Virtuelle Ausgabe Nr. 77 vom 30. Mai 2013
Die große Vereinfachung
„Das erste Leben der Angela M.“, auf Platz zwei der deutschen Hardcover-Sachbuch-Charts und viel zitiertes Buch von Ralf Georg Reuth (Oberfranken) und Günther Lachmann (Papenburg) für 19,99 €, versucht auf über 230 Seiten, aus westdeutscher Sicht, das Leben in der DDR zu begreifen.
Nun ist klar, alle ehemaligen DDR-Bürger, die weder in oppositionellen Gruppen tätig waren oder nach dem Westen gegangen sind, stehen unter Generalverdacht der Systemnähe. Vielleicht ist es diese Sichtweise, die mancher Westdeutsche immer noch braucht, um sich gegenüber den Ostdeutschen abzuheben. Die Verkaufszahlen des Buches scheinen das zu belegen. Man könnte es auf das Getöse vor einer Wahl reduzieren, wenn sich „Geschichtsforscher“ und Journalisten mit und ohne Auftrag auf Angela Merkel stürzen, um sie wegen anscheinender Systemnähe zu diffamieren. Aber das ist zu einfach.
Eigentlich ist es müßig, hier aufklärend wirken zu wollen, weil man nur durch das persönliche Leben und Erleben in der DDR diese Zeit verstehen kann. Jeder suchte seinen eigenen Weg unter der Diktatur der Arbeiterklasse. Geformt vom Elternhaus wurden die einen Kommunist aus Überzeugung, andere lernten früh, in der Schule anders zu reden als zu Hause. Der Eintritt in die Pionierorganisation und FDJ folgten quasi automatisch. Wer sich dem verweigerte, entschied sich selbst für ein Leben auf dem Abstellgleis.
Das Land war gleichgeschaltet und ein Ende nicht abzusehen.
Über 2.600.000 suchten darum den Ausweg in riskanter Flucht oder in der Ausreise nach dem Westen.
So schwer es wog, seine Verwandten und Freunde, seine Arbeit und seine Heimat zu verlassen, es konnte zu einem Nichts schrumpfen, wenn sich das Gefühl des Eingesperrtseins neurotisch steigerte. Ich war 1989 soweit, hier alles stehen und liegen zu lassen, um mit der Familie fort zu gehen und schrieb am 3. Oktober 1989 an den Glauchauer Kreisarzt Dr. Boehner:
„Sehr geehrter Herr Kreisarzt!
Soeben erhielt ich die Ablehnung meines Reiseantrags in die BRD.
Damit sind für mich alle legalen Möglichkeiten einer Besuchsreise nach der BRD erschöpft. Ich werde keine derartigen Anträge mehr stellen und diesmal auch keine Eingaben nach Berlin schreiben oder im Volkspolizeikreisamt vorstellig werden. Das alles habe ich zur Genüge hinter mir.
Unter diesem Druck kann ich meine ärztliche Tätigkeit nicht mehr ausüben.
Ich bitte um Ihr Verständnis. Mit kollegialen Grüßen – Ohl“
24 Jahre als Hausarzt lagen hinter mir, eine Zeit enger Bindung an meine Patienten. Das zählte nicht. Man verdächtigte mich wahrscheinlich, nicht wieder zu kommen und lehnte meine Anträge für Verwandtenbesuche in die BRD ab, als andere schon längst fahren durften. Das Maß des Misstrauens wird unerträglich. Verwaltungsgerichte, vor denen man gegen Willkür klagen konnte, gab es in der DDR nicht.
In der Lesart von einigen westlichen Journalisten war ich angepasst, ging, weil ich studieren wollte, auf dringendes Anraten meines Klassenlehrers in Apolda, noch während des Abiturs in die FDJ, war nach Übernahme einer staatlichen Arztpraxis im FDGB*, der DSF** und der Volkssolidarität, doch in keiner Partei. Ich leitete eine Gruppe der ersten ärztlichen Hilfe bei der Zivilverteidigung. Ob ich während des Studiums in Jena eine Funktion in der FDJ-Gruppe hatte, weiß ich nicht mehr. Es hätte für mich keine Bedeutung gehabt.
Für die Zulassung zum Staatsexamen wie für die Promotion waren bestandene Prüfungen im Fach Marxismus-Leninismus obligate Voraussetzung.(Manches von dem Gehörten wird mir heute im Turbo- Kapitalismus wieder in Erinnerung gerufen.)
Beiträge zur Geschichte ohne eigenes Erleben erfordern ein hohes Niveau der Verfasser und profundes Wissen, wenn das Aufgeschriebene ernst genommen werden und sich vom Stil der Boulevard-Presse abheben soll. Bei dem oben genannten Buch kommen mir Zweifel auf.
