere im Staatsangehörigkeitsrecht, die bei uns oft schwierigen geschichtlichen Zusammenhänge und die Entwicklung erläutert. Zur deutschen Teilung nach 1945 habe ich bis Frühjahr 1989 erklärt, dass ich davon überzeugt bin, dass es wieder zu einer Vereinigung der beiden deutschen Teilstaaten kommen wird, weil aus der geschichtlichen Erfahrung noch nie die Trennung einer Nation auf Dauer gegen ihren Willen Bestand hatte. Allerdings habe ich gesagt, dass ich nicht glaube, diese Wiedervereinigung noch zu erleben. Dass ich dabei falsch lag, freut mich.
Ich habe mich schon immer für Geschichte, Kunstgeschichte und Kunst interessiert. Meine vielen Reisen haben mich daher an damit verbundene Stätten in der Bundesrepublik und andere europäische Länder, Russland, Afrika und Asien geführt. Nur die Stätten in der DDR waren mir verwehrt. Meine Frau und ich hatten auch keine Verwandten in der DDR, die uns die notwendige Einladung hätten zukommen lassen können. Als im Frühjahr 1981 über den ADAC eine einmalige Gelegenheit bestand mit dem eigenen Auto zu reisen, haben wir dies wahrgenommen. Die Interhotels waren festgelegt und an das Reisebüro der DDR bezahlt. Vom Zwangsumtausch waren wir daher befreit. Wir konnten von den Hotel-Stationen aus alle Bezirke der DDR bereisen, außer Suhl.
An der deutsch-deutschen Grenze bei Lauenburg wurden wir von einem hoch dekorierten Offizier der Grenztruppen der DDR nach Verwandten, dem Grund und Ziel unserer Reise befragt. In seinem sächsischen Dialekt sagte er: „Gibt es das auch, dass einer nur so zu uns kommt!“ Er hat sich dann interessiert unsere Kunst- und Reisebücher angesehen, die wir zur Vorbereitung der Reise hatten. Er gab uns noch einige Hinweise und leitete uns an einen Mitarbeiter weiter, der uns verhältnismäßig schnell abfertigte. Der Grenzübertritt ging besser als wir zu hoffen wagten.
Jetzt waren wir in dem uns nur aus Büchern bekannten östlichen Deutschland. So führte uns die Reise über Ludwigslust, Schwerin, Güstrow und Rostock, Stralsund, Greifswald, durch die Müritzer Seenplatte nach Berlin und Potsdam, nach Dresden, Bautzen, Chemnitz und Leipzig, Merseburg, Eisleben, Naumburg und Weimar, Eisenach und Erfurt, Quedlinburg, Halberstadt, Wernigerode, Wittenberg und Magdeburg. Von unserem jeweiligen Standort aus haben wir in diesen drei Wochen auch die Umgebung und die schönen Landschaften auf Tagesreisen erkundet.
Wir bekamen mit vielen Menschen Kontakt und konnten viele Gespräche führen, sei es in Restaurants, im Museum, im Theater, in der Oper oder auf der Straße. Wir hörten zu, ohne uns wertend zu äußern. So hörten wir von den Schwierigkeiten und Nöten, von Schikanen und von persönlichen und allgemeinen Problemen, vom Schlangestehen und von Bückware, vom „Organisieren“ und von Tauschhandeln für Baumaterial. Und immer wieder die Reisebeschränkungen. Den baulichen Zustand der Wohngebäude —vor allem in Seitenstraßen der Städte- haben wir gesehen. Das Platziert werden in Gaststätten haben wir täglich außerhalb unserer Interhotels erlebt. Auf die Frage, was wir tun können, hörten wir Immer wieder: „Uns nicht vergessen und immer wieder kommen“. Unterwegs wurden wir so oft wie nie zuvor mit dem Victory-Zeichen, teils auch heimlich, gegrüßt. In Dresden aßen wir vor einem Opernbesuch im Ratskeller und wurden zu einem Ehepaar platziert, die uns neben ihren Nöten erzählten, dass sie dringend Bettwäsche bräuchten. Die war nicht zu bekommen, weil alles nach Moskau zur Olympiade geliefert sei. Sie waren sehr betrübt, dass sie nicht gemeinsam 2 Tage zur Beerdigung ihrer Mutter durften; sie würden doch Heim und Arbeit nicht im Stich lassen.
