LTI – Das Notizbuch eines Philologen
(Lingua Tertii Imperii) ist ein 1947
erschienenes Werk von Victor Klemperer,
das sich mit der Sprache des 3. Reichs,
des Nationalsozialismus, befasst.
Der Hass zeigte damals sein Gesicht
aus Hassgedanken wurden Hassworte
aus Hassworten entstanden Kriege
Heute verbreitet sich Hass im Netz
anonym über Sozial Media Influencer
aber auch zunehmend offen vor
sympatisierendem anonymen Publikum
Datenschutz steht gegen Würdeschutz
Kommt die Demokratie an ihre Grenzen?
Zum 180. Geburtstag von August Bebel am 22. Februar 2020
von Wolfgang Hallmann
In Hohenstein-Ernstthal, in Meerane und in Glauchau wird der Name August Bebel durch eine schon lange bestehende Straßenbenennung in Erinnerung gehalten. Dahinter steckt eine ziemlich umfangreiche Geschichte, die Bebel mit diesen Städten und unserer näheren Heimat verbindet.
Werfen wir zunächst einen kurzen Blick auf die Vita des Sozialdemokraten August Bebel (1840 – 1913). Geboren wurde der spätere Drechslermeister am 22. Februar 1840 in Deutz bei Köln, er war ein bedeutender deutscher Politiker und Publizist, einer der Mitbegründer der deutschen Sozialdemokratie und ein langjähriger Parlamentarier in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Letzteres verbindet ihn gerade mit unserer Region, denn er wurde im Februar 1867 im Wahlkreis 17 des Königreichs Sachsen, der Glauchau, Meerane und Hohenstein-Ernstthal umfasste, in den Reichstag gewählt. Sein Wahlergebnis überzeugte absolut. Im Wahlkreis erreichte er 6395 Stimmen und damit etwa so viele wie seine fünf Konkurrenten zusammen. In Hohenstein kam er auf 489 und im kleineren Ernstthal auf 257 Stimmen. Beide Orte galten als Bebelhochburgen. Den Wahlkreis 17 vertrat er bis 1877. Durch Umzüge wechselte er die von ihm vertretenen Wahlkreise, so bis 1881 Dresden, von 1883 – 93 Hamburg I mit Neustadt und St. Pauli, von 1893 – 98 den Wahlkreis 8 von Elsaß-Lothringen und von 1898 bis zu seinem Tode den Wahlkreis Hamburg I.
Bebel trat im Reichstag für die Verbesserung der Lage der Arbeiter auf, widmete sich den Fragen des Arbeitsschutzes, der Kinder- und Frauenarbeit. Sein Engagement für die Frauenbewegung schlug sich in seinem Buch „Die Frau und der Sozialismus“ nieder. In den 60er- und 70er-Jahren des 19. Jh. betätigte sich Bebel im Gewerblichen Bildungsverein und in der Arbeitervereinsbewegung und übernahm dabei auch führende Funktionen.
In der Zeit des Sozialistengesetzes (1878 – 1890) sah er sich vielen Repressionen bis hin zu mehreren politisch motivierten Gefängnisstrafen durch das Kaiserreich ausgesetzt.
Portrait um 1900 aus der Seidenweberei Hohenstein-Ernstthal Auch in Zwickau saß er ein, die wissenschaftliche Arbeit, „Die bedeutendsten Gefangenen der Zwickauer Strafanstalten – August Bebel, Rosa Luxemburg und der Schriftsteller Karl May“, berichtet darüber.