Dr. med. Peter Ohl
* Freier Deutscher Gewerkschaftsbund, ** Deutsch-Sowjetische-Freundschaft (Bemerkenswert ist, dass auf der Aufnahmemarke 1958 ! neben Wilhelm Pieck noch das Konterfei von Stalin zu sehen ist.)
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Förderkreis Friedhof Meerane e. V. informiert
Zwei Jahren nach Gründung des Förderkreises haben viele Meeraner aus nah und fern schon über 41.000 € zusammengetragen und damit zum Ausdruck gebracht, dass ihnen der Erhalt der Friedhofs mit seiner Halle sehr am Herzen liegt. Die Arbeiten am Rundgang der Aufbahrungsräume gehen weiter. Am Schmieder-Grabmal ist die Fläche neu zu gestalten. Für die Hauptarbeiten an Dach und Mauern der Halle sind die Anträge für Fördermittel über den Bundestagsausschuss für Medien und Kultur in der Bearbeitung. Der Bauantrag für die Erweiterung des Parkplatzes an der Friedhofstraße wurde im Rathaus abgegeben.
Fortsetzung der Spenderliste (Spender 253 bis 318) Spendensumme: 41.385 €
Hertha Rockstroh, Christa Ritter, Harry und Gisela Hänsel, Paschold Hans Jürgen, Kurt Dau, Martha Vogel, Irmgard Stein, Wolfgang Meinhardt, Hermann und Christine Rödiger, Ulrike Winzig (Freiburg/Brsg.), Helmut und Elfriede Gneipel, Gertraude Mertens, Helmut Flöter, Christian und Regina Cramer, Wolfgang und Hannelore Ruhs, Rudolf Gelbrich, Günther Kirchner, Helene Martin, Christa Müller, Rainer und Andrea Menge, Ilse Strohbach, Käthe Speck, Horst und Monika Lambert, Marianne Süß, Siegfried und Ute Wolfram, Christa Gudrian, Wolfram und Rosemarie Lenk, Kurt Hoffmann, Frank und Renate Weber, Rosmarie Mazanek, Jürgen und Susanne Schmidt, Manfred und Eliese Ebert, Marion Gilmer, Johannes Köhler, Bernhard und Viola Kratzmann, Christine Knappe, Johannes und Ilse Richter, Werner und Marga Krüger, Brigitta Börnert, Elisabeth Rosin, Maria Wirth, Edith Rohland, Waltraud Beuchold, Lissy Silbermann, Christa Thurm, Thomas Müller, Ursula Marquardt, Petzold und Meyer und Knoll, Ingeborg und Reinhard Heilmann, Käthe Gruner, Ella Riemer, Elisabeth Lange, Jadwiga Izabella Koch (Bad Münder), Christa Malecki, Ilse Grau, Gerhard und Gudrun Großkreuz, Ursula Winter, Hildegard Erler, Dr. med. Lutz Bressau, Inge Lorenz, Lothar und Edith Kluge, Gotthilf und Renate Hirtreiter, Marianne Müller, Kurt und Magdalene Friese, Marion Hassmann, Christa Lichtenstein Irene Kleeberg. Herzlichen Dank!
Weitere Spenden bitte auf das Konto: Förderkreis Friedhof Meerane, Kto Nr. 0710011091, Sparkasse Chemnitz, BLZ 87050000. Verwendungszweck: Friedhofshalle. Bitte geben Sie für die Spendenbescheinigung Ihre Adresse an.
Erinnert sei an den „Besonderen Kalender“ zum 100-jährigen Jubiläum der Friedhofshalle mit Meeraner Motiven von Ludwig Krause, Berlin. Sie erhalten ihn in den Kirchen St. Martin, St. Marien und Waldsachsen, dem Pfarramt und der Friedhofsverwaltung sowie in der Buchhandlung Goerke für 5 Euro. Der Kalender beginnt mit dem Monat Juli 2013 und endet im Juni 2014, dem Monat der 100-Jahrfeier der neuen Friedhofshalle. Der Erlös wird für deren Erhaltungsarbeiten genutzt. Dr. Peter Ohl
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Entdecke die Geschichte Deiner Stadt
Am 28. Mai besuchten Schüler der Internationalen Mittelschule „Carl Hahn“ Meerane auf Einladung des Förderkreises Friedhof Meerane unseren Friedhof. Sie gehören zur Arbeitsgruppe „Kreatives Gestalten“ unter Leitung ihrer Lehrerin, Frau Steffi Neuhaus.
Den meisten von ihnen war der Friedhof durch die Gräber von verstorbenen Verwandten nicht unbekannt. Doch diesmal wurde die Aufmerksamkeit auf besonders gestaltete Grabanlagen gelenkt, mit deren Namen sich Meeraner Geschichte verbindet.