In Berlin Unter den Linden standen wir vor einem Autosalon. Mit einem jungen Paar kamen wir ins Gespräch. Sie erzählten uns, dass sie schon über 10 Jahre auf einen Trabi warten. Die Frau sah sich um und gab unvermittelt dem Mann einen Stoß, sie verschwanden schnell ohne Gruß, ein in unserer Nähe stehender Mann hinterher.
In unserem Hotel in Berlin, dem Palasthotel, bestellten wir in dem nur Hotelgästen zugänglichen Restaurant vor dem Essen an unserem Hochzeitstag einen Sherry, der uns mit 6,50 DM eigentlich zu teuer war. An einem anderen Tag aßen wir im selben Hotel in dem jedem zugänglichen Restaurant „Jade“ und leisteten uns wieder einen Sherry. Hier mussten wir allerdings 13 DM bezahlen, unsere DDR-Mark wurde nicht akzeptiert. Dafür waren die Gerichte billiger.
In Dresden wollten wir nach einem langen Stadtmarsch auf dem Weg zu unserem Hotel Newa noch eine Kleinigkeit essen und landeten in der Prager Straße schräg gegenüber dem „Rundkino“ In der polnischen Gaststätte „International“. Außer uns war nur noch ein Ehepaar aus Dresden da, deren Tochter dort ausgebildet wurde und die sie abholten. Sie empfahlen uns einen polnischen Wodka mit Gras. Sie setzten sich zu uns und nach einigen Runden und langen Gesprächen, sagten sie, dass sie bei der Wismut beschäftigt sind und morgen berichten müssten, dass sie Westkontakt hatten. Sie sagten, dass ihr Sohn bei der NVA sei. Und wenn er jetzt käme, müsste er den Tisch oder den Raum verlassen. Als wir zuhause ankamen, hatten wir von dem Ehepaar einen Brief mit einer Einladung und einer langen Liste von Waren, die sie, ihre Tochter und ihr Sohn brauchen würden. Wir wollten sie nicht wieder In Verlegenheit bringen, einen Westkontakt zu melden.
Im Hotel Elefant in Weimar wurden die Hotelgäste jeweils an einen Vierertisch gesetzt. Obwohl noch viele Tische frei waren, wurde ein Ehepaar zu uns platziert. Dies war komisch, aber uns nicht unrecht, weil wir so Gesprächspartner hatten. Er war ehemaliger Rektor in Weimar, in Ungnade gefallen zum Lehrer degradiert, sie war an der selben Schule Sekretärin. Sie wollten sich einmal im Monat in einem Devisenhotel etwas leisten. Das Gespräch kam von ihnen schnell auf die schlechten Verhältnisse und auf die ungerechte Behandlung des Mannes. Die Frau bemängelte die Schwierigkeiten beim Einkauf; beim Kauf der Unterwäsche für ihren Mann bekommt sie nicht die richtige Größe. Ein Abzeichen am Revers des Mannes konnte ich nicht richtig sehen. Als sie gingen, waren wir die Letzten. Die Bedienung fragte uns: „Haben Sie sich mit unserem Genossen gut unterhalten?“ Ich war froh, dass wir uns nicht wertend geäußert hatten.
