Virtuelle Ausgabe Nr. 69 vom 8. Mai 2012
Stadtges(ch)ichtsklitterung
Die von den Meeraner Ortschronisten zusammengestellte Zeittafel 1930 bis 1949 vermerkt für den 6. und 7. Juli 1940: „Dieser Tage erhielt Meerane einen Marktbrunnen (Marktfrau). Sein Schöpfer ist der Leipziger Bildhauer Brumme.“
Die Marktfrau (links) ist in der Zeittafel abgebildet.
Über 70 Jahre also befand sich die Figur samt kleinem Brunnen am Markt. Nach wiederholter Beschädigung 2010 (und Reparatur) wanderte die Marktfrau samt Stadtwappen ins Museum. Und der Marktbrunnen präsentiert sich dieser Tage als große Blumenpflanzschale. Es fehlt damit nicht nur ein beliebtes Fotomotiv, sondern es verschwindet auch ein Stück Meeraner Stadtgeschichte aus dem öffentlichen Bewusstsein. Das Fazit aus dem zerstörerischen Wüten mancher Zeitgenossen kann aber doch nicht sein, dass man markante Dinge einfach wegräumt. Die Marktfrau gehört auf den Markt, und in den Brunnen gehört Wasser, wie es 70 Jahre möglich war.
Während die Wochenmärkte ohne Marktfrau stattfinden und im Brunnen Blumen blühen, bemüht sich die Fördergemeinschaft „Mehr Meerane“ um einen Brunnen auf dem Platz, dessen zuletzt vorgestellter Entwurf dem auf dem Teichplatz doch verblüffend ähnelt. Bereits die vor einiger Zeit am Markt gepflanzten Bäume verkleinerten das Areal, der Brunnen würde diese Minimierung der Marktfläche fortsetzen. Die Händler, die dort regelmäßig ihre Stände aufbauen, dürften nicht begeistert sein; eine Einladung an weitere Händler, die den Wochenmarkt bereichern könnten, stellt dies ebenfalls nicht dar.
Meerane zählte bei Denkmalschützern zu den wenigen Städten in der Region mit einem noch erhaltenen, lang gestreckten und geschlossenen Straßenmarkt. Durch den Abriss der Häuserzeile an der August-Bebel-Straße ging dieser Eindruck bereits verloren (die Auflage des Denkmalschutzes, die Straßenflucht an der August-Bebel-Straße zu erhalten, blieb auf der Strecke). Das Fehlen des historischen Marktbrunnens mit der Marktfrau trägt zum weiteren Stadtgesichtsverlust bei.
Eine andere bedauerliche Veränderung zeigt sich am Bornberg. 1993 erschien das Buch „Stadtbilder aus Meerane“ mit Texten von Andreas Kuhn und Fotos von Thomas Augsten, in dem auch eine Ansicht vom Bornberg enthalten war – so wie ihn Benutzer des Weges hinauf zur Friedrichstraße noch in guter Erinnerung haben. Der Weg und die Treppe weiter oben waren erneuert worden. Jahre später brach die Mauer an einer Stelle ein. Die privaten Besitzer hätten die Mittel nicht, auch die Stadt könne die Instandsetzung nicht bezahlen, hieß es. Die Lösung der Stadtverwaltung – der Bornberg wurde dichtgemacht und „angeböscht“. Im Sommer ist von der kurzen Verbindung in die Oberstadt so gut wie nichts zu sehen, im Winter und im zeitigen Frühjahr schon noch ein wenig.
Von der Friedrichstraße aus lässt sich die Treppe betrachten, deren Betreten ein Zaun verhindert.
Nicht nur aller guten Dinge sind drei, sondern auch aller schlechten Beispiele.
Wilhelm Wunderlich, der sich wegen der Blutbuchenfällung am Bürgerheim kürzlich garantiert im Grabe umgedreht hat, den verschont Meerane auch nicht mit stadtgeschichtlicher Ungereimtheit.