Um die Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei 1869 erwarb sich Bebel große Verdienste, wurde einer ihrer erfolgreichsten Funktionäre, Redner und Autoren. Ab 1892 bis zu seinem Tod fungierte er als einer der beiden Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Er trat vor allem in seinen Wahlkreisen sehr oft mit Vorträgen auf, berichtete über seine politische Arbeit, die er vor allem Lohnarbeitern, kleinen Handwerkern, aber auch Kleinbauern, Volksschullehrern und unteren Beamten widmete. Zum Beispiel in Hohenstein-Ernstthal legte er als Abgeordneter oft Rechenschaft über seine Tätigkeit ab, sprach über die weitere gesellschaftliche Entwicklung und trat gegen Militarismus auf. So sprach er 1867 im Hohensteiner Schützenhaus, später im Hohensteiner Webermeisterhaus, ehemals Dresdner Straße 14, in der ehemaligen Gaststätte Phönix, im Gasthaus Wüstenbrand, dem späteren Landwarenhaus, in Lichtenstein ganze sieben Mal, so im „Goldenen Helm“ und 1907 vor 3000 Zuhörern im einstigen Kulturpalast, dem späteren Klubhaus, im Rümpfwald und in den Lobsdorfer Schieferbrüchen. Soweit seien einige konkrete Auftritte Bebels genannt, der anderen Orts aber ebenso fleißig unterwegs gewesen ist. Nach Hohenstein und Ernstthal, wofür er schon oft Hohenstein-Ernstthal verwendete, unterhielt er besondere Verbindungen, so zu seinem Gewährsmann Carl Bohne in Ernstthal, mit dem er im August 1871 am 2. Kongreß der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei teilnahm und auch oft bei ihm in der Bergstraße 11 übernachtete, wenn er in unserer Gegend unterwegs war.
Selbst Karl May räumte August Bebel ein kleines literarisches Denkmal ein. In der Humoreske „Die falschen Excellenzen“ (1877/78) erwähnt May ein Bild von Bebel, das im Hohensteiner Gasthaus „Drei Schwanen“ hing. Schließlich und letztlich sei eine Veröffentlichung Bebels erwähnt: „Wie unsere Weber leben“. Darin beleuchtet er ganz konkret die erbärmliche Situation der Weber in den Städten Glauchau, Meerane, Hohenstein-Ernstthal, Lichtenstein, Waldenburg und im Mülsengrund. Bebel ging von Haus zu Haus, von Dorf zu Dorf, erfuhr von furchtbar langen Arbeitszeiten, dem geringen Verdienst, der vorn und hinten für die Familien nicht zum Leben reichte, aber auch von miserablen sozialen Verhältnissen, in denen die Menschen lebten. Allein diese kleine Broschüre, die Bebel 1879 im Selbstverlag herausgab, wäre wie vieles aus Bebels Feder wert, ausführlicher betrachtet zu werden.
Wolfgang Hallmann, Hohenstein-Ernstthal
21.2.2020
Der Förderkreis Friedhof Meerane e. V. informiert
Spendernamen und Fördermittelgeber von 2011 bis 2019 auf zwei Tafeln
am Umgang der Neuen Friedhofshalle festgehalten
Die Hauptsanierung an der Neuen Friedhofshalle ist geschafft. Mit 165.000 € haben die Bürger dazu beigetragen. Für noch ausstehende Arbeiten (Beleuchtung, Beschallung und Umfeld) sind 15.000 € aus Spenden für das neue Jahr zurückbehalten worden. Jetzt geht es darum, auch die erforderlichen Eigenmittel für die anstehende weitere Sanierung der Alten Kapelle zusammen zu bekommen. 2015/16 war zunächst nur das Dach erneuert worden. In diesem Jahr geht es um die Außenmauern, danach um die Innensanierung und Ausgestaltung zu einem Ort der Begegnung. Das hat sich probehalber schon mehrfach zum Tag des offenen Denkmals bewährt.
SEIT ANFANG 2020 STEHT DIE SANIERUNG DER ALTE KAPELLE IM MITTELPUNKT
Neue Spenderliste ab Januar 2020 – 14 Spenden, Summe 1.145 €
(Stand: 21. Februar 2020)
Horst und Isolde Ranft, eine nicht genannte Spende, Brigitte Wrobel, Mirko Och, Horst und Vera Willig, Thomas und Birgit Engert, Stephanie Meinhold, Jochen und Evelyne Schmeißer, Ulrich Rothe, Gabriele Dobeleit (Leipzig), Dr. Ulrike Hüttig (Glauchau), Izabella Koch (Bad Münder II), Sabine Christine Krauss, Roland und Christine Winzig
Allen Spendern sei herzlich gedankt!