Die gleiche Reise wie wir machte auch ein Ehepaar aus Hamburg. So sahen wir uns meist abends oder beim Frühstück im Hotel. Wir wollten uns bei einem Glas Wein abends zusammensetzen, um unsere Erfahrungen austauschen. In Erfurt unterhalb der Krämerbrücke an der Gera fand ich das Weinlokal „Weißer Schwan“. Obwohl der Hin- weis „Geschlossene Gesellschaft“ am Abend wie schon am Mittag angebracht war, gingen wir hinein. Wir wurden auf die geschlossene Gesellschaft hingewiesen, durften nach einigem Bitten und Drängen dann doch bleiben. Drei Bedienungen standen an der Theke, wir unterhielten uns bei einigen Flaschen Wein. Als wir spät abends immer noch die einzigen Gäste waren, erfuhren wir, dass dieses Schild dem Schutz des Ausverkaufs dient
In einem Dorf in der Lausitz fragten wir einen älteren Mann nach einem Speiselokal. Wir unterhielten uns kurz. Er zog aus seiner Tasche den Werbeprospekt eines bekannten westdeutschen Kauf- und Versandhauses. Er fragte uns, ob wir dies auch bekommen würden, wenn wir dies kaufen wollten. Er bezweifelte unser „Ja“ und meinte, dies wäre sicherlich nur Propagandamaterial.
Auch mit Volkspolizisten kamen wir ins Gespräch. In Berlin, Unter den Linden, direkt an der Absperrung zum Brandenburger Tor stellten wir uns neben einen dort wachenden VoPo. An meine Frau gerichtet, fragte ich laut, was das rechts wohl für Gebäude sind. Es hatte geklappt und wir erhielten auf sächsisch die freundliche Antwort: „Das ist die Charite“. Der Polizist erzählte uns noch über die Reichskanzlei und dass der Adolf‘ in dem noch nicht geöffneten Bunker bestimmt noch eine Überraschung bereit hält.
Nicht so freundlich war es in Dresden. Wir wollten tanken und suchten die in unseren Reiseunterlagen vermerkte Intertankstelle. Der VoPo an der Ecke verwies uns barsch in einen entgegengesetzten Stadtteil. Wir fuhren um die Ecke und keine 50 m entfernt war die gesuchte „Großtankstelle“ und wir konnten unsere Tank-Gutscheine einlösen.
Peinlich war uns, dass wir an einem besonderen Schalter Karten für Konzert und Oper ohne Probleme bekamen und die Bürger der DDR mussten warten. Auch wenn sie nichts mehr bekamen, haben wir nie ein böses Wort gehört.
All diese Ungereimtheiten, Schikanen und Schwierigkeiten der DDR-Bürger bel der Bewältigung des täglichen Lebens und die Unfreiheit haben uns jahrelang beschäftigt. Es hat uns geqält, dass wir machtlos nichts zur Hilfe bewirken können. Wir haben uns weiterhin interessiert gezeigt. Die Maueröffnung und Wende im November 1989 war daher für uns eine Freude, wie ich kaum eine zuvor erlebt habe. Als im Januar 1990 die Räte der Kreise Bischofswerda und Niesky beim Landratsamt Ludwigsburg um Kontaktaufnahme baten, war ich in unserer Dezernentenrunde der einzige, der diese Orte kannte und landschaftlich einordnen konnte. Ich war daher gerne bereit für diese Kreise und später auch noch den Kreis Chemnitz die Verwaltungshilfe zu koordinieren und um Helfer zu werben. Mehrere Monate habe ich in Sachsen beratend gearbeitet. Bald war auch noch die Fortbildung zu organisieren und ich habe an vielen Orten als Dozent gewirkt. Es war für mich daher auch später eine Selbstverständlichkeit, nach Meerane zu kommen, als am 3. Oktober 2000 in Glauchau Herr Landrat Dr. Scheurer mich darum gebeten hatte und Herr Bürgermeister Dr. Ohl dem zugestimmt hat in der Kenntnis der Verhältnisse bei der Rundreise durch die DDR habe ich diese Aufgaben gerne und engagiert gemacht. Abgelehnt habe ich immer wieder die Übernahme eines Amtes als Landrat oder Bürgermeister, weil ich überzeugt bin, dass dies in erster Linie jemand machen sollte, der die Verhältnisse selbst erfahren hat und die in 40 Jahren geprägte Mentalität der Menschen besser verstehen kann. Diesen beratend zu helfen, war ich immer bereit. Und es freut mich, dass die vielen persönlichen Kontakte bis heute bestehen.