Wer in den Wilhelm-Wunderlich-Park geht und dabei den Weg neben dem Parkhotel wählt, der trifft hier seit geraumer Zeit auf einen Gedenkstein für den großen Gönner Meeranes. Wilhelm Wunderlich ist da zu lesen. Stiftung und Merzenberg Anlagen. Jemand, der es nicht besser weiß, vermutet, er befinde sich am Merzenberg, wie es der Stein verkündet, der aktuell von Bauwagen und Dixi-Klo umrahmt wird. Dabei setzten die Altvorderen aus Dankbarkeit hier im Park das große Denkmal, während sich der abgelichtete Stein am Beginn der gleichnamigen Anlagen befand.
Anno 1993, anlässlich des 100.Todestags von Wilhelm Wunderlich, wurde der neugestaltete Stein im Rahmen einer kleinen Feier enthüllt. Die Blumenrabatte am Sockel hielt sich leider nicht lange. Dennoch liegt kein Grund vor, den Gedenkstein an den total falschen Ort umzusetzen. Hier (wie im Falle der Marktfrau) befand sich der Stein jahrzehntelang an gleicher Stelle. Der Sockel am Merzenberg ist übrigens noch vorhanden.
Das historische Foto stammt aus Band I der Meeraner Geschichten von Lieselotte Miller.
Der Fördergemeinschaft „Mehr Meerane“ und dem Meeraner Bürgerverein würde es gut zu Gesicht stehen, sich stark zu machen, dass Meerane wenigstens an einigen Stellen sein historisches Bild behält. Erinnert sei an den Anstoß der Fördergemeinschaft zum Erhalt des Pfarrhauses am Kirchplatz oder an das von Erfolg gekrönte Bemühen des Bürgervereins um die Heimholung des Crotosteines aus Wechselburg. Juliane Weiss
Was wurde aus Meerane und wohin wird sich die Stadt entwickeln?
Eine städtebauliche und gesellschaftspolitische Fragestellung
von Christiane Illing
Seit meinem letzten Besuch in meiner Heimatstadt schaue ich mit Sorge auf die städtebauliche Entwicklung, die diese Stadt in den letzten Jahren genommen hat. Meerane ist, wie viele andere Kleinstädte mit einem Problem konfrontiert, welches heute im Fachjargon mit dem Begriff der „Schrumpfenden Stadt“ bezeichnet wird.
Damit ist der demographische Wandel, Bevölkerungsrückgang und die zunehmende Überalterung der Gesellschaft und die damit zusammenhängende Entwicklung der Innenstädte gemeint. Eine Aufgabe, die so schwierig und komplex ist, dass seit 2002 ein Bundesprogramm zur Städtebauförderung „Stadtumbau Ost für lebenswerte Städte und attraktives Wohnen“ eingerichtet wurde. Ziel dieses Programms ist die Stärkung der Innenstädte und der Erhalt von Altbauten, der Abbau von Wohnungsleerstand und letztlich deren Attraktivitätssteigerung.
Trotz dieser Tendenz sieht sich die Welt heute mit einem gravierenden Bevölkerungswachstum und Ressourcenknappheit konfrontiert. Aus diesem Grund liegt der Konsens der Stadtplaner bei einer ressourcensparenden Bauweise, bei der jegliche Flächenexpansion möglichst vermieden werden soll.
Kleinstädte wie Meerane sind daher in der Pflicht, die bereits bestehenden Strukturen zu nutzen und zu stärken. Funktionierende Siedlungskerne, nicht fragmentierte Quartiere sind das Ziel.
Meerane bestand seit seiner Ersterwähnung im Jahre 1174 aus einer klar definierten Stadtstruktur. Ausgehend von der Urzelle um die Kirche bildete sich wenig später der eigentliche Stadtkern heraus, bestehend aus zwei Häuserzeilen um einen Markt. Dieser älteste Teil der Stadt erfuhr bis ins späte 18.Jahrhundert kaum eine Veränderung. Die Industrialisierung und die boomende Textilindustrie Ende des 19.Jahrhunderts führte zu einer enormen Flächenexpansion. Erst in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts kam es mit dem Bau des Gewerbegebiets zu einer letzten städtebaulichen Erweiterung. Seitdem ist nun die entgegengesetzte Entwicklung zu beobachten. Aufgrund des Abrisses ungenutzter Fabrikanlagen, Häuser und ganzer Häuserzeilen, zerfällt die Stadt von innen heraus. Das Herz Meeranes besteht inzwischen aus Bruchstücken ohne strukturellen Zusammenhang. Die Darstellung der übrig gebliebenen Gebäude im Schwarzplan zeigt, dass die einstigen Straßenzüge und Plätze kaum noch erkennbar sind.