Konto für Ihre Spende: Förderkreis Friedhof Meerane e. V.
Sparkasse Chemnitz, IBAN: DE02 87050000 0710 0110 91 BIC: CHEKDE81XXX Zweck: Friedhofshalle.
Vorbereitete Formulare liegen in der Friedhofsverwaltung, im Pfarramt und in der Sparkasse. Der Verein ist anerkannt gemeinnützig. St. Nr. 227/141/07376, FA Zwickau, Bescheid vom 06.12.2018.
Förderkreis Friedhof Meerane e. V.
Vorsitzender: Dr. med. Peter Ohl, Bürgermeister a. D., Moeschlerweg 1a, 08393 Meerane,
Tel. 03764 / 3959, Fax 03764 / 796764, e-mail: foerderkreis-friedhof-meerane@enviatel.net
Stellv. Vorsitzende: Dipl.-Ing. Elisabeth Scholz, Kirchenvorstand; Schatzmeister: Holger Köhler,
Sparkasse; Juristischer Berater: Dirk Noack, Rechtsanwalt; Schriftführer: Uwe Horn, Friedhofsverwalter
Die Reformbewegung um 1900 hatte auch die Begräbniskultur verändert. Infolge technischer und hygienischer Errungenschaften wuchs das Interesse an der Feuerbestattung. Der diesbezügliche Einfluss der Sozialdemokratie in Sachsen, Meerane gehörte zum Wahlkreis von August Bebel, könnte die damalige Entscheidung des Kirchenvorstandes von Meerane beeinflusst haben, bei der Ausschreibung zur Halle einen Krematoriumseinbau vorzusehen.
August Bebel war ein Verfechter der Urnenbestattung. Letztlich wurde, sehr wahrscheinlich auch aus finanziellen Gründen, in Meerane keine Vorrichtung für eine Kremierung eingebaut. –o–
Wunderlich-Pavillon wieder ein echter Hingucker
Im Meeraner Skulpturenpark zwischen Wehrgasse und Poststraße befindet sich seit einiger Zeit dieser kleine Pavillon, der eng mit dem Namen des großen Gönners für Meerane verbunden ist – Wilhelm Wunderlich, der die Stadt zur Universalerbin seines Vermögens einsetzte und damit den Grüngürtel ermöglichte. Der Naturliebhaber Wilhelm Wunderlich legte hinter seinem Wohnhaus in der Augustusstraße 49 (später August-Bebel-Straße) einen terrassenförmigen Garten vor allem mit Farnen und Alpenpflanzen an und der jetzt großen schönen Buche in der Mitte. Dort befand sich eine Gartenlaube wie die auf unserem Foto. Willibald Krause würdigte in den „Meeraner Heimatstimmen“ Nr. 1 vom Januar 1939 anlässlich des 100. Geburtstages von Wilhelm Wunderlich am 28. Februar 1939 dessen Werk. Zum Beitrag gehört ein Foto, das Wilhelm Wunderlich vor der Laube im Kreise seiner Familie zeigt. Wilhelm Wunderlich zog später nach Coburg, wo er am 22. August 1893 starb, seine Urne befindet sich auf dem Meeraner Friedhof in der Familiengruft.