Ralph Schmid, Ludwigsburg Kreisverwaltungsdirektor a. D.
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Verbrieftes und „Vermailtes“ |
Leserbrief
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde in Meerane,
obwohl fast sieben Jahre verstrichen sind seit ich bei Ihnen in Meerane in Stadtverwaltung und Stadtrat arbeiten konnte, interessieren mich bis heute die weiteren Entwicklungen in Ihrer Stadt. Ich verfolge —soweit möglich- die Presseberichte aus Ihrer Umgebung. Es hat mich gefreut, dass die Anfang des Jahres 2001 beschlossenen und eingeleiteten Konsolidierungsmaßnahmen gegriffen haben und wie damals geplant, eine Sicherung der städtischen Finanzen innerhalb von fünf Jahren erfolgt ist. So kann die Stadt wieder ausgeglichene Haushalte vorweisen und sie hat einen größeren Spielraum für Investitionen. Die Belastung der abgabepflichtigen Bürger und Einwohner hat so für die Gemeinschaft gewirkt. Wenn auch weiterhin der Fortschritt nur in kleinen Schritten kommt, zeigt sich von Jahr zu Jahr deutlicher, dass die 1991 in die Wege geleiteten Maßnahmen zur Industrieansiedlung und zur Schaffung von Arbeitsplätzen heute der wertvollste Faktor für die Bürger und für die Einnahmen der Stadt sind. Es ist schön, dass Meerane bei der Gewerbesteuer einen Spitzenplatz unter allen Städten in Sachsen gehalten hat und deren Aufkommen so weiterhin zur Tilgung der Darlehen zum Bau des Gewerbegebietes beiträgt. Ich hoffe, dass die 2001 von mir mit initiierten Belastungen für Sie auch in Ihren Augen gerne für das Gemeinwohl hingenommen wurden. Es freut mich auch, dass die damaligen bösartigen Vorwürfe gegen Verantwortliche der ersten Stunde sich nicht erhärtet haben, wie ich dies damals schon festgestellt hatte, ja das Gegenteil sich erwiesen hat. Bedauerlich ist, dass diese Feststellungen, wie z. B. der Bericht des Staatlichen Rechnungsprüfungsamts beim Sächsischen Rechnungshof nicht in der nötigen Weise die allgemeine Öffentlichkeit erreicht haben. Hierin wurde abschließend klar gestellt, dass das Verwaltungshandeln des Stadtrates und von Bürgermeister Dr. Ohl keinen Anlass zu Beanstandungen gegeben hat. Ich glaube, dass Sie, die Bürger von Meerane, diese Tatsache interessiert hätte.
Ihnen allen wünsche ich ein gesegnetes und friedvolles Weihnachtsfest. Ihnen persönlich und Ihrer Stadt wünsche ich für das Jahr 2008 alles Gute und weitere Fortschritte.
Ihr Ralph Schmid, Ludwigsburg.
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Leserbrief
Von der Stadtratssitzung am 4. September 2007 wird mir folgendes berichtet:
Aus akutem Anlass – Bochmann Nachlass betreffend – wurde über museale Angelegenheiten gesprochen. Dabei äußerte sich Bürgermeister Ungerer über das Meeraner Museum wie folgt: „ Die Dauerausstellung im Museum endet 1945. Das letzte Objekt, das aufgehängt wurde, ist die rote Fahne.“ Diese Aussage ist eine bewusste, unverschämte Frechheit, gepaart mit Inkompetenz.