Genau das ist die Entwicklung, die ich mit Sorge verfolge und die meiner Meinung nach den Zielsetzungen der Förderprogramme zuwider läuft. Die Auflösung des historischen Stadtkerns bedeutet den Verlust unseres kulturellen Erbes. Auf der anderen Seite tragen die entstandenen Neubauten weder durch ihre architektonische noch durch ihre städtebauliche Qualität zur Attraktivitätssteigerung Meeranes bei. Der größte Fauxpas in dieser Hinsicht ist inzwischen leider schon Geschichte und kaum noch rückgängig zu machen: Der Abriss der östlichen Häuserzeile, die einst den historischen Markt begrenzt hat. Entstanden ist ein Parkplatz mit Supermarkt und die städtebauliche Erfindung einer Torsituation, gebildet durch das Kunsthaus und die Bibliothek. Diese widerspricht jedem historischen Verständnis der Stadtstruktur.
Nachdem 1998 ein Wettbewerbsverfahren durchgeführt wurde, welches ein neues Rathaus am Markt vorsah und damit die bauliche Schließung der gegebenen Straßenflucht, ist der heutige Standort als Querriegel in der Poststraße unbegreiflich und in unmittelbarer Nähe zum neobarocken Postgebäude zudem eine architektonische Provokation. Wäre die Stadt nicht gerade an diesen neuralgischen Orten in der Pflicht gewesen, nach qualitativen Lösungen zu suchen?
In Meerane scheinen in den letzten Jahren weder Hilfestellungen von Stadtplanern angenommen worden zu sein, noch wurde versucht, mit der vielversprechenden Methode von Wettbewerbsverfahren zu professionellen Vorschlägen zu kommen. Stattdessen werden die Bauaufträge an ein und dasselbe Planungsbüro vergeben, dessen Stärken vor allem im Bereich der Sanierung liegen. Eine Aufgabe, die bei der derzeitigen Entwicklung ohnehin Priorität haben sollte.
Meerane hat Qualitäten, die man stärken könnte. Dazu zählen im Besonderen der historische Stadtkern, städtebaulich starke Strukturen wie das Crimmitschauer Viertel und das Böhmerviertel, die Schwanefelder Straße mit ihren Fabrikantenvillen, wertvolle Fabrikanlagen aus Backstein und das einzigartige Juwel: die Steile Wand, welche in ihrer Gesamtheit unbedingt unter Schutz gestellt werden sollte. Nicht zu vergessen, und für die zukünftige Entwicklung einer Tradition, auf der aufgebaut werden sollte, sind die Parkanlagen Wilhelm Wunderlichs.
Die Bedingungen sind schwierig und die Lösungsansätze nur im Prozess zu finden. Aber das Bund-Länder-Programm „Stadtumbau Ost“ setzt heute vor allem auf Bürgerinitiative, auf Mitarbeit, auf Beteiligung zur Niveausteigerung der ostdeutschen Städte. Auch wenn meine Generation zum großen Teil aus dem Stadtbild verschwunden ist – es ist immer noch unsere Heimat, verbunden mit vielen Erinnerungen und uns prägenden Erlebnissen. Für diejenigen, die da geblieben sind, ist es ihr Lebensraum, den es zu wahren und zu verschönern gilt.
Die Verfasserin ist Diplomarchitektin der Bauhausuniversität Weimar BUW, cand. MAS in Denkmalpflege und Umnutzung, Zürich. Sie ist ehemalige Bürgerin der Stadt Meerane, ausgebildete Architektin, arbeitet und lebt seit 9 Jahren in Zürich.