Der Garten einschließlich Laube am Meeraner Wohnhaus wurde auch von den späteren Bewohnern erhalten. Davon überzeugten sich beispielsweise Mitglieder des Meeraner Bürgervereins am 17. August 1993, die im Vorfeld des 100. Todestages auf den Spuren von Wilhelm Wunderlich wanderten, wie das Meeraner Blatt Nr. 200 vom 10.09.1993 informiert. Im Zusammenhang mit der Umgestaltung des gesamten Areals (Kunsthaus, Bibliothek, Einkaufsstätten) lagerte man die alte Laube ein. Auf der Stadtratssitzung vom 27.Februar 2007 wurde mitgeteilt, dass der Wunderlich-Garten wiederhergestellt wird und als grüne Oase im Zentrum auch zu bestimmten Zeiten resp. Stadtfesten geöffnet wird. Die Laube realisierte die Fördergemeinschaft „Mehr Meerane“ als eines ihrer Projekte, ersetzte sie allerdings aufgrund des Zustandes durch eine neue. Das Richtfest fand am 26.06.2008 statt, die feierliche und stimmungsvolle Einweihung am 06.06.2009.
Beim Drogerie-Neubau Jahre später „verschwand“ der kleine Pavillon quasi aus dem Blickfeld – kehrte aber nun durch den Umzug in den Skulpturenpark wieder zurück und befindet sich ganz in der Nähe von Überresten der Pferdetränken, die beim Abriss eines Grundstücks in der August-Bebel-Straße geborgen wurden. Eine Tafel mit Hinweisen zur Geschichte des attraktiven Gartenhäuschens wäre eine schöne Erinnerung an Wilhelm Wunderlich, die sich durch eine hübsche Bepflanzung (z. B. Farne) noch ergänzen ließe. jw.
Jazzkonzert in der Galerie ART IN am 7. Februar 2020, 19.00 Uhr
Mit der hot & blue jazz band Meerane nach New Orleans
Die Eintrittskarte zum Konzert der hot & blue jazz band Meerane berechtigte nicht nur zum Besuch der Veranstaltung, sondern enthielt auch ein Ticket nach New Orleans – zumindest ein musikalisches.
Gut fünfzig Gäste ließen sich am Freitagabend in der Galerie ART IN von den Klängen dieser einzigartigen, zeitlosen Musik begeistern, die die sechs Herren mit großer Spielfreude, Leidenschaft und virtuosem Können darboten.
Aller guten Dinge sind bekanntlich drei. Nachdem die Jazzband in den Jahren 1993 und 1996 bereits in der Galerie gastierte, nun der Auftritt in den neuen ART IN – Räumlichkeiten.
Dabei soll dieser nicht der letzte gewesen sein – so zumindest der Wunsch der brillanten Musiker und des begeisterten Publikums.
Danke für den schönen Abend mit „Hot Jazz“ in seiner besten Manier. Danke auch dem Ehepaar Gerlach, das mit viel Fleiß die Veranstaltung kulinarisch betreute, und dem stets einsatzbereiten Peter „Pauli“ Paulitschke.
Fotos: Heidi Ohl
Antje-Gesine Marsch
Leiterin der Galerie ART IN im Kunsthaus Meerane
Freie Journalistin
Mitglied im Deutschen Journalistenverband
Herausgeberin VOGTLANDSPIEGEL
Buchempfehlung
Jaroslav Rudiš, WINTERBERGS LETZTE REISE
Luchterhand Literaturverlag München, 540 Seiten, 24 €
ISBN 978-3-630-87595-8
In seinem ersten Roman in deutscher Sprache schickt der tschechische Schriftsteller Jaroslav Rudiš einen alten Mann in Begleitung seines Pflegers auf eine Zugfahrt durch Mitteleuropa. Rudiš lässt sein Helden-Duo das fatale 20. Jahrhundert mit seinen Kriegen, Vertreibungen und ideologischen Brüchen auf überraschende Weise ergründen und eigene Verwicklungen aufspüren. Eine originelle literarische Inbesitznahme eines geschichtlichen Terrains. Nominierung zum Preis der Leipziger Buchmesse 2019, Chamisso-Preis/Hellerau u. a.
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Der Meister mit seinen Gesellen – kurze Pause für ein Foto
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