An der Errichtung des damaligen Gewerbemuseums 1888 hatte auch mein Urgroßvater Friedrich Theodor Röbbecke mitgewirkt. Von 1978 – 86 war es geschlossen. Unter der fachkundigen Leitung von Frau Palm-Sachet blühte das Museum wieder auf. Seit der Wiedereröffnung 1992 wurden bis 2002 über 40 Sonderausstellungen zu den vielfältigsten stadt- und landesgeschichtlichen Themen veranstaltet, darunter auch zeitgenössische Inhalte wie Wendezeit oder Ausländer. Das Museum pflegte über Veranstaltungen wie den „Museumstisch“ lebendigen Kontakt zur Bevölkerung, so auch zu Ditte Bochmann, der Familie Röbbecke und der Familie von Ralph Arthur Roberts.
1997 zeigte das Museum eine bemerkenswerte Ausstellung mit Werken des Malers und Kopisten Moritz Röbbecke. Meines Großonkels 150-jährigen Geburtstag in diesem Jahr hätte die Obrigkeit der Stadt getrost eine Gedenkminute oder ein paar Zeilen in der Ungerer`schen Hauspostille widmen können! Wo befindet sich jetzt das große Ölgemälde meiner Urgroßeltern, das lange im Treppenhaus des alten Rathauses hing? Friedrich Theodor Röbbecke, der Vater des Kunstmalers, war übrigens der Mitbegründer des Gewerbevereins, der als eine hoch geachtete Persönlichkeit manche Ehrung erfuhr. – Frau Palm konnte sogar einige Kopien nach Alten Meistern von Moritz Röbbecke, gemalt für das Hohenzollern`sche Kaiserhaus, vom Kunstmuseum Düsseldorf als Leihgaben erhalten – darunter das viel bewunderte Bild der „Mona Lisa“. Ich kann nur hoffen, dass alle Bilder gut und wohlbehalten im Depot schlummern.
Dr. Hans Röbbecke, Bonn
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Aus anderen Zeitungen und Veröffentlichungen |
Kommentar zum Artikel „Ansiedlung füllt Stadtkasse“ aus der Freien Presse vom 22. Dezember 2007
Ein erfreuliches Weihnachtsgeschenk für die Stadt Meerane. Wieder konnten über 40.000 Quadratmeter erschlossene Gewerbegebeitsfläche für den guten Preis von 35 € pro m² verkauft werden. Damit wird das in den 90er Jahren von der Stadt im Verbund mit der Mesteg vorbereitete Gewerbegebiet von fast 1,5 Millionen Quadratmeter bis auf einen Rest von ca. 35.000 m² belegt sein. Die Kredite für die Erschließung laufen noch bis zum Jahr 2023. Den Gewinn daraus zieht die Stadt durch Gewerbesteuereinnahmen, die zu den höchsten pro Einwohner im Freistaat Sachsen zählen. Die dort geschaffenen letztlich rund 3000 Arbeitsplätze sind in heutiger Zeit von ganz besonderer Bedeutung. -ohl-
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Kultur |
Am Billardtisch aufgewachsen
Vor ca. 40 Jahren half mir Klempnermeister Karl Lüpfert in Meerane heimisch zu werden.
Ich begann meine Tätigkeit als junger Arzt in der Praxis am Altmarkt, er kam als Patient. Da man sich beim Hausarzt nicht nur über eigene Beschwerden sondern auch über das Leben im Allgemeinen unterhalten kann fand bald seine Lieblingssportart -das Billardspiel- Erwähnung. Ich hatte davon keinen blassen Schimmer, wurde aber doch neugierig.
Also auf ins damalige Jugendklubhaus wo über dem kleinen Saal die Meeraner Billardspieler ihre Übungsstätte hatten. Überwiegend ältere Herren befanden sich am Spiel, kreideten ihre Queues und ließen die Kugeln auf geheimnisvoll vorbestimmten Bahnen rollen.In dieser angenehmen Atmosphäre erklärte mir Karl Lüpfert Grundbegriffe wie man „einen Bock“ macht, die richtige Queuehaltung und was beim Stoß mit Effet gemeint war. Alles weitere war für mich dann Zufall. Von Übungsstunde zu Übungsstunde stieg meine Bewunderung für die Herren und meine Überzeugung dass ich für eine solch präzise Sportart nicht geeignet war. So wurde ich zum begeisterten Zuschauer.
Dabei lernte ich die beiden Lüpfert-Söhne Lutz und Jens kennen und verfolge nun schon über 40 Jahre deren sportlichen Werdegang. Ihr Vater hatte sie in die Kunst des Billardspielens eingeführt und seine Kenntnisse und Erfahrungen weitergegeben. Die Söhne trainierten eifrig, übten sich in Spieltechnik, Ausdauer, Konzentration und entsprechender Theorie. In einer Vielzahl von Wettkämpfen erreichte besonders Lutz Lüpfert nach wenigen Jahren das Niveau der DDR-Spitze. Er errang 14 DDR-Einzelmeister- und 3 DDR-Mannschaftsmeistertitel; gehörte über 20 Jahre der DDR-Nationalmannschaft an und fungierte von 1974 bis 1976 als deren Kapitän. Sich mit den Spitzenspielern des „westlichen“ Auslandes zu messen blieb ihm in der DDR versagt. Seine Ausreise zur aktiven Teilnahme an der Europameisterschaft der Junioren 1957 in Belgien (Diszipl. Freie Partie) wie auch später bei den Männern (Diszipl.Cadre 35/2) wurde gleichermaßen abgelehnt wie die angestrebte Auszeichnung mit dem Titel „Meister des Sports“.
Die Anullierung des Länderkampfes Österreich – DDR in Wien 1976 durch die Verbandsführung veranlasste Lutz Lüpfert seine leistungssportliche Laufbahn aufzugeben. Fortan startete er nur noch bei regionalen Turnieren, den Punktkämpfen der 1. Meeraner Mannschaft und widmete sich dem Nachwuchs. Auch auf „ärztliches Anraten“ stieg er zum Ausgleich auf das Rennrad um und ist ihm treu geblieben von der „Steilen Wand“ bis zum Dolomiten-Radmarathon 1998.
Der historische Umschwung 1989/90 ergab für Lutz Lüpfert die Möglichkeit sich nunmehr auch mit den bundesdeutschen Spitzenspielern in seiner Spezialdisziplin Cadre 35/2 zu messen und es begann seine 2. Sporthalbzeit. Eine konsequente Trainingsintensivierung brachte ihm nach einer Vielzahl von Landesmeistertiteln in verschiedenen Disziplinen im Jahre 1996 zum ersten Mal den Titel eines Bundesmeisters im Cadre 35/2 .Eine Wiederholung dieses Titelgewinnes gelang ihm , als einziger Vertreter aus den neuen Bundesländern startend, im Jahre 1999. Persönliche, teilweise diskriminierende Erlebnisse als „Ossi“ bei zentralen Turnieren ließen ihn damals über einen Ausstieg aus der bundesweiten Spielaktivität nachdenken.