“Ab und zu besuche ich natürlich immer noch meine Heimatstadt und verfolge, sozusagen mit dem distanzierten Blick, deren Entwicklung. Seit meinem letzten Besuch im Dezember 2011 beschäftigt mich das Thema auch im Rahmen eines MAS in „Denkmalpflege und Umnutzung“. Im Dezember bin ich daher sozusagen nochmals bewusster durch die Stadt gelaufen, und seitdem lässt mich das Gesehene nicht mehr los.
Aus diesem Grund habe ich mich eingehender mit der Thematik beschäftigt und würde mit diesem Text den Bürgern gern einen Anstoß zum Nachdenken und Mitwirken bei der zukünftigen Entwicklung ihrer Stadt geben.“
Christiane Illing
Leserbriefe |
Als Besucher der Stadt Meerane, (sehr oft seit 1990) ist mir dieses kleine Städtchen ans Herz gewachsen.
Im Laufe der Jahre hat sich sehr viel getan; Positives und auch Negatives; das Stadtbild hat sich sehr verändert.
Viele brachliegende Gebäude und Flächen sind verschwunden, Neues ist entstanden. Die Freitreppe, das Gewerbegebiet, Parks und Grünflächen, die Sporthalle, neue Brücken und Straßen, viele Einkaufsmöglichkeiten; alles super.
Aber – kaum hat man sich an den neugestalteten Marktplatz im Stadtkern (sieht aus wie ein amerikanisches Vororteinkaufszentrum) gewöhnt, wird der Teichplatz mit dem neuen Gebäude verunstaltet. Werden in Meerane städtebauliche Aspekte und Denkmalpflege denn nur mit Füßen getreten? Dieser, von architektonischem Tiefgang zeugende Klotz, ist eine Zumutung für jeden, der den Blick auf den alten Kirchenkomplex wirft.
– Nach welchen Kriterien wurde das Gebäude entworfen?
– Wurden die Meeraner Bürger an der Planung beteiligt (ich vergaß – die Sitzungen wurden von Ihrem Bürgermeister als „nicht öffentlich“ angesetzt)!!!? Der vom Gesetz geforderte Grundsatz der Öffentlichkeit wird nicht beachtet. Ist Meerane gesetzfreie Zone?
Ich schätze, diese Fragen sind sehr naiv. Als Leser des Meeraner Blattes sollte man vom Demokratieverständnis ihres aktuellen Bürgermeisters unterrichtet sein. Selbst Herr Dr. Ohl, der ehemalige Bürgermeister der Stadt, stellt sich da einige Fragen, die arroganterweise, gemäß Meeraner Blatt, nicht beantwortet wurden.
Ach ja! das Wahlplakat von 2001 suggeriert Sachverstand und Herz – eine Farce sondergleichen, wenn man die nachfolgende Zeit betrachtet, beispielsweise das Verjagen der Zirkusleute. Was in Meerane nicht möglich ist, wird anderorts möglich gemacht. Aber wie heißt das? “ Schließt Fenster und Türen, holt die Kinder von der Straße, nehmt die Wäsche von der Leine, der Zirkus ist in der Stadt.“
Wenn man all das betrachtet, findet man die Erklärung für den dramatischen Rückgang der Einwohnerzahl Meeranes.
Denkt man an die Worte aus Bochmanns Lied “ Eine kleine Stadt will schlafengehen“, so kommen Gedanken über die aktuelle Situation Meeranes auf. Aber so war das bestimmt nicht gemeint.
Josef Kellner, Bergneustadt
Unglaublich
Als gebürtiger Meeraner komme ich seit ca. 20 Jahren regelmäßig jedes Frühjahr nach Meerane zum Klassentreffen.
So auch jetzt – per Bahn -.
Als der Zug hält, traue ich meinen Augen nicht! Kein Bahnhof, keine alten Holzschuppen, keine alte stillgelegte Unterführung. Dafür eine großzügige ,neue, bepflanzte Anlage mit einem bequemen Gleisübergang, ein modernes Gebäude mit Überdachung (warum aber nicht über dem Fahrkartenautomaten?), Stadtplan und wichtige Taxiadressen für Meerane.
Beachtlich der konsequent durchgeführte Schallschutz für bessere Lebensqualität der Anwohner.
Und das alles in einem Jahr!! Herzliche Gratulation für Meerane und alle Bewohner, die währen der Bauzeit sicher große Verkehrsprobleme hatten.