Beginnend bei Wilhelm Wunderlich über Robert Baum, Eduard Reinhold, Manfred Berger, Fam. Oschatz, Josef Wertheim und Hermann Schulze, besuchten die Schüler auch die Gedenkstätten für die Gefallenen beider Weltkriege. Ihnen wurde anschaulich, welch ein Leid ein Krieg mit sich bringt.
Die neue, fast 100-jährige Friedhofshalle, sahen alle zum ersten Mal von innen. Hier sollen zum Tag des Denkmals am 8. September die Bilder ausgestellt werden, in denen die Schüler der Arbeitsgruppe ihre Eindrücke von ihrem Friedhofrundgang festhalten werden.
In einer knappen Stunde erlebten sie den Friedhof als Ort der persönlichen Erinnerung und Bewahrung der Stadtgeschichte in der Vielfalt der christlichen und weltlichen Begräbniskultur. Die in diesem Mai bisher seltene Sonne ließ an diesem Tag die schönste Parkanlage unsere Stadt in kräftigen Farben leuchten. ohl
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Kultur |
45 Jahre Blasmusik in Meerane
aus diesem Anlass findet am
1. Juni 2013 ein Benefizkonzert
in der St. Martinskirche Meerane statt. Beginn 17.00 Uhr
Aus der Region
Nachlese zum 13. Holzbildhauer Pleinair (10.-25. Mai) am Quellenhof Garbisdorf
Im Vordergrund – Torso von Susann Schade, Grünberg
Leserbriefe |
Wieder ein Meeraner Schweizer mehr
Liebe Redaktion des Meeraner Blatt
wir sind gebürtige Meeraner und haben viele Freunde, Familienmitglieder und Bekannte in der Stadt.
Wir möchten bekannt geben, dass unser Sohn geboren ist:
Sein Name lautet: Milian Marcus Alexander Müller
Er erblickte am 25. April 2013 um 1:18 Uhr in Aarau (Schweiz) das Licht der Welt.
Zu diesem Zeitpunkt wog er 3300 g und seine Größe betrug 50 cm.
Nun sind wir stolze Eltern.
Marcus & Doreén & Milian
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Gelungenes Frühlingsfest
Meerane. Auch in diesem Jahr fand das traditionelle Frühlingsfest im Kursana-Domizil Meerane eine große Resonanz. Unmittelbar vor Pfingsten kamen auch viele Angehörige von Bewohnern der Häuser Ost und Hirschgrund sowie des Hauses Höhenweg, um bei Musik, passenden Getränken sowie Rostern und Steaks vom Grill ein paar angenehme Stunden zu verbringen. Da auch das Wetter mitspielte, war das Frühlingsfest eine schöne Einstimmung für die unmittelbar folgenden Pfingstfeiertage. Auf diesem Weg möchten wir allen ein Dankeschön sagen, die zum Gelingen des Frühlingsfestes beigetragen haben. Andrea Tannert, Direktorin
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Chancen und Risiken der deutschen Energiewende – ein Vortrag von Dr. Eike Roth.
Den Hinweis auf dieses für unser aller Zukunft bedeutsames Thema gab uns ein Lörracher Leser.
Vielen Dank! Zu finden über Google im www.
Eine sehr gut aufgeschlüsselte und lesenswerte Dokumentation des Wiener Wissenschaftlers Dr. Eike Roth.
Zusammenfassung:
· Die Energiewende ist eine gigantische Geldverschwendung.
· Sie bringt Einigen große Gewinne (Manche sind durch sie bereits Milliardäre geworden) und Vielen Armut.
· Sie vernichtet Arbeitsplätze.
· Sie ist ein Irrtumsweg in die Deindustrialisierung Deutschlands (weil energieintensive Betriebe hierzulande nicht mehr wettbewerbsfähig sind und auswandern).
· Sie verstärkt die „Lügenkultur“ im Staat.
· Die Ironie dabei ist, dass die Anhänger der Energiewende sich im Gefühl wärmen, sie wären Gutmenschen.
· Für mich ist, nüchtern betrachtet, die Energiewende ein dringender Appell, sich nicht an „politisch korrekte“ Aussagen anzupassen, sondern diese sehr kritisch zu überprüfen.
· Die Energiewende kann keinen Erfolg haben.
· Und sie wird einen großen Schaden hinterlassen.
Ergebnis
Das Thema war: „Chancen und Risiken der deutschen Energiewende“.
In meinen Augen hat sie sehr viele und große Risiken und sie hat keine Chance
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Der Meister mit seinen Gesellen – kurze Pause für ein Foto
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