Jedoch erneut im Jahre 2003 am Start errang er den Titel eines „Bundes- bzw.Deutschen Meisters“ der Senioren und verteidigte von 2004 bis 2007 ohne Unterbrechung diesen Titel erfolgreich. Diese beispiellose Siegesserie war Anlass für mittlerweile in Kraft getretene neue spieltechnische Vorschriften die eine einseitige Benachteiligung stärkerer Spieler nach sich ziehen. Vorrangig deshalb sieht Lutz Lüpfert den Zeitpunkt gekommen sein Vorhaben einmal ungeschlagen abzutreten zu verwirklichen und sich aus dem nationalen Wettkampfgeschehen zurückzuziehen. Seiner Sportgemeinschaft, der SG Meerane 02 Abtlg. Billard, wird er weiterhin uneingeschränkt zur Verfügung stehen und sich auch weiterhin der Ausbildung des Nachwuchses in dieser interessanten Sportart widmen – so wie er es von seinem Vater vor Jahrzehnten gelernt hat. Im komfortablen Meeraner Spiellokal über der Gaststätte im Richard-Hofmann-Stadion sind z. Zt. 4 Mannschaften mit ca. 20 aktiven Spielern unter der Regie von Abtlg.-Leiter Jens Lüpfert zuhause. – ohl-
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Obere Mühlgasse Meerane im Winter
Dieses großformatige Bild des Meeraner Künstlers Henry K. Wolf
gehört zu einer Serie von gelungenen Meeraner Stadtansichten,
die in den Restauranträumen des Parkhotels zu betrachten sind.
Ein Besuch lohnt sich.
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Am Rande |
Angekommen
Einige Monate war der Dreifach-Pegasus unterwegs. Das Geschenk des Meeraner Ehrenbürgers Günter Drews an die Stadt, die Skulptur eines Florentiner Künstlers, die Wirtschaft, Kultur, Politik symbolisiert, sollte eigentlich den Kreisverkehr an der Äußeren Crimmitschauer Straße krönen. Aber das Kunstwerk landete dort nicht, ward dafür in Glauchau gesichtet. Inzwischen steht es (seit ein paar Wochen) am Fuße des Bornberges, kam still und leise an. Ergibt sich die Frage, ob der Dreifach-Pegasus an diesem Standort rastet und dann weiterfliegt oder bleibt … jw.
Angepflanzt
Die Überbauung des Seiferitzbaches in der Badener Straße seit Juli 2007 ist jetzt abgeschlossen, und die Straße kann vorübergehend, bis zum Beginn von Kanalbauarbeiten in Richtung Annenstraße, wieder befahren werden. Mit ein paar Kratzern mehr am Gemäuer überlebte erstaunlicherweise das historische Toilettenhäuschen das Baugeschehen. Dieses mit seinen Exklusiv-Einblicken in die Meeraner Unterwelt beobachteten die Passanten übrigens mit besonderem Interesse. Gefällt werden mußte dagegen die schöne alte Birke im Garten daneben. Erfreulicherweise stellte sich dieser Tage „Nachwuchs“ ein. Keine Birke, aber drei Säulenbuchen wurden gepflanzt und gedeihen hoffentlich gut. jw.
Unverändert
Wie andere Gassen in Meerane, so verlor auch die Wehrgasse im Laufe der Zeit ihren Charakter als Gasse, was laut Duden-Bedeutungswörterbuch eine „schmale Straße zwischen zwei Reihen von Häusern“ meint. Ein Gang dort entlang lohnt sich aber auf jeden Fall, um die jüngsten Veränderungen in Augenschein zu nehmen. Der Seiferitzbach plätschert jetzt dort offen und sauber unterhalb der Böschung zur Friedrichstraße entlang und lädt zum Spazierengehen ein. Die echte Überraschung für alle, die dort ewig nicht waren, dürfte das Haus Wehrgasse Nummer 5 sein – wie eh und je präsentiert das Textilwarengeschäft Anna Franke dort, was beispielsweise im MB Nr. 124 im Jahre 1992 annonciert war: Strumpfwaren, Untertrikotagen, Haushaltwäsche, Nachtwäsche, Dederonschürzen. Inhaberin Gisela Orzschig hat sogar noch die kleinen Schürzchen im Angebot, wie sie früher im Kindergarten Usus waren. Und wer einen „Preßsack für Klöße“ sucht, wird ebenfalls fündig. jw.
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Der Meister mit seinen Gesellen – kurze Pause für ein Foto
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