Als Reisender wird man bei der Ankunft neugierig werden auf die zukunftsorientierte kleine Stadt und ich freue mich schon auf die Bahnfahrt nach Meerane im kommenden Jahr.
Alles Gute – Meerane!
Hans-Jochen Lorenz, Düsseldorf
Brief aus dem Jahr 1946
Diesen Brief aus dem Jahr 1946 von Zirkus Busch an seine Mutter, Irmgard Krause, schickte Eckard Krause aus München:
„Im Meeraner Blatt stand voriges Jahr einiges über Zirkus Busch. Meine Mutter konnte sich noch gut an Zirkus Busch erinnern, der zum Ende des 2. Weltkrieges in Meerane Zuflucht fand. Man suchte eine Köchin. Sie konnte aber die Stelle nicht annehmen, da sie nicht durch Deutschland ziehen wollte.
Das bedauerte sie sehr.
Sie hätte die Stelle erhalten.
Aufgrund des nebenstehenden Briefes
bekam sie eine lebenslange Freikarte
zugeschickt, als der Zirkus auf Borkum war.“
Kultur |
Auf Kennenlerntour in Sachen Alkoholkonsumverbot
Wie sag ich’s im Falle des Falles meinem Ordnungshüter? – Diese bange Frage dürfte so manchen Meeraner umtreiben, der erst kürzlich bei Escher vom handschellenverliebten Meeraner Polizisten hörte und dann noch im letzten Amtsblatt vom 27. April 2012 die neue Polizeiverordnung in Sachen Alkoholkonsumverbot studierte.
Seit 2004 gibt es in der Stadt eine Alkoholverbotsverordnung „für alle öffentlichen Straßen, Anlagen und Einrichtungen im Gebiet der Stadt Meerane“, die sich, wie auf der Stadtratssitzung vom17.04.2012 verkündet, „bewährt“ habe und „auch in der Bevölkerung akzeptiert“ worden sei. – Und an vielen Stellen einfach ignoriert, wie Hinterlassenschaften vor Ort zeigen.
Aber nicht aus letzteren Gründen sollte sich etwas tun, sondern weil sich das Polizeigesetz des Freistaates änderte und deshalb die Meeraner Alkoholverbotsverordnung auf den Prüfstand kam. Die Stadträte mussten über insgesamt 4 Polizeiverordnungen für ein örtlich und zeitlich begrenztes Alkoholkonsumverbot befinden – eine für den Markt und den Wilhelm-Wunderlich-Platz, eine für Teichplatz samt Treppe, eine für Lörracher Platz und Bornbergplatz, eine für den Kirchplatz und den Neumarkt.
Die öffentliche Bekanntmachung im Amtsblatt erklärt auf 3 Seiten dem staunenden Bürger mit Text und Flurkarte die neue Lage. Zum Geltungsbereich Markt und Wilhelm-Wunderlich-Platz nämlich gehören laut § 1 auch die August-Bebel-Straße 9 bis 47, die Marienstraße und die Badergasse. Die anderen Plätze vereinnahmen ebenfalls angrenzende Gassen und Straßen. § 2 der Verordnung klärt auf, dass in diesen Bereichen “der Konsum alkoholischer Getränke“ verboten ist und ebenso das Mitführen „alkoholhaltiger Getränke zum Zwecke des Konsums innerhalb dieser Flächen.“
Die Frage ist nun, muss der Ordnungshüter einem mit Alkohol in der Tasche Erwischten beweisen, dass der im Geltungsbereich an der Flasche naschen wollte?! Wie, wenn dem Ertappten nicht geglaubt wird, dass er für die private Gartenparty zu Haus paar gute Tropfen mit sich führt. Und schädigt das nicht den innerstädtischen Handel, wenn man aus Angst mit Alkoholischem auf den einschlägigen Strecken erwischt zu werden, gleich in die Supermärkte außerhalb des Zentrums ausweicht. Fragen über Fragen.
Der Blick auf § 3 indes dürfte Anhänger des öffentlichen Trinkvergnügens beruhigen und freuen. In unserem Beispiel (Markt und um den Markt herum) gilt: „Das in § 2 benannte verbotene Verhalten wird auf folgende Tage innerhalb einer Woche und auf folgende Uhrzeiten begrenzt: dienstags bis sonntags von 14.00 bis 02.00 Uhr.“ Am Teichplatz-Areal gelten die gleichen Zeiten, während am Lörracher Platz und am Kirchplatz mittwochs bis montags von 13.00 bis 01.00 Uhr ein öffentlich-abstinentes Leben gefordert ist. Es herrscht gewissermaßen eine Rotationsprinzip – blaue Montage auf dem Markt und dem Teichplatz, blaue Dienstage auf dem Lörracher Platz und dem Kirchplatz…
Aber wer kann sich gleich merken, wann man sich nun wieder wo im Meeraner Zentrum zuprosten darf. Vielleicht würde eine Art Kennenlerntour helfen, ähnlich organisiert wie die kürzlich so erfolgreiche Kneipenmeile mit Shuttle etc. Auch Flyer mit Kurzfassung der erlaubten und verbotenen Zonen und Zeiten wären sicher hilfreich für interessierte und durstige Meeraner und Gäste.
Last not least sei § 4 genannt, der Ausnahmeparagraph, der da lautet: „Ausnahmen vom Verbot nach § 2 i. V. m. § 3 dieser Verordnung kann der Bürgermeister der Stadt Meerane erlassen.“ Kein Alkoholkonsumverbot auf den diversen Stadtfesten also. In diesem Sinne – Prost. jw.
Kurz informiert: Mit den „Steepwall Stompers“ und der „hot and blue jazzband“ sind zwei Meeraner Bands beim diesjährigen Internationalen Dixielandfestival in Dresden dabei.
Aktuell berichtet |
Die Meeraner Homepage berichtet unter Aktuelles
(02.05 2012):
„Erste Auszeichnung für privates städtebauliches Engagement.
Mit einer neuen Initiative würdigt die Stadt Meerane private städtebauliche Vorhaben. Dazu Bürgermeister Professor Dr. Lothar Ungerer:
Die Zukunft unserer Stadt wird entscheidend davon abhängen, ob es uns gelingt, eigenständige Profile und unverwechselbare Identitäten zu schaffen: Gebäude und Ensembles, Plätze und Straßen, Parks und Gärten spiegeln den Charakter einer Stadt und lassen erkennen, was dort gearbeitet und wie in ihr gelebt wird, vor allem aber, ob sich die Menschen dort Zuhause fühlen. Für Meerane verbinden sich aus der Tradition Stadtbaukultur, Garten- und Industriebaukultur zu einem zentralen städtebaulichen Aufgabenfeld, dem sich private wie öffentliche Vorhabensträger annehmen.
Mit dem Jahr 2012 führt die Stadtverwaltung eine städtebauliche Plakette ein, die in Würdigung des privaten städtebaulichen Engagements verliehen wird.“ Ende des Zitats.
Eine solche Auszeichnung wäre sicher auch künftig ein Anreiz für private Bauherren in Meerane, sich für eine gute Architektur stark zu machen.
Aber:
Mit Verwunderung musste das Meeraner Blatt zur Kenntnis nehmen, dass befragte Stadträte von dieser neuen Auszeichnung erst aus den Medien erfuhren. Ihnen war demnach bisher vom Bürgermeister weder im Stadtrat noch im Technischen Ausschuss eine Vorlage über diese neue Auszeichnung zugeleitet worden.
Dabei hätte ein Votum des Stadtrates als Hauptorgan der Gemeinde dieser öffentlich sehr wirksamen Auszeichnung ein besonderes Gewicht verleihen können.
Die Stadträte wurden wieder einmal vom Bürgermeister übergangen und in ihrem Recht zur Mitgestaltung beschnitten. Daran kann auch ein nachgeholter Beschluss nichts ändern.
Auch Architekten, Planer und nicht zuletzt die Bürger interessiert, welche Maßstäbe werden angelegt, wer kann sich wo bewerben, welches Gremium entscheidet? Gibt es Preise?
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„Sobald die Bürger beginnen sich informieren, wird es schwierig zu regieren.“
T. O